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Tochter der Insel - Historischer Roman

Tochter der Insel - Historischer Roman

Titel: Tochter der Insel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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brennenden Schiff voller Menschen gefangen sein. Außerdem betritt niemand von Ihnen den Frachtraum. Dort lagert ausschließlich das Gepäck der Kajütpassagiere. Diese reisen auf dem Hauptdeck – und auch dort haben Sie nichts verloren. An den Geruch der Tiere im Unterdeck werden Sie sich gewöhnen müssen. Sie sind für unsere Versorgung unerlässlich. Es ist strengstens verboten, Tiere im Zwischendeck zu halten. Daher untersage ich es auch, Kaninchen zum Spielen heraufzuholen oder in den Hühnerställen nach Eiern zu suchen.« Mit strenger Miene schaute er zu den Kindern hinüber.
    »Aber Herr Kapitän, wie sollen wir denn kochen ohne Feuer?«, fragte eine junge Frau.
    »Hier, auf dem Deck, gibt es drei Kochstellen, die jeden Morgen entzündet werden. Gruppenweise können dort die Mahlzeiten zubereitet werden. Einmal in der Woche werden neue Rationen an Lebensmitteln ausgegeben. Frisches Wasser gibt es täglich. Es kann sein, dass das Wasser knapp wird und wir zum Waschen Salzwasser verteilen müssen. Ist so weit alles klar?«
    Die Passagiere nickten zögerlich.
    »Den Abort finden Sie hier an Deck. Das Erleichtern an anderer Stelle des Schiffes ist nicht erlaubt.« Wieder setzte Geraune ein. »Dies ist nur in Ihrem Sinne, damit sich keine Krankheiten ausbreiten«, rief Petersen laut.
    Der Kapitän wandte sich zum Gehen, und seine Zuhörer zerstreuten sich. Lea beschloss, noch eine Weile an der frischen Luft zu bleiben. Sie beobachtete, wie sie sich vom Festland entfernten, und verspürte eine tiefe Erleichterung, Ferdinand Gärber entronnen zu sein.
    Bell schien den Vorfall längst vergessen zu haben. »Sieh nur, wie sich die Sonne im Meer spiegelt«, rief sie begeistert.
    »Wunderschön«, sagte Lea und eine unbändige Freude stieg in ihr hoch. Mit jeder Meile näherte sie sich Amerika – und Rebekka.

4
    A ls Lea am nächsten Morgen erwachte, fielen ihr als Erstes die schaukelnden Bewegungen und ein leises Plätschern auf. Für eine Weile blieb sie ganz ruhig liegen und lauschte auf die Geräusche um sie herum. Leise Gespräche drangen an ihr Ohr. Die gespannte Atmosphäre war gewichen. Die Menschen schienen sich eingerichtet und mit ihrem jeweiligen Platz an Bord abgefunden zu haben. Sie hörte das eine oder andere Kind weinen und sanfte Worte der Beruhigung.
    Bell regte sich und schlug mit einem wohligen Seufzen die Augen auf. »Ich habe von einem üppigen Frühstück geträumt. Einem ganz in Weiß gedeckten Tisch und Silberbesteck. Lass uns nachsehen, ob das Essen der Kajütpassagiere wirklich meinen Vorstellungen entspricht.«
    »Vielleicht sollten wir uns doch lieber mit dem dünnen Kaffee und dem Zwieback der Zwischendeckpassagiere begnügen. Es könnte Missgunst wecken, wenn wir neben der Zweierkabine schon wieder eine Sonderbehandlung bekommen.«
    »Unsinn! Wem ist damit gedient, wenn wir aus Angst vor übler Nachrede auf ein bisschen Luxus verzichten?«
    Letztlich saßen Lea und Bell dann aber doch nicht im Speisesaal des Oberdecks. Mit den Resten ihres Frühstücks, das aus Zwieback, Käse, Schinken und einer Birne bestand, traf Schiffsoffizier Hagius die beiden Frauen im Freien an.
    »Meine Damen, warum frühstücken Sie nicht im Speisesaal?«
    »Wir waren nicht willkommen«, sagte Bell nur kurz.
    »Das Essen schmeckt nicht, wenn man den Duft des Zwischendecks in der Nase hat«, äffte Lea einen der Kajütpassagiere nach.
    »Das ist eine Unverschämtheit. Ich könnte dem Kapitän … «
    Bell winkte ab. »Nein, lassen Sie es. All diese hochnäsigen Gesichter würden mir doch nur den Appetit verderben. Wir werden uns die Rationen direkt vom Koch aus der Kombüse holen. So ist es mit ihm abgesprochen.«
    Als Lea ins Zwischendeck ging, um sich ein wärmendes Tuch zu holen, schlug ihr schlechte Luft entgegen. Das lag nicht nur an dem durchdringenden Gestank nach Tieren, der vom Unterdeck heraufdrang. Einige Passagiere schienen sich noch nicht an das Schwanken des Schiffes gewöhnt zu haben und lagen, mit Übelkeit kämpfend oder sich erbrechend, in ihren Kojen.
    Die Stimme des Arztes klang zu Lea herüber. »Ich versichere Ihnen, die Übelkeit geht vorbei. Sie müssen sich nur erst an das Schaukeln gewöhnen.«
    Lea blickte neugierig in die Gesichter ihrer Mitreisenden und fragte sich, welche der Frauen zu den bestellten Bräuten gehören mochten. Bell hatte davon erzählt, dass eine Gruppe von Frauen auf dem Weg zu ihnen unbekannten Männern war, um diese vom Fleck weg zu heiraten.
    »Mir müsste

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