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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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nachdenklich. »Ja, ich erinnere mich.« Sein Blick suchte wieder ihr Gesicht und wurde ganz weich. »Es war der Tag, an dem ich dich getroffen habe. Ich würde nichts vergessen, was damals geschah.«
    »Wohin bist du damals mit dieser Frau verschwunden?«
    Er zögerte, und sie dachte schon, er würde ihr nicht antworten wollen, aber dann sagte er: »Nach Amisaya. Sie wurde getötet.«
    Darran erschrak, als sein Mädchen vor ihm zurückwich. Sie hatte Angst vor ihm. Er schüttelte entschieden den Kopf. »Nein! Nein. Meine Aufgabe besteht darin, sie zu finden, ehe sie zu viel Schaden anrichten.« Er suchte nach Worten und Begriffen für etwas, das er sich selbst zusammengereimt hatte. »Sie verändern sich hier bei euch, verfallen dem Wahnsinn, wenn sie nicht zur rechten Zeit zurückgebracht werden. Aber«, setzte er leise hinzu, »manchmal misslingt es.«
    »Weshalb fliehen sie?« Ihre Stimme klang belegt.
    »Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen.« Er hatte nie einen von ihnen gefragt, aber wenn er den trostlosen Anblick von Amisaya mit dem Leben diesseits der Grenze verglich, lag die Antwort auf der Hand. »Es scheint mir hier alles besser zu sein. Bunter, lebendiger.« Er wusste nur, dass er ebenfalls alles tun würde, um von dort zu entkommen und hier zu leben. Er sah Gabriella an und probierte ein Lächeln.
    Sie erwiderte es wieder nicht. Ihr Blick war ernst und prüfend. »Wo liegt dieses Amia… Amisaya? Die Welt, aus der du kommst?«
    »Sie ist durch eine Grenze von eurer getrennt, die niemand durchschreiten kann.«
    »Einige aber offenbar doch.«
    Er zuckte mit den Schultern. Wieder glitt sein Blick über sie, ihr Gesicht, ihren Hals, tiefer. Er war sich zuvor nie bewusst gewesen, wie anziehend diese weiblichen Formen wirkten. Ihre Vorwürfe, nachdem er sie im Bad gestört hatte, waren den Anblick wert gewesen. Sie richtete sich auf und schob ihre Brille auf die Nase zurück. Es wirkte reizvoll unbeholfen.
    Als sie auf den Stuhl ihr gegenüber deutete, nahm Darran das als Einladung und ließ sich ebenfalls nieder – sehr konzentriert, um nicht einzusinken. Dieses Gespräch verlief interessanter und anregender, als er gehofft hatte. Er konnte kaum den Blick von ihr lassen. Wie hübsch sie aussah mit dieser Wollmütze, unter der einige Strähnen hervorlugten, mit diesem hochgeschlossenen Pullover, der doch eng genug war, um ihre Brüste zu betonen. Der Wunsch stieg in ihm hoch, die Arme um sie zu legen, um festzustellen, wie ihr schlanker Körper sich darin anfühlen mochte. Er hatte herausfinden wollen, ob diesem Murat ihre Zuneigung gehörte. Es war nicht der Fall, das wusste er jetzt. Und es gab auch keinen anderen Mann, der ihr so nahe kommen könnte, wie er es sich mit jedem Moment mehr wünschte. Wie weich ihre Haut sich wohl anfühlen mochte …
    Er zuckte zusammen, als sie seine Betrachtungen unterbrach und in die Stille hinein sagte: »Ich habe es auch gefühlt, damals. Es war erschreckend. Du warst erschreckend.«
    Ein kalter Hauch erfasste ihn. »Das tut mir leid. Ich wollte damals nicht, dass du durch mich läufst, obwohl ich nicht dachte, es würde einen Unterschied machen.«
    Sie hob abwehrend die Hand. »Ich hatte keine Angst vor dir, es war nur … da war kein Gefühl, nur völlige Leere. Und für eine kurze Zeit fürchtete ich, nie wieder hinauszufinden.«
    »Stattdessen hast du mir einen Teil deiner Wärme zurückgelassen.« Er sah auf ihre Hand, die auf dem Tisch lag. Sie hatte sie über dem Zeitungsartikel liegen, als wollte sie den Artikel damit verbergen. Allein nur ihre Hand zu berühren musste unfassbar schön sein.
    Er ertrug es nicht länger. Er musste es einfach tun. Langsam, um sie nicht zu erschrecken, ließ er seine Hand über den Tisch wandern. Nur einen Zentimeter vor ihren Fingerspitzen hielt er inne. Gabriella beobachtete ihn, zog ihre Hand jedoch nicht zurück. Sie musste die Frage in seinen Augen sehen, denn sie schob ihre Hand ebenfalls vor, bis die Fingerkuppen sich berührten. Eine plötzliche Hitzewelle erfasste zuerst seine Finger, dann seine Hand und verebbte in seiner Schulter. Sie zogen ihre Hände gleichzeitig zurück, und Gabriella sah ungläubig hoch. »Und sonst spürst du das nie?«
    Bevor er sie getroffen hatte, hatte er überhaupt nichts gefühlt. Absolut nichts. Aber wie sollte er das einem Wesen klarmachen, das einen warmen, atmenden, lebendigen Körper hatte, den er am liebsten an sich gepresst hätte, um das Leben darin zu spüren.
    »Und was fühlst du

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