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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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Moment.
    Er hob mit einer sehr menschlich anmutenden Geste die Schultern. »Ich weiß nicht, weshalb sie töten. Sie verändern sich einfach.«
    »Wer sind sie …?«
    Er blickte unruhig um sich, als fühlte er sich in die Ecke gedrängt, und wich noch einen Schritt zurück. »Ich muss fort.«
    »Bleib da!«, rief Gabriella, als er von ihr wegstrebte, aber da war er schon aus ihrem Blickfeld. Sie lief ihm nach, um die Hecke herum, und blieb stehen. Die schmale Allee vor ihr war leer. Gabriella ballte die Fäuste, fluchte leise und gab einer noch in der Schale steckenden Kastanie vor ihr am Boden einen Tritt, dass diese viele Schritte weit flog und mit einem dumpfen Aufprall feuchte Blätter aufwirbelte.
    ***
    Der Schmerz ließ nur sehr langsam nach. Stunden vergingen, während Markus sich auf dem Boden liegend krümmte, ehe er eine erste Spur von Bewusstsein wiedererlangte. Zuerst empfand er nur Erleichterung, weil die Schmerzen weniger heftig tobten, erst längere Zeit danach folgte die Genugtuung, überlebt zu haben.
    Der Geruch von nasser Erde und faulenden Blättern stieg ihm in die Nase. Etwas Warmes lief über sein Kinn. Er setzte sich auf und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Blut. Und er nahm auch einen metallischen Geschmack im Mund wahr. Er hatte Nasenbluten und er hatte sich in die Zunge gebissen. Zuerst wollte er mit dem Ärmel über das Gesicht fahren, aber dann suchte er in seinen Taschen nach etwas, womit er sich abwischen konnte. Er fand jedoch nur die Börse, mit dem Ausweis und dem Geld.
    Er sah sich um. Wald. Halb kahle Bäume und Sträucher, deren sterbendes Laub mit jedem Windhauch raschelnd zu Boden fiel. Er hatte Glück gehabt, nicht mitten in der Stadt aufzutauchen, wo ein sich vor Schmerzen krümmender, Blut spuckender Mann zweifellos aufgefallen wäre.
    Markus sog tief die Luft ein und begann prompt zu husten. Er spuckte Blut aus, dann griff er nach einem spitzzahnigen Blatt in der Größe seines Handtellers und wischte sich damit über den Mund. Die Versuchung, einfach wieder zu Boden zu sinken und zu schlafen, war groß.
    Nicht weit von ihm entfernt hörte er Stimmen. Eine Frau und ein Mann. Sie lachten. Dann wurde es still. Durch die Bäume hindurch sah er zwei Gestalten eng umschlungen einen Weg entlanggehen und schließlich hinter einigen Büschen verschwinden.
    Er musste aufstehen. Zuerst kniete er sich hin, dann zog er sich an einem Ast hoch. Taumelnd kam er auf die Füße und blickte an sich herab. Der Boden hatte zwar feuchte Flecken an seiner Hose und seiner Jacke hinterlassen, aber die würden trocknen, und wenn er seine Kleidung später abklopfte, fiel er vermutlich nicht weiter auf. In einem Baumstumpf entdeckte er eine kleine Wasserlache. Er tauchte die Hand hinein und wusch sich das restliche Blut vom Gesicht.
    Bisher hatte er keine Ahnung gehabt, wie gut sie organisiert waren. Kein Wunder, dass so viele die Grenze überschritten und relativ lang hier überleben konnten, bis die Jäger sie fanden und zurückbrachten. Einer hatte es angeblich sogar ein halbes Jahr ausgehalten, bis die Jäger ihn aufgespürt hatten. Er schloss einen Atemzug lang die Augen. Ein halbes Jahr. Eine Unendlichkeit für jemanden wie ihn.
    Als Jäger hatte er sich keine Gedanken gemacht; erst als er begonnen hatte, Gefühle zu entwickeln und Fragen zu stellen. Und dann war sein ganzes Wesen von etwas völlig anderem beherrscht, ja geradezu besessen gewesen. Und diese Besessenheit war während der endlosen, quälenden Zeit in Amisaya nicht von ihm gewichen.
    Er versuchte, die Umgebung zu sondieren, aber er besaß nicht mehr die Fähigkeiten eines Jägers, sondern nur die eines Menschen. Dem noch dazu speiübel war.
    Auf wackeligen Beinen ging er ein paar Schritte. Zuerst musste er Gabriella Bramante finden. Alles andere würde sich dann ergeben.
    ***
    Am nächsten Morgen wartete Darran bereits auf der anderen Straßenseite, bis Gabriella aus dem Haus kam.
    Nicht nur sein Kopf, sein ganzer sonst so gefühlloser Körper war immer noch erfüllt von ihrem Wiedersehen. Die Erinnerung daran stimmte ihn auf eine neue, bislang unbekannte Weise fröhlich. Sie hatte mit ihm gesprochen. Sie konnte ihn nicht nur sehen, sondern sogar hören! Und sie hatte ihn berührt … Nicht wie damals, als sie durch ihn hindurchgelaufen war und die ganze Welt für lange Momente stehen geblieben war; dieses Mal hatte ihn die Berührung wie ein Schlag getroffen. Und noch jetzt rieb er, wann immer er daran dachte, diese

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