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Tochter der Finsternis: Die Chroniken des Magnus Bane (04) (German Edition)

Tochter der Finsternis: Die Chroniken des Magnus Bane (04) (German Edition)

Titel: Tochter der Finsternis: Die Chroniken des Magnus Bane (04) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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noch nicht mal sonderlich zu überraschen. Ihr Blick wanderte neugierig zu Tatiana. »Mama?«, fragte sie. »Stimmt etwas nicht?«
    Ein leises Lächeln umspielte Tatianas Mund. »Dieser hier ist nicht wie die anderen«, antwortete sie. »Ich meine, er hat durchaus etwas für Frauen übrig. Und auch für Männer. Allerdings heißt es, dass Schattenjäger nicht so sehr sein Geschmack sind. Außerdem ist er kein Sterblicher. Er hat bereits ein langes Leben hinter sich. Man sollte von ihm also nicht die üblichen … Reaktionen erwarten.«
    Magnus konnte sich nur allzu gut vorstellen, wie diese üblichen Reaktionen aussahen – wie ein junger Mann wie James Herondale, der behütet und in dem Glauben aufgewachsen war, dass Liebe sanft und freundlich war, dass man von ganzem Herzen und mit ganzer Seele lieben sollte, auf dieses Mädchen reagierte, dessen Gesten, Mimik, Worte alle schrien: Liebe sie, liebe sie, liebe sie.
    Aber Magnus war nicht dieser junge Mann. Er rief sich seine Manieren ins Gedächtnis und verneigte sich.
    »Ich bin entzückt«, sagte er. »Oder welche Wirkung du auch immer bei mir hervorrufen wolltest.«
    Grace betrachtete ihn mit kühlem Interesse. Ihre Reaktionen wirkten gedämpft, dachte Magnus, oder eher sorgfältig abgewogen. Sie schien wie ein Wesen, dass erschaffen worden war, um jeden zu betören und doch selbst keine eigenen Gefühle zu zeigen, auch wenn das nur ein wahrer Beobachtungskünstler wie Magnus erkennen konnte.
    Auf einmal erinnerte sie Magnus nicht mehr an eine Sterbliche, sondern an die Vampirin Camille, seine letzte und große Liebe und gleichzeitig sein größter Fehler.
    Magnus hatte Jahre damit verbracht, sich einzubilden, dass hinter Camilles eisiger Fassade ein Feuer brannte, dass ihn Hoffnung, Träume und Liebe erwarteten. Was er an Camille geliebt hatte, war nichts als eine Illusion gewesen. Magnus hatte sich wie ein Kind aufgeführt, das daran glaubte, dass sich in den Wolken am Himmel Formen und Geschichten verbargen.
    Er wandte den Blick von Grace ab, die in ihrem adretten weiß-blauen Kleid aussah wie ein Stück vom Himmel in der grauen Hölle dieses Hauses, und sah zu Tatiana. Sie kniff voller Verachtung die Augen zusammen.
    »Kommen Sie, Hexenmeister«, sagte sie. »Ich glaube, wir haben noch etwas Geschäftliches zu besprechen.«
    Magnus ging hinter Tatiana und Grace die Treppe hinauf und folgte ihnen durch einen langen Flur, in dem es praktisch stockfinster war. Magnus hörte, wie unter seinen Füßen Glasscherben zerbrachen und knirschten, und konnte in dem schwachen, kaum wahrnehmbaren Licht gerade so ausmachen, wie etwas vor ihnen davonhuschte. Er hoffte, dass es ein harmloses Tier war, eine Ratte vielleicht, aber die Art, wie es sich bewegte, ließ doch auf etwas deutlich Groteskeres schließen.
    »Kommen Sie ja nicht auf die Idee, irgendwelche Türen oder Schubladen zu öffnen, solange Sie sich hier aufhalten, Bane«, war Tatianas Stimme weiter vorne zu vernehmen. »Mein Vater hat eine ganze Reihe von Wächtern zurückgelassen, die unser Eigentum beschützen.«
    Sie öffnete eine Tür und Magnus nahm den Raum dahinter in Augenschein. Er sah einen umgestürzten Schreibtisch und schwere Vorhänge, die von den Fenstern herabhingen wie Leichen von einem Galgen. Der Holzboden war mit Splittern und verschmierten Blutspuren übersät: Überreste eines lange zurückliegenden Kampfes, die nie beseitigt worden waren.
    Die Bilderrahmen an den Wänden hingen größtenteils schief, an vielen war außerdem das Glas geborsten. Die meisten schienen irgendwelche abenteuerlichen Szenen auf hoher See darzustellen – Magnus konnte damit nicht viel anfangen; ihm war die Lust aufs Meer seit seinem eintägigen Ausflug ins Piratendasein gehörig vergangen –, aber selbst die Bilder, die noch ganz waren, waren von einer dicken Staubschicht bedeckt. Es sah aus, als würden die Schiffe in einem Meer aus Staub versinken.
    Nur ein einziges Portrait war heil und sauber. Es handelte sich um ein Ölgemälde, das anders als die anderen Bilder nicht von einer Glasscheibe geschützt wurde. Trotzdem war darauf kein einziges noch so kleines Staubkorn zu sehen. Abgesehen von Grace war es das einzig Saubere im ganzen Haus.
    Das Gemälde zeigte das Portrait eines etwa siebzehnjährigen Jungen. Er saß auf einem Stuhl und hatte den Kopf nach hinten gegen die Rückenlehne gelehnt, als fehle ihm die Kraft, ihn selbstständig gerade zu halten. Er war furchtbar dünn und so weiß wie Salz. Seine Augen

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