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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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Stelle am Arm.
    Er hatte sie über viele Tage hinweg verfolgt. Zuerst vorsichtig, aber dann, als sie ihn nicht zu beachten schien, immer mutiger werdend, bis er schließlich einfach in ihrem Blickfeld geblieben war, wann immer sie in seine Richtung sah. Er hatte es zwar vermieden, sie zu direkt anzustarren – obwohl es ihm schwerfiel, sie nicht anzusehen –, aber er hatte sehr scharf beobachtet, ob und wie sie auf ihn reagierte. Das Ergebnis war mehr als enttäuschend gewesen, obwohl er sich einredete, es sei beruhigend: Sie sah ihn offenbar nicht mehr. Ihr Blick ging jedes Mal über ihn hinweg, als wäre er eine Hausmauer.
    Schließlich war er ihr ganz offen gefolgt, wohin auch immer sie ging. Seine Enttäuschung war immer größer geworden. Es war nicht nur die Berührung gewesen, auch wenn sie viel in ihm ausgelöst und sein ganzes Schattendasein verändert hatte – die Erinnerung an den Blick der kleinen Gabriella hatte sich ihm ebenso eingeprägt. Erstaunt, neugierig, erschrocken. Und genauso hatte auch er damals reagiert. Es war das erste Mal gewesen, dass ein Mensch ihn wahrnahm. Zumindest das erste Mal bewusst. Julian hatte ihm später noch öfter von Menschen erzählt, die seinesgleichen sahen, aber er selbst hatte, von Gabriella abgesehen, nur sehr selten welche getroffen, und dann war es immer wesentlich weniger erregend gewesen. Er wusste selbst nicht, was er sich von dem Wiedersehen erhofft hatte – dass sie ihn anblickte, ihn vielleicht sogar anlächelte, wie Menschen einander zulächelten?
    An diesem besonderen Tag war er ihr bis in diesen Park gefolgt. Er hatte das Rascheln des Laubs gehört, als der Regen sanft darauf gefallen war, auch wenn er ihn nicht fühlen konnte. Sein Mädchen hatte sich allerdings seltsam benommen: Sie hatte wilde Blicke um sich geworfen, war den Weg regelrecht hinaufgehetzt und schließlich hinter den Hecken verschwunden. Er hatte sie nicht gleich sehen können, aber ihr Odem hatte ihn wie immer zu ihr geführt. Als er sie fand, stand sie etwas vorgebeugt, um eine dichte Hecke aus einem kleinblättrigen Busch spähend. Neugierig war er hinter sie getreten, hatte auf die enge Hose geblickt, die sich so reizvoll um ihr Hinterteil spannte, und hatte abgewartet.
    Und als sie sich umgedreht und ihn angeschrien hatte, war er so verblüfft, ja so entzückt gewesen, dass er selbst keinen Ton herausbringen konnte. Sein nächster Gedanke war Rückzug gewesen. Er war es nicht gewöhnt, anderen seine Verblüffung oder seine Gefühle zu zeigen. Und dann …
    Da war sie! Sie trat soeben aus der Tür und machte eine scharfe Linkskehre, als sie ihn auf sich zukommen sah. Ein angenehmes Gefühl, wohliger Wärme nicht unähnlich, stieg in ihm hoch. Nicht einmal ihr finsterer Blick und ihre wenig schmeichelhafte Begrüßung konnten daran etwas ändern.
    »Du schon wieder?«
    Er versuchte etwas, das die Menschen Lächeln nannten. Offenbar misslang es, denn sie ging davon. Er lief ihr nach.
    »Was willst du?«, fragte sie über die Schulter.
    »Ich hoffte, mit dir zu sprechen.«
    »Es gefällt mir nicht, wie du mir auflauerst. Und jetzt habe ich sowieso keine Zeit.« Zeit schien hier keiner jemals genug zu haben. Gabriella war da keine Ausnahme – eine große, bedrohlich wirkende Uhr an der Wand war ihm zuerst aufgefallen, als er ihre Wohnung betreten hatte. Sie ging rasch weiter, aber er hielt mühelos mit ihr Schritt.
    »Ich habe Fragen.«
    »Stell dir vor, die hätte ich auch«, erwiderte sie in einem spitzen Tonfall. »Aber nicht jetzt. Und vor allem nicht hier, mitten auf der Straße.« Sie wedelte mit der Hand, als wollte sie ein lästiges Insekt verscheuchen. Er sah sie nur verständnislos an und blieb neben ihr. Er konnte seinen Blick nicht von ihr lassen, um nur ja nicht die geringste ihrer Gesten zu versäumen. Gabriella ihrerseits sah auch ihn an. Das Anschauen während des Gehens fiel ihm nicht schwer, da er spielend durch Leute, Hydranten, Hunde, Kinderwagen hindurchlief; Gabriella dagegen musste ständig ausweichen, stehen bleiben, sich entschuldigen, und rannte schließlich mit einem unterdrückten Fluch gegen einen Müllkübel.
    »Ich möchte …«, fing Darran an.
    » Was möchtest du?« Sie rieb sich verärgert das Knie.
    »Ich hoffte, dich besser kennenzulernen«, er war nahe daran, unter ihrem unfreundlichen Blick zu stottern. Der Versuch zu lächeln war ihm gründlich vergangen. »Ich hätte so viele Fragen. Zu dir und dieser Welt hier!« Er wies mit einer weit

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