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Tochter der Insel - Historischer Roman

Tochter der Insel - Historischer Roman

Titel: Tochter der Insel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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Joris sie sacht von sich.
    »Werde ich von dir hören?«
    »Ich bin gut im Briefeschreiben.«
    Er lachte leise. Und mit diesem Lachen ließ Lea die Traurigkeit, die sie umfangen gehalten hatte, hinter sich. Joris liebte sie und hatte ihr verziehen!
    »Joris, ich glaube jetzt kann ich mit dir zusammen ins Haus gehen.«
    Die Zeit verrann, doch sie merkten es kaum. Sie redeten, bis die Sonne zurückkehrte und mit ihr der neue Tag. Leas Augen sogen sich an der gelben Kugel fest, die leuchtend rot in den klaren Himmel stieg. Ein wunderbarer Anblick. Ein Anblick, der Erinnerungen weckte.
    Ich reise der Sonne entgegen! Sie glaubte, Rebekkas Abschiedsworte zu hören und sie vor sich zu sehen, wie sie ihre Arme nach dem Feuerball ausstreckte, als wolle sie ihn umfangen und nie wieder loslassen.
    Nichts ist für die Ewigkeit. Das ganze Leben ist Ankunft und Abschied und meine Zeit mit Joris war ein Teil davon, dachte Lea.
    Als sie die Farm verließ, küsste Joris sie zum Abschied auf die Wange. Sein Kuss war leicht und flüchtig.
    »Alles Gute, Lea! Pass auf dich auf!«
    »Ich verspreche es dir. Und du auch auf dich!«
    Sie lösten ihre Hände voneinander und für einen Herzschlag vergaß Lea ihren festen Vorsatz, jegliche Gefühlsausbrüche zu vermeiden. Sie schluchzte leise auf und wandte sich schnell von ihm ab. Hastig stieg sie auf den Kutschbock und griff mit zitternden Händen nach den Zügeln. Der Wagen setzte sich in Bewegung. Tief holte Lea Atem und fand schließlich ihre Selbstbeherrschung wieder.
    Sie verabschiedete sich von der vertrauten Landschaft, die sie vielleicht nie wiedersehen würde. Sie dachte an das, was hinter ihr lag, und an das, was vor ihr lag. An ihre Arbeit und an Nikolas, der auf Nachrichten wartete.
    Auf einmal verspürte sie eine drängende Ungeduld. Sie konnte es kaum noch erwarten, in die Stadt zu kommen und die Hand nach der Zukunft auszustrecken.

7
    D ie ersten Lichtstrahlen fielen durch das Fenster herein und wärmten Leas Gesicht. Langsam tauchte sie aus tiefem Schlaf auf und einen Moment lang kniff sie wegen der Helligkeit die Augen zusammen. Zum ersten Mal seit Langem hatte sie eine traumlose Nacht verbracht. Lea fühlte sie sich erholt und voller Tatendrang.
    Gestern hatte sie Nikolas in aller Kürze von ihrem Abenteuer und seinem glücklichen Ausgang erzählt. Ungläubig hatte er ihrem Bericht gelauscht und sie schließlich überschwänglich in die Arme geschlossen. Lea lächelte in sich hinein. Wie sehr sie seine Freundschaft genoss!
    Beherzt sprang sie jetzt aus dem Bett, zog sich an und machte sich nach einem raschen Frühstück auf den Weg in die Druckerei.
    Nikolas erwartete sie schon. Sein Arm hing in einer Schlinge, doch das hinderte ihn nicht daran, die Arbeit des Setzers zu kontrollieren.
    Lea konnte nur mit dem Kopf schütteln. »Was tust du hier?«
    »Ich kann die faulen Stunden nicht länger ertragen.«
    Rupert steckte den Kopf zur Tür herein. »Nikolas, ich habe einen Brief für dich. Ist gerade mit dem Eilboten gekommen.«
    In seinen Augen blitzte Neugier. Nikolas nahm gelassen den Umschlag entgegen und steckte ihn in seine Jackentasche. Erst nachdem Rupert verschwunden war, zog er ihn wieder hervor und öffnete das Kuvert.
    »Ich lasse dich mal allein.« Lea machte Anstalten zu gehen.
    »Halt, warte.« Der Fotograf hob den Kopf, sah Lea kurz an und blickte dann wieder mit gerunzelter Stirn auf den Bogen in seiner Hand.
    »Es geht um dich. Du bist eingeladen.«
    »Ich? Von wem?«
    »Ich habe dir doch von dem alten Knaben aus Italien erzählt. Dem, der für die Mannigfaltigkeit schreibt.«
    »Ja. Was ist mit ihm?«
    »Nun, er ist hier in Quincy. Hat sich im besten Hotel der Stadt eingemietet und bittet darum, mit dir sprechen zu können. Hör dir nur an, was er schreibt: ›Bester Nikolas! Ich bin nach Amerika gereist, um die junge Frau zu treffen, die neuerdings Texte für unsere Mannigfaltigkeit schreibt. Würdest du sie in meinem Namen bitten, mich im Quincy’s Best aufzusuchen? Ich werde mich heute den ganzen Tag dort aufhalten und auf sie warten. Morgen können wir beide uns dann gerne treffen. Danke und Gruß. Kaspar Steinberg.‹«
    Lea runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht, was dieser Mann von mir will. Der Weg von Italien nach Amerika ist etwas zu weit, nur um Kritik zu üben.«
    »Wer weiß, vielleicht hast du den alten Burschen so beeindruckt, dass er dich unbedingt kennenlernen möchte. Finde es heraus, Lea!«
    Keine Stunde später trat Lea aus ihrer

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