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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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wirkte abgehetzt, ihr Haar war zerrauft, aber ihre Wange und ihr Auge sahen schon viel besser aus. Unter der dicken Make-up- Schicht war die Verfärbung kaum noch zu sehen. Gabriella bemerkte, dass Antonio, der Lokalbesitzer, Rita immer wieder betrachtete und dann mit einem fast unmerklichen Kopfschütteln wieder wegsah. Rita selbst hielt ihren Kopf mit Bedacht stets so, dass möglichst wenig Leute einen direkten Blick auf die verfärbte Wange hatten. Gabriella nickte ihr herzlich zu, und Rita küsste sie auf die Wange und klopfte ihr auf den Rücken.
    Noch war es ruhig, es ließen sich nur gelegentlich Kunden sehen, die auf einen schnellen Kaffee oder Imbiss hereinkamen und dann wieder eilig ihren Besorgungen nachgingen. Der große Ansturm war erst gegen Mittag zu erwarten und später am Abend, wenn man sich auf einen letzten Umtrunk traf. Antonio saß mit einem Bekannten an seinem kleinen Privattisch, und so gesellte sie sich zu Rita in die Küche und machte sich an den Abwasch. Sie hatten zwar eine Geschirrspülmaschine, aber die war seit zwei Tagen kaputt.
    Rita setzte einige Male zu sprechen an, unterbrach sich dann aber gleich wieder. Offenbar hatte sie etwas auf dem Herzen, das sie loswerden musste, aber nicht wusste, wie. Und endlich fing sie an zu reden. Über ihren Freund. Und damit auch über ihr blaues Auge.
    Gabriella biss sich auf die Lippe. Ihre Kollegin schämte sich. Gabriella dagegen schämte sich viel mehr für den Mann, der so etwas machte. Sie hatte ihn einmal gesehen – ein Typ, dem man ihrer Ansicht nach in der Nacht lieber nicht begegnete, oder nur mit Pfefferspray bewaffnet. An diesem Kerl hätte sie solch einen Spray liebend gern ausprobiert. Ausgiebig!
    »Ich muss mir ab morgen Nachmittag drei Tage frei-nehmen, weil er fort muss, zu einem Happening «, erzählte Rita weiter. »Antonio weiß schon Bescheid. Murat wird für mich einspringen.«
    »Geht schon klar. Und? Was genau ist sein Happening denn?«, fragte Gabriella ironisch nach.
    Rita musste schmunzeln. »Ach, irgend so ein Treffen mit seinen Freunden. In Salzburg oder München, ich weiß auch nicht. Und da muss ich mich um meinen Paps kümmern, damit der mir nichts anstellt, wenn er allein ist.«
    »Da gibt es aber auch Leute, die das profess…«
    Rita schüttelte den Kopf. »Nein, die mag er nicht, die wirft er gleich raus. Wir haben das schon versucht. Es war sogar jemand von der Sozialhilfestelle hier, aber sie können nichts machen. Mit Georg dagegen versteht er sich ganz gut.«
    Kein Wunder, dachte Gabriella bissig. Beide schlagen ihre Frauen, so etwas verbindet natürlich ungemein.
    Die Ladenglocke bimmelte, Gabriella schluckte einen giftigen Kommentar hinunter und steckte den Kopf aus der Küchentür. Ein Blick genügte, um zu wissen, was mit dem Mann los war, der soeben zögerlich das Lokal betrat. Groß, ein wenig nach vorn gebeugt, als wäre ihm die schmutzige Windjacke zu schwer. Sie spannte über den Schultern und reichte nicht über die Handgelenke. Das dunkelgraue, wirre Haar ging ihm bis zum Hemdkragen. Und seine Augen – die waren viel zu dunkel und zu müde in diesem hageren Gesicht.
    Antonio sah so kritisch auf den neuen Gast, dass Gabriella sich rasch aus der Küche schob und ihn anlächelte. Der Mann sah hungrig und halb erfroren aus. Sie überlegte schon, welche Arbeit sie ihm anbieten konnte, um ihm das Essen billiger zu geben, als er eine Geldbörse hervorzog. Er nahm zwei Münzen heraus und studierte sie lange, ehe er sie Gabriella auf der ausgestreckten flachen Hand hinhielt.
    »Reicht das für ein Essen?« Er sah sie dabei nicht an. Es reichte kaum für eine Portion Suppe. Aber Gabriella war Meisterin in der Kunst, kleine Mahlzeiten zu strecken, damit Leute wie er satt wurden. Das hatte sie von ihrer Mutter gelernt. Sie waren oftmals wie Flüchtlinge in eine neue Stadt gekommen und für jede Hilfe dankbar gewesen.
    Sie übersah geflissentlich Antonios hochgezogene Augenbrauen und deutete auf den von Antonio am weitesten entfernten Stehtisch. »Wenn Sie dort drüben warten, bringe ich Ihnen unsere Tagessuppe.«
    »Danke.« Er hatte eine heisere Stimme, sprach leise. Sein Blick streifte sie kurz, aber eindringlich, dann ging er in die Ecke. Er sah zur Küchentür hinüber, aber die Schwingtür war zugefallen und verdeckte den Blick. Dahinter hörte sie Rita mit dem Geschirr scheppern.
    Gabriella stieß die Tür auf, fasste eine ordentliche Portion auf einen Teller und war auch schon wieder draußen. Der

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