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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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nachttopfartige Behälter, den eine der Frauen ihr auf ihre Frage nach einer Toilette hinhielt.
    »Und wo leere ich ihn dann aus?« Gabriella gelang es kaum, die Panik aus ihrer Stimme zu verbannen.
    »Die Diener werden ihn abholen.«
    Gabriella nickte ergeben. Noch schlimmer. Die armen Leute. Die hygienischen Verhältnisse lagen hier mehr als im Argen. Sogar in mittelalterlichen Burgen gab es teilweise schon so etwas wie ein Plumpsklo, auch wenn der Unrat dann oft im Hof oder Burggraben gelandet und nur durch den Regen entsorgt worden war. Hier war man offensichtlich noch rückständiger.
    Die ältere der beiden Frauen half ihr, die Kleidung abzulegen, und gab amüsiert nach, als Gabriella eisern darauf bestand, zumindest ihre Unterwäsche selbst auszuziehen. Gabriella wiederum fand sich damit ab, dass beide fest entschlossen waren, sie zu waschen, und so sank sie aufatmend auf die Stufen von etwas, das früher vermutlich eine sehr luxuriöse, in den Boden eingelassene Marmorbadewanne gewesen war, jetzt jedoch aussah, als wäre seit Jahrhunderten kein Wassertropfen mehr darin gelandet.
    Die ältere Frau fasste eine Handvoll Kräuter aus dem Topf und begann, mit sanften, gleichmäßigen Bewegungen Gabrielles Körper abzureiben, während die andere den Sand aus ihrem Haar bürstete. Dankbar, einfach nur dasitzen und nichts tun zu müssen, ließ sie sich anschließend ein bodenlanges, seidiges Gewand überstreifen, das sich angenehm kühl und warm zugleich an ihren Körper schmiegte. Sie hatte es kaum übergezogen, als ein zarter Glockenton einen Besucher ankündigte.
    Es war Markus. In der Hand hielt er ihren Rucksack, den er, als sie ihm erfreut entgegeneilte, auf den Boden fallen ließ, um sie in die Arme zu schließen. »Sie haben uns Sorgen gemacht, Gabriella.«
    Er hielt sie eine Armlänge von sich weg, und sie lächelten einander an, bis er mit finsterem Blick Levanas Kräuterverband betrachtete.
    »Welcher von denen war es? Wer hat Ihnen das zugefügt?«
    Gabriella tastete nach ihrer Wange, sie schmerzte kaum noch, und wäre nicht der Verband gewesen, hätte sie die Wunde fast vergessen können – solange sie nicht in einen Spiegel sah. Davor graute ihr mehr, als sie vor sich selbst zugeben wollte. »Die Frau, die uns im Keller aufgelauert hat.«
    Markus’ ohnehin schon düsterer Ausdruck wurde grimmig. »Malina. Möge sie dafür in die ewige Verdammnis kommen.«
    Gabriella konnte nur zustimmen. »Lassen Sie sich ansehen, Markus.« Sie schob ihre Brille zurecht, fasste nach Markus’ Händen und trat einen kleinen Schritt zurück, um ihn von oben bis unten zu betrachten. Er hatte sich grundlegend verändert. Der Sandler im schlecht sitzenden Anzug war spurlos verschwunden, und statt seiner stand ein selbstbewusster, gut aussehender Mann in dunkler Lederkleidung vor ihr. An seiner linken Hüfte trug er ein Schwert. »Sie sehen aus wie eine Mischung aus Elfenkrieger und mittelalterlichem Ritter. Es ist mir jetzt fast peinlich, dass ich Sie noch vor Kurzem gebeten habe, Gemüsekisten zu schleppen.«
    Markus drückte schmunzelnd ihre Hand. »Ich würde gerne mit Ihnen sprechen, ehe Darran kommt.«
    »Ja, natürlich.« Sie konnte es kaum erwarten, Darran zu sehen, aber da sie ahnte, dass es Markus um Rita ging, sah sie sich um. »Wo können wir …«
    »Vielleicht hier.« Er führte sie durch eine schmale Metalltür.
    »In diesem Haus scheint alles aus Stein oder Metall zu sein«, bemerkte Gabriella.
    »Früher gab es in unserem Land viele Wälder, aber inzwischen ist Holz eine Kostbarkeit, die in Ihrer Welt den Wert von Gold und Diamanten noch überstiege.« Er führte sie in einen Raum, der zur Außenseite hin mit schlanken Säulen und bunten Fenstern abgeschlossen war. »Diese Fenster wurden erst eingesetzt, als das Land davor starb«, sagte Markus, als Gabriella hinüberging und mit den Fingerspitzen andächtig Blumenranken, Blüten, Bäume und Tierfiguren nachzog. Es war kein Glas, wie sie zuvor vermutet hatte, sondern Stein, so als hätte ein Künstler Halbedelsteine hauchdünn geschliffen und zu leuchtenden Bildern zusammengesetzt. Bei Tageslicht mussten sie den Raum in ein überwältigendes Farbenspiel tauchen. »Da konnte man über das halbe Land sehen – nichts als fruchtbare Felder und blühende Gärten, so weit das Auge reichte.«
    »Was ist geschehen?«, fragte Gabriella, von der kunstvollen Arbeit bezaubert.
    »Machtkämpfe«, erwiderte er düster. »Was übrig blieb, waren tote Felder, auf denen

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