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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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sie nach Gründen für sein Fernbleiben: Er konnte die Zeit doch nicht lesen und hatte nur angegeben. Er hatte nicht mehr hergefunden. Er hatte ihre Verabredung vergessen.
    Es war fast zwanzig Uhr dreißig, als sie endlich verdrossen heimging. Sie kam sich unendlich dumm vor und kochte vor Wut.
    ***
    Gabriella zelebrierte den darauffolgenden freien Vormittag mit einem morgendlichen Bad, dem eine ausgiebige Schönheitspflege folgen sollte. Behaglich seufzend rutschte sie etwas tiefer ins warme Wasser und blies verspielt in den Schaum, der sich vor ihrem Gesicht auftürmte. Er duftete herrlich nach Rosen. Sie schloss die Augen.
    Hätte die Sonne geschienen, wäre sie ins Freie gegangen, um sich die Beine zu vertreten, vielleicht gemütlich eine Runde zu joggen. Mit der U-Bahn auf die Donauinsel oder mit einem Bus in den Wienerwald. Nach Schönbrunn würde es sie bestimmt für längere Zeit nicht ziehen, das war ihr durch diesen Grauen gründlich verdorben. Durch diesen elenden Typen, der am Vorabend durch Abwesenheit geglänzt hatte. Versetzt sagte man dazu. Sie schnaubte in den Schaum hinein. Unzuverlässiger Nichtsnutz.
    Es war nicht so schlimm, dass er sie versetzt hatte, das war ihr schon früher passiert. Dumm war nur ihre Enttäuschung darüber, und dass sie so lange auf ihn gewartet und gehofft hatte. Sich selbst musste sie ja nichts vormachen: Wie weit war es mit ihr gekommen, wenn sie sich schon auf ein Treffen mit so einem freute – mit einem, den es nicht einmal richtig gab. Eine Frechheit war nur, dass er sie einfach so hatte sitzen lassen. Und das, nachdem er ihr so lästig nachgelau…
    »Es tut mir leid, ich konnte nicht …«
    Die dunkle, sanfte Stimme klang so dicht an ihrem Ohr, dass Gabriella beinahe das Herz stehen blieb. Und dann kreischte sie auf, und während sie noch kreischte, rutschte sie tiefer, bis ihr Schrei in einem Seifenblasen spuckenden Gurgeln erstickte.
    Als sie eine Sekunde später wieder aus dem Wasser schoss und durch ihre nassen Haarsträhnen schielte, fand sie ihn halb neben, halb in der Wanne stehend. Sein Blick wanderte interessiert an ihr entlang, um dann auf ihrem Busen zu verweilen.
    »Aus meiner Wohnung!« Mit der rechten Hand versuchte sie, beide Brüste gleichzeitig zu bedecken, mit der linken wies sie zur Tür, streifte ihn dabei genau an einer peinlichen Stelle und glitt durch diese hindurch. Sie sah, wie er scharf die Luft einzog.
    »Sofort!«
    »Aber …« Er bewegte sich unbehaglich.
    » JETZT ! Und wage es nicht, zurückzukommen! Und überhaupt, wohlerzogene Menschen läuten zuerst«, schrie sie ihm nach, als er mit einem verwirrten Ausdruck verschwand, direkt durch die Fliesen neben der Badewanne – den Eindruck schaumflöckchengekrönter weiblicher Hügel mit sich nehmend.
    Gabriella hätte noch mehr zu schimpfen gehabt, aber die leere Wand anzuschreien war wenig befriedigend. Ihre Knie zitterten so sehr, dass sie kaum aufstehen konnte, aber die Angst, dieser Irre könnte wieder auftauchen, trieb sie aus der wohlig warmen Wanne. Sie stieg hinaus, raffte gleichzeitig ein großes Badetuch an sich und wickelte sich, den Kopf panisch nach allen Seiten drehend, darin ein. Sie bebte am ganzen Körper. Der geruhsame Morgen war gründlich verdorben.
    Sie so zu erschrecken! Wie unverschämt! Zuerst tauchte er gar nicht auf, und dann bekam sie fast einen Herzinfarkt vor Schreck wegen ihm! So ein Idiot! Sie tastete nach ihrer Brille und starrte feindselig durch die beschlagenen Gläser auf die Fliesenwand. Dahinter lag der Gang. War er ganz weg oder gaffte er noch herein wie Heinz Rühmann in »Ein Mann geht durch die Wand«? Der Lieblingsfilm ihrer Mutter – warum, war ihr inzwischen klar geworden –, aber bestimmt nicht ihrer!
    Sie tauschte das Badetuch eilig gegen einen Bademantel, schlang ein Handtuch um ihr tropfendes Haar und marschierte hinaus. An der Wohnungstür lugte sie mit angehaltenem Atem aus dem Spion. Dort stand er – ein hellgrauer Schatten im dunkelgrauen Gang – und sah unentschlossen auf die Wand zum Badezimmer.
    Gabriella holte tief Luft und riss die Tür auf. »Du Spinner! Du kannst doch nicht einfach so hereinplatzen!«
    Er wandte ihr ein erfreutes Gesicht zu. »Darf ich jetzt hereinkommen?«
    »Das tut man ni…!« Zu spät bemerkte sie ihren Nachbarn, der mit dem Schlüssel in der Hand vor seiner Wohnungstür erstarrte. »Ich dachte … ich meine. Guten Abend.« Sie schlug die Tür vor seinem pikierten Gesichtsausdruck zu. Darran stand mitten

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