Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten
hätten sie die Szene nicht einmal wahrgenommen. Rita klammerte sich ängstlich an Markus, der den Arm um sie legte.
»Lasst ihn«, herrschte Gabriella die Grauen an.
Der Graue, den sie berührt hatte, wich ein wenig vor ihr zurück, aber die anderen drängten nach. Wirklich wie Zombies, dachte Gabriella.
Und dann schob sich ein Arm zwischen sie und die Jäger, streifte ihre Schulter. Sie schloss erleichtert für einen Atemzug die Augen und legte sanft die Hand auf Darrans Rücken, das leichte elektrische Flirren zwischen ihnen beiden genießend.
Sie blickte ihm über die Schulter. Die anderen Jäger verharrten, die Augen ohne Ausdruck jeglichen Gefühls. Darran sagte nichts, fixierte sie nur. Die Zeit dehnte sich in die Länge, Gabriella hatte das Gefühl, dass aus Sekunden Minuten oder Stunden wurden. Und dann, endlich, wandte sich der erste Jäger ab und verschwand. Die anderen folgten. Einer blieb stehen und sah auf Malina.
»Bring sie zurück. Sie wollte morden.« Darrans Stimme klang ruhig, aber eine Autorität schwang darin mit, die sie noch nie zuvor an ihm gehört hatte.
»Was geschieht?« Markus’ Stimme war kaum hörbar, als hätte er Angst, die Jäger wieder auf sich aufmerksam zu machen.
»Sie sind fast alle fort«, flüsterte Rita zurück. »Bis auf zwei. Der eine nimmt jetzt diese Schwertfrau mit.«
»Nei…!«
Gabriellas Hand legte sich über Markus’ Mund und erstickte den wütenden Ausruf. »Nicht, sie wollten Sie haben. Darran hat sie verjagt.«
Zuletzt blieb jener übrig, den Gabriella berührt hatte. Er sah an Darran vorbei auf sie. Langsam formten seine Lippen Worte, Gabriella hatte Mühe, ihn zu verstehen. »Was … bist … du?«
Sie antwortete nicht, hob nur hilflos die Schultern.
»Geh.« Die Drohung in Darrans Stimme war unmissverständlich.
Der andere zögerte noch, aber endlich verneigte er sich vor Gabriella, drehte sich um und verschwand.
Mit einem Mal stand noch jemand neben Darran. Gabriella erschrak, weil sie ihn nicht hatte kommen sehen. Es war der hellhaarige Jäger, der sie gewarnt hatte. Er wollte Markus packen, aber Darran hielt ihn zurück. » Er gehört mir. Ich bringe ihn zurück.«
»Das hier wird dir Ärger einbringen, mein Freund.«
»Damit werde ich schon fertig.«
»Nun gut, du wirst wissen, welches Risiko du eingehst.«
Als würde er spüren, dass Gabriella ihn ansah, drehte er den Kopf nach ihr. Ihre Blicke trafen sich und für einen Lidschlag blitzte Zorn in seinen Augen auf. Ritas Hand tastete nach Gabriella, aber sie schüttelte leicht den Kopf. Dann hatte er sich schon wieder abgewandt und ging davon.
Zurück blieben Markus, Darran, Gabriella und Rita. Minutenlang sprachen sie kein Wort.
Dann straffte Darran die Schultern. »Es wird Zeit.« Er machte einen Schritt auf Markus zu. Dieser konnte den Jäger nicht sehen, aber dessen bedrohliche Aura spüren. »Bitten Sie ihn, mich noch mit Rita sprechen zu lassen«, sagte er mit rauer Stimme. »Nur ein paar Minuten.«
Darran studierte Markus, der nur Augen für Rita hatte, die so eng an ihm klebte, als würde sie in ihn hineinkriechen wollen, und Hilfe suchende Blicke auf Gabriella warf. »Es ist besser, ich nehme ihn mit als ein anderer«, sagte Darran ruhig. »Und sie werden wiederkommen.«
»Lass ihnen noch ein wenig Zeit«, bat Gabriella. Sie legte Darran die Hand auf den Arm. Sofort fuhr sein Kopf zu ihr herum. Sein intensiver Blick wurde weich. »Er hat mich gerettet«, sagte sie sanft. »Er hat einen Mann … äh … unschädlich gemacht, der mich töten wollte.« Hoffentlich war der Kerl inzwischen schon aus ihrer Wohnung verschwunden. Darran rührte sich nicht. »Bitte, nur wenige Minuten. Sie lieben sich«, flüs-terte sie.
Markus sah sie drängend an. »Gibt er mir etwas Zeit?« Sie nickte, ohne ihren zärtlichen Blick von Darran zu lösen. Markus nahm Rita bei der Hand. »Nur wenige Minuten. Allein.« Er führte sie zu der Tür, zog sie auf, ehe er sie jedoch hinter ihnen schließen konnte, fühlte er eine Berührung. Warnend, aber nicht drohend. Als er den Kopf wandte, stand der Jäger vor ihm. Es war tatsächlich Ramesses. Alles andere als ein Unbekannter in einem früheren Leben, auch wenn er ihn jetzt nicht erkannte. Markus sah ihn mit einem ernsten Lächeln an.
Der Jäger erwiderte es nicht. Es schien Markus, als würde er bis an den Grund seiner Seele blicken wollen. Er war seinem Vater in diesem Moment ähnlicher als je. »Du kannst mir nicht entkommen. Du liefest nur Gefahr,
Weitere Kostenlose Bücher