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Tochter der Hoffnung (German Edition)

Tochter der Hoffnung (German Edition)

Titel: Tochter der Hoffnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena S. Murray
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Nervosität an den Tieren ausmachen. Das war ein gutes Zeichen, denn Pferde gehörten zu den Fluchttieren. Das bedeutete, sobald eine Gefahr drohte, suchten sie schnellstmöglich das Weite. Doch diejenige in ihr, die Städterin, die selten so weit in der Natur draußen gewesen war, hielt angespannt nach Gefahren Ausschau. Sicher, Irland und Italien hatten beide eine so unterschiedliche und doch so wunderschöne Landschaft. Doch dieser Ort hier war für Ailish einmalig. Meterdicke Schlingpflanzen hatten sich um die breiten Stämme der Bäume geschwungen. Der feuchte Moosbewachsene Boden dämpfte ihre Schritte und zwischen dem Grün des Waldes tauchten immer wieder blühende Pflanzen in den verschiedensten Farben auf. Über Ihnen zogen Vögel in Regenbogenfarben ihre Kreise und kündigten durch lautstarke Proteste ihren Unmut über die Menschen an. Ailish`s Haare begannen sich unter der hohen Luftfeuchtigkeit zu kräuseln und ihre Kleidung hing ihr schon nass klebend an der Haut. Auch den Anderen schien es nicht besser zu gehen. Liamh strich sich unwillig das feuchte Haar aus der Stirn. Dazu kam noch die kaum auszuhaltende Hitze. Überall um sie herum raschelte es in den Blättern. Je tiefer sie in den Wald vordrangen, desto dichter wurde das Kronendach. Zwischen den Sträuchern und den Farnen entdeckte Ailish kleine rote und leuchtend blaue Frösche. Ailish`s Versuch, die Luft um sie herum in Bewegung zu setzen, brachte leider keine Abkühlung. Liamh bemerkte einen schwarzen Schatten, der sich in einer Kreisbewegung um sie herum schlich. Mit dem Finger auf den Lippen bedeutete er den Frauen, ruhig zu sein. Seine Mutter und seine Schwester schauten sich besorgt um und Sinéad umfasste beruhigend die Hand ihrer Tochter. Liamh bemerkte, dass Ailish mit langsamen Schritten auf ihn zukam und beugte sich zu ihr hinunter. Leise flüsterte sie ihm ins Ohr: „Etwas beobachtet uns. Das Seltsame aber ist, dass ich etwas Dunkles und Böses und etwas Gutes und Reines wahrnehme.“ Gerade als Ailish ausgesprochen hatte, sprang aus einem großen Farn ein pechschwarzes Tier. Das Maul der riesigen Katze war geöffnet und das Gebrüll ließ alle Geräusche um sie herum aus Ehrfurcht verstummen. Liamh reagierte als Erster und stieß Ailish zur Seite und somit aus der Gefahrenzone. Mit einer gekonnten Bewegung wich er selbst den todbringenden Krallen aus und rollte unter dem Tier aus seiner Reichweite. Sinéad und Niall suchten gleichzeitig hinter einem umgestürzten Baumstamm Schutz, um ihn nicht abzulenken. Noch im Aufstehen zog er sein Schwert aus der Scheide und ging zum Angriff über. Kurz bewunderte Liamh die Geschmeidigkeit des Tieres und die Muskeln, die eindrucksvoll unter dem Fell zu sehen waren. Da prallte er auch schon mit dem Körper des Pantar`s zusammen und wurde durch die Wucht des Aufpralls nach hinten geschleudert. Gerade, als er sich wieder erheben wollte, stand die Raubkatze auch schon vor ihm und schaute ihn aus intelligenten orangefarbenen Augen an. Seinem Instinkt folgend, ließ Liamh langsam sein Schwert sinken und legte es neben sich auf den Boden. Einige Lichtstrahlen fielen in diesem Moment auf das Fell des Tieres und ließen es blau-schwarz schimmern. Mit einem Grollen tief aus seiner Kehle heraus drehte der Pantar sich um und lief auf die Stelle zu, wo Liamh und Ailish noch vor wenigen Augenblicken gestanden hatten. Liamh`s Magen zog sich vor Furcht zusammen, als er Ailish nirgendwo entdecken konnte.
     
    Die Welt schaukelte. Anders konnte Ailish es nicht beschreiben. Alles um sie herum war dunkel, doch das kam wohl daher, dass sie die Augen geschlossen hielt. Ihre Stirn pochte vor Schmerz und etwas schnitt ihr ins Handgelenk und in die Fußknöchel. Eine kurze Bewegung verriet ihr, dass ihre Hände und Beine gefesselt waren. Als sie vorsichtig die Augen öffnete, sah sie unter sich den Boden. Anscheinend lag sie mit dem Bauch quer über einen Pferderücken, das erklärte zumindest das Schaukeln. Doch je länger sie auf den schwankenden Boden schaute, desto mehr steigerte sich ihre Übelkeit. Zu ihrem Glück, oder auch Pech, je nachdem, wie man es betrachtete, hielt das Pferd mit einem Mal an und eine ihr bekannte Stimme sagte: „Na nu, da ist mein Gast ja aufgewacht. Verzeiht die etwas unbequeme Art unserer Reise, doch es schien mir die einzig angebrachte Lösung zu sein.“ Als der Mann sie vom Pferd hob und sie wenig sanft an einen Baum lehnte, erkannte Ailish das Gesicht ihres Entführers wieder. Sie

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