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Tochter der Insel - Historischer Roman

Tochter der Insel - Historischer Roman

Titel: Tochter der Insel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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lange, in aller Eile unternommene Reise. Zumal ich nicht genau wusste, ob meine Vermutung sich bestätigen würde. Doch jetzt gibt es keinen Zweifel mehr. Ich habe dich gefunden! Ich bin dein Großvater, Lea! Als ich das Bild von dir in der Mannigfaltigkeit sah, da ist mir fast das Herz stehen geblieben. Die Ähnlichkeit mit Cecilia ist in jeder Linie deines Gesichts zu finden. Außerdem trägst du wie sie den Engelskuss.«
    Er wies auf das herzförmige Muttermal unterhalb ihres linken Auges. »Es wird erzählt, dass die Engel den Kindern, die sie besonders lieb haben, ein Geschenk mitgeben. Der Kuss ist ein Zeichen dafür, dass du gesegnet bist und zu jeder Stunde ein Himmelswesen über dich wacht.« Kaspar Steinberg lächelte und hob wie entschuldigend die Hände. »Das ist natürlich eine Legende.«
    Lea stockte der Atem. Nur mit Mühe konnte sie die Frage stellen, die ihr auf der Seele brannte. »Sie behaupten, mein Großvater zu sein. Was ist mit meinem Vater? Wo ist er?«
    Ein Schatten legte sich auf das Gesicht des alten Mannes. »Stefano ist tot. Ich werde dir die ganze Geschichte erzählen. Es gibt nur noch dich und mich, mein Kind.«
    »Nur noch dich und mich … « Lea wiederholte seine Worte wie ein Echo. Sie konnte es kaum glauben. Ihre Augen glitten über das Gesicht des Mannes, sahen eine entfernte Ähnlichkeit mit Rebekka, mit sich selbst, die sie bislang nicht wahrgenommen hatte. Konnte es wirklich wahr sein, was er sagte? Es wäre berauschend, plötzlich einen Großvater zu haben, Teil einer Familie zu sein, von deren Existenz sie nie zuvor etwas geahnt hatte.
    Sie sah den alten Mann atemlos an, umklammerte die Armlehnen ihres Stuhls und forschte in seinem Gesicht, in seinen Augen. Konnte er ermessen, was in ihr vorging?
    »Ich möchte dir etwas zeigen.«
    Kaspar Steinberg griff in die Tasche seiner Jacke und zog einen Lederbeutel hervor. Er öffnete die Bänder, entnahm dem Beutel eine kleine Miniatur und reichte sie Lea.
    »Hier. Ein winziges Bildnis von Cecilia, deiner Großmutter. Ich trage es immer bei mir.«
    Ungläubig blickte Lea auf das kleine, zart gemalte Porträt. Sie dachte für einen winzigen Moment an das Medaillon mit dem Bildnis ihrer Mutter, mit dem sie selbst keinerlei Ähnlichkeit hatte. Bei der Miniatur, auf die Lea jetzt blickte, war das gänzlich anders. Sie blickte in ihr Ebenbild. Das dunkle Haar der Frau war ungebändigt. Sie trug ein weinrotes Kleid mit einer schmalen Halskrause und als einzigen Schmuck eine Kette mit einem tropfenförmigen Anhänger. Lea schluckte und blickte hilfesuchend zu ihrem Großvater.
    »Du erkennst es auch sofort, nicht wahr? Es ist unglaublich! Kannst du dir vorstellen, wie das für mich war, dieses mir so vertraute Gesicht in der Illustrierten Mannigfaltigkeit zu entdecken? Ich fühlte mich in meine Jugend zurückversetzt. Dunkel und schön wie du, so war Cecilia. Ein wenig ungezügelt, aber gerade das liebte ich an ihr. Du bist ihr nicht nur äußerlich ähnlich. Als ich deine Artikel las, die eine ganz eigene Note haben, da glaubte ich, Cecilias Stimme zu hören. Es hätte sie sein können, die diese Geschichten schrieb.«
    Lea konnte ihre Augen nicht von dem Bild lösen. Die Dampfer auf dem Mississippi, Geräusche, die von draußen hereindrangen, alles schien mit einem Mal seltsam unwirklich.
    Schließlich sah sie auf und begegnete dem liebevollen Blick ihres Großvaters. Er erhob sich, umrundete den Tisch und breitete die Arme aus. Lea sprang auf und warf sich an seine Brust. Tränen stürzten ihr aus den Augen. »Jetzt kann ich dir glauben. Was für ein Glück, dass du mich gefunden hast.«
    Sie verharrte in seiner Umarmung, bis die Tränen versiegten. Lea hörte den Herzschlag ihres Großvaters und gab sich ganz dem entspannten Frieden hin. Eine Welle von Wohlgefühl überflutete sie und sie wünschte nichts sehnlicher, als alles über ihre Familie zu erfahren. Sie hatte schon jetzt das Gefühl, zu diesem Mann zu gehören. Es war, als hätten sie, jeder für sich, eine harte Probezeit überstanden und wären nun durch unsichtbare Bande verbunden.
    Schließlich löste sie sich aus den Armen ihres Großvaters. Er nahm Leas Hände und sein Gesicht leuchtete vor Freude.
    »Ich fühle mich reich beschenkt, mein Kind. Was für ein Wunder! Du musst mir alles über dich erzählen und dann werden wir das Mosaik unserer beider Geschichten zusammensetzen.«
    Kaspar Steinberg schenkte Wein ein und reichte ihr ein Glas.
    »Auf den Schatz, den ich

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