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Tochter der Insel - Historischer Roman

Tochter der Insel - Historischer Roman

Titel: Tochter der Insel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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an nichts fehlt. Die Mahlzeiten werden Sie selbstverständlich mit den Passagieren der Kajütkabinen einnehmen.« Lea runzelte die Stirn und wollte etwas erwidern, doch Bell trat ihr auf den Fuß. »Wenn ich sonst noch etwas für Sie tun kann, dann scheuen Sie sich bitte nicht. Ich muss mich jetzt empfehlen. Fräulein Brons«, er verneigte sich vor Bell. »Fräulein Ernstmann«, sein Kopfnicken galt Lea.
    Bevor die beiden Gelegenheit hatten, den Irrtum aufzuklären, trat einer der Matrosen auf den Schiffsführer zu. »Kapitän Petersen, ein Mann ist mit dringendem Auftrag zum Schiff gebracht worden. Er sucht eine Person, die laut Bordliste hier auf unserem Segler sein soll.«
    »Aus welchem Grund wird diese Person gesucht?«
    »Er sagt, sie ist eine Betrügerin. Hat Verbindlichkeiten, die noch beglichen werden müssen, und wählt jetzt die Flucht nach Amerika. Ihr Name lautet Lea Brons.«
    Lea zuckte zusammen. Ferdinand Gärber! Er hatte sie doch noch gefunden.
    »Geh nach unten«, zischte Bell leise.
    Lea versteckte sich, blieb jedoch in Hörweite.
    Sie sah noch, wie Bell nach dem Ärmel des Kapitäns griff. »Habe ich da gerade meinen Namen gehört? Ich soll eine Betrügerin sein? Wo ist der Mann, der das behauptet?«
    »Er kommt gerade aufs Schiff.«
    »Wo ist Lea Brons?« Das war zweifelsfrei Ferdinand Gärber.
    »Ich bin hier. Was fällt Ihnen ein, mir Betrug zu unterstellen?«
    »Was will dieses Flittchen?« Gärbers Frage schien an den Kapitän gerichtet.
    »Bitte mäßigen Sie sich im Ton. Dies ist die Dame, nach der Sie Ausschau halten. Und wie ich unschwer erkennen kann, haben Sie sie noch nie im Leben gesehen. Es kann sich also folglich nicht um die Betrügerin handeln, stimmen Sie mir zu?«
    »Vor mir steht eine Dirne und nicht die Frau, die ich suche. Dies ist doch nur ein Trick, um mich zu täuschen. Wo ist Lea Brons? Mach den Mund auf, los!«
    Lea hörte Bell schreien, dann ein klatschendes Geräusch.
    »Verdammtes Miststück!«
    »Hagius, der Mann möchte sofort gehen«, sagte Kapitän Petersen bestimmt.
    »Sie können doch nicht einfach … Halt, warten Sie … Verdammt, lassen Sie mich los!« Gärbers Fluchen und Zetern wurde leiser und verklang schließlich.
    »Ich weiß nicht, meine Liebe, was in diesen Burschen gefahren ist. Ich weiß nur, dass ich solche Kerle nicht ausstehen kann. Und zum Glück bin ich der Hausherr auf meinem Schiff. Gehen Sie beruhigt zu Ihrem Quartier und trinken Sie eine Tasse Tee.«
    Lea schloss erleichtert die Augen und wankte auf ihre Kabine zu. Keine Sekunde später betrat Bell den Raum.
    »Mein liebes Kind, du kannst froh sein, dass du den Fängen dieses fiesen Halunken entkommen bist. Er gehört zu den Männern der übelsten Sorte.«
    »Ach Bell! Ich bin dir ja so dankbar.«
    »Es war mir ein Vergnügen!«
    Ein Ruf erklang. »Es geht los!«
    Die Schiffsglocke läutete, die Anker wurden hochgezogen, und sie hörten, wie das Wasser klatschend gegen die Holzplanken des Schiffsrumpfes schlug.
    »Komm Lea, vergessen wir Gärber!«
    Sie drängten sich mit den anderen an Deck und bildeten eine Kette rund um das Schiff. Über ihnen standen die Kajütpassagiere. Ein Trompeter blies: So leb denn wohl, du stilles Haus.
    Es fiel kein Wort, als die Heimat entschwand. Kaum ein Auge blieb trocken. Die Besatzung hastete hin und her, riss an dicken Tauen, dass der Wind in die Segel fuhr. Dann, mit Hilfe der Flut, glitt die Mary-Ann in die offene See hinaus. Die Reise hatte begonnen.
    Einige Zeit später versammelten sich die Zwischendeckpassagiere auf Anordnung des Kapitäns erneut an Deck.
    »Willkommen auf meinem Schiff«, begann dieser. »Wir haben eine lange Fahrt vor uns. Wenn sie erfolgreich verlaufen soll, dann müssen sich alle an Bord an gewisse Regeln halten. Wer dies nicht tut, wird die Reise im nächsten Hafen beenden.« Der Kapitän verschränkte die Arme hinter dem Rücken – und dabei wurde eine Pistole sichtbar, die in seinem Gürtel steckte. »Zum einen dulde ich keinen Alkohol an Bord. Ausnahme ist der Wein, der den Kajütpassagieren am Abend serviert wird. Zweitens dulde ich außer meiner Pistole keine Waffen, und zum Dritten wird kein offenes Feuer im Zwischendeck entzündet. Das bedeutet, dass unten nicht gekocht und geraucht wird. Auch Kerzenlicht fällt aus.«
    Gemurmel setzte ein. »Ich weiß, dass dies auf anderen Schiffen lascher gehandhabt wird.« Mühelos übertönte Kapitän Petersen das Raunen. »Doch ich möchte nicht mitten auf dem Ozean in einem

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