Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tochter der Insel - Historischer Roman

Tochter der Insel - Historischer Roman

Titel: Tochter der Insel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
Vom Netzwerk:
Lea stellte sich mit bangem Herzen in die Reihe der Wartenden. Hoffentlich gelang es ihr, eine Karte für Bell zu ergattern!
    Die Hürde mit der Seekiste war genommen. Tatsächlich hatten die Träger gemurrt, doch Lea sprach von Porzellan und Besteck, das unbedingt mitmüsse.
    »Ich werde nur zu meiner letzten Reise wieder in eine solche Kiste steigen«, sagte Bell stöhnend, als sie in einem unbeobachteten Moment ihr Versteck wieder verlassen konnte.
    »Schlimmer kann das Schaukeln auf See auch nicht sein. Und dann diese Enge. Mir tun sämtliche Knochen weh. Doch ich will mich nicht beklagen. Lieber ein wenig zerbeult als in den Fängen dieser Mordbuben!«
    Gesprächsfetzen drangen an Leas Ohr. »Tut mir leid, für die Mary-Ann gibt es keine Karten mehr. Das Schiff ist seit Tagen ausgebucht. Selbst im Zwischendeck ist nichts mehr frei.« Die Stimme des Mannes hinter dem Tresen klang bestimmt.
    Lea biss sich auf die Lippen. Es musste eine Möglichkeit geben, Bell doch noch mit auf das Schiff zu schleusen!
    »Bitte?«
    »Ich möchte eine Fahrkarte für die Mary-Ann kaufen.« Sie schob dem Mann Bells Papiere zu.
    »Da haben Sie Pech. Auf dem Segler ist keine Passage mehr frei.«
    »Ich selbst bin Kajütpassagier. Vielleicht wäre es möglich, dass ich die Kabine mit meiner Freundin teile. Ich meine, wenn ich ein zusätzliches Unterbett auf eigene Kosten besorge, dann würde es vielleicht gehen. Mir würde es nichts ausmachen und Sie könnten mehr Geld verdienen.«
    »So einfach ist das nicht. Wir haben unsere Vorschriften. Das Schiff darf nicht überladen werden. Die Mary-Ann ist voll. Sie haben es ja gehört. Bitte halten Sie die anderen Anstehenden nicht länger auf.«
    Lea trat zur Seite und sank auf eine Holzbank. Es klappte nicht! Was sollte sie jetzt tun? Bell ihre eigene Passage überlassen und später nach Amerika aufbrechen? Doch was, wenn Gärber sie bis dahin aufstöbern würde? Lea spürte, wie ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief.
    Aufgebrachtes Geschrei ließ sie hochschrecken. Ein schlanker Mann in eleganter Kleidung redete beruhigend auf einen dicken Kerl ein, der wild mit den Armen fuchtelte.
    »Ich verstehe, dass Sie aufgebracht sind, und möchte mich hiermit in aller Form bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid, dass Ihre Kajütkabine versehentlich doppelt belegt wurde. Was ich Ihnen stattdessen anbieten kann, ist eine freie Zweierkabine auf dem Zwischendeck. Sie würden den Raum natürlich allein nutzen, hätten einen privaten Bereich und könnten das Essen im Speisesaal mit den Kajütpassagieren einnehmen.«
    »Ich werde in keiner Kabine nach Amerika reisen, die sich im Zwischendeck befindet, und nicht eher von hier verschwinden, bis Sie mir eine Kajütpassage besorgen!«
    Lea sprang hoch. »Sie können meine haben!«
    Der Dicke wandte sich zu ihr um. Auch der schlanke Mann riss überrascht die Augen auf, fing sich dann aber rasch wieder. Ein Ausdruck von Erleichterung glitt über sein Gesicht. Er kam auf Lea zu und ergriff ihren Ellenbogen.
    »Meine Dame, Sie haben tatsächlich eine Kajütpassage für die Mary-Ann ?«
    Lea nickte und wühlte fieberhaft in ihrer Tasche. »Hier!« Stolz streckte sie ihm das hellbraune Billett mit der dunklen Schrift und dem skizzierten Schiff hin.
    Der Schlanke lächelte Lea dankbar an. »Gut. Wenn ich es recht verstehe, können Sie die Reise nicht mehr antreten und hofften, Ihr Geld zurückzubekommen? Das ist kein Problem … «
    »Im Gegenteil! Ich möchte um alles in der Welt nach Amerika reisen. Aber nicht alleine. Meine Freundin hat sich kurzfristig entschlossen, mich zu begleiten. Ich wäre Ihnen äußerst dankbar, wenn wir beide die Zweierkabine belegen könnten, von der Sie sprachen. Uns würde es nichts ausmachen, auf dem Zwischendeck zu reisen.«
    »Dann soll es so sein. Natürlich gilt auch für Sie und Ihre Begleiterin das Angebot, die Mahlzeiten im Speisesaal der Kajütpassagiere einzunehmen.«
    Mit einem Strahlen auf dem Gesicht eilte Lea kurze Zeit später zurück zum Hafen, wo Bell schon auf sie wartete. Lea schwenkte die Schiffspassagen wie Trophäen.
    »Du bist ein Engel! Wie hast du das gemacht?«
    Lea berichtete mit glänzenden Augen.
    »Nie im Leben hätte ich damit gerechnet. Und es ist mir völlig egal, dass wir im Zwischendeck untergebracht sind. Dazu passt mein neues Äußeres ja auch viel besser. Sag, wie findest du mich?« Selbstgefällig drehte sich Bell um die eigene Achse.
    »Mein Gott! Fast hätte ich dich nicht erkannt.«

Weitere Kostenlose Bücher