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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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gespürt?«
    »Nein.«
    Dann war etwas entscheidend anders zwischen ihr und Darran. Vermutlich lag es am Erbe ihres Vaters. Zum ersten Mal war sie dankbar dafür. Darran gar nicht zu spüren hätte sie bis an die Grenzen des Erträglichen frustriert. Auch jetzt erwachte, wie immer beim Gedanken an ihn, die Sehnsucht nach seinen sanften, unkörperlichen Berührungen.
    »Er sagte, es gäbe nicht viele Menschen, die ihn und seinesgleichen sehen könnten«, fuhr Rita fort. »Nur ganz wenige. Manche in dem Augenblick, wenn sie sterben, und dann noch solche, die man bei uns ›Medium‹ nennt. Und manche behaupten, Männer wie er wären so etwas wie Engel, die die Verstorbenen holten. Todesengel, die sie ins Jenseits bringen.«
    Bei dem Ausdruck, den auch ihre Mutter verwendet hatte, schauderte es Gabriella unwillkürlich. »Und was geschah weiter?«
    Rita schien in sich hineinzuhorchen, endlich sagte sie: »Es begann eine Art Liebesbeziehung. Er hat mir so wunderschöne Dinge gesagt.« Sie lachte leise und traurig. »Sogar Gedichte, wie ich sie noch nie gehört oder gelesen habe. Nicht dass ich überhaupt je viele davon in die Finger bekommen hätte«, fügte sie achselzuckend hinzu. Sie versank in brütendes Schweigen.
    Gabriella legte ihr mitfühlend die Hand auf den Arm. »Was war weiter? Hast du dich von ihm getrennt?«
    »Ich mich getrennt?« Rita sah sie an, als hätte sie plötzlich Suaheli gesprochen. »Von einem Mann, der mich hofiert hat, als wäre ich eine Königin? Der mich nicht einmal angestubst, geschweige denn geschlagen hätte?« Sie hatte plötzlich Tränen in den Augen. »Was glaubst du denn, wie ich aufgewachsen bin? Glaubst du, nur meine Mutter ist regelmäßig mit einem blauen Auge herumgelaufen? Oder mein Vater hätte was von gewaltfreier Erziehung gehalten? Ich kannte ja gar nichts anderes! Und so waren auch die Kerle, mit denen ich zusammen war! Der Verrückte, der mich fast umgebracht hätte – den hatte ich nur wenige Stunden davor in einem Beisl aufgegabelt! Wenn du meinst, Georg sei ein Widerling, dann lass dir gesagt sein, er ist noch der Beste. Und er kümmert sich um meinen Paps. Meistens jedenfalls.«
    Sie atmete tief durch und dann sagte sie: »Er ist eines Tages verschwunden. Nicht mehr gekommen.«
    »Einfach weggeblieben?«
    Rita nickte. »Er war besorgt, schon länger. Und manchmal, da war es, als würde er sich auflösen … wenn du weißt, was ich meine.«
    Gabriellas Hände krampften sich ineinander.
    »Er sagte einmal«, fuhr Rita fort, »dass es verboten wäre, was er täte. Dass es Konsequenzen gäbe. Und dann könne er nicht mehr kommen. Er sagte, es wäre ihm verboten, Gefühle zu haben. Man hätte sie ihm genommen, auch die Erinnerung. Aber sie wären langsam zurückgekommen. Ja«, sie senkte den Kopf, »und dann, eines Tages kam er nicht mehr zu mir zurück.« Ihre Lippen zuckten, als würde sie gleich anfangen zu weinen, und ihre Stimme klang belegt. »Ich habe so sehr auf ihn gewartet, nach ihm Ausschau gehalten, gehofft. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist, und das Furchtbare ist, dass ich es nie erfahren werde. Aber eines sage ich dir, und das weiß ich so sicher, wie du hier vor mir sitzt«, sie beugte sich ein wenig vor und sah Gabriella an, als wolle sie sie überzeugen, »er hätte mich nie einfach so allein gelassen. Nicht ohne Abschied. Ohne ein Wort.«
    Gabriella hatte zu zittern begonnen. Darran hatte Gefühle. Ihretwegen. Sie war schuld, weil sie durch ihn hindurchgelaufen war. Und nicht nur das, jetzt hatte sie auch noch eine Art Verhältnis mit ihm begonnen. Darran war in Gefahr. Sie würde leiden, verzweifelt sein, aber er konnte vielleicht sogar sein Leben dabei verlieren.
    »Nur einmal, vor einiger Zeit, da dachte ich …« Rita zuckte mit den Schultern. »Eine Zeit lang habe ich ihn in jedem Schatten sehen wollen. Aber kürzlich eben, da habe ich gedacht, er stünde draußen. Vor der Küche.«
    »Als du so erschrocken bist?« Plötzlich fiel ihr etwas ein, und sie deutete hinaus, wo sie Darran vor dem Haus vermutete: »Das war aber nicht meiner, oder?«
    »Nein, nein, den habe ich vorher nie gesehen. Erst als er anfing, dir nachzuge…« Sie unterbrach sich und packte Gabriellas Hand. » Deiner ?«, fragte sie mit zusammengekniffenen Augen.
    Gabriella hob mit einem unsicheren Lächeln die Schultern. »Ich sehe sie schon seit meiner Kindheit, diese Männer . Und dieser Mann da draußen, von dem du sagst, dass er mich verfolgt – ich habe mich in ihn

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