Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
Vom Netzwerk:
er seine Drohung bei unserer nächsten Begegnung wahr machen und mich töten.
     
    Als ich die Traumwelt verließ, waren die blauen Flecken auf meiner Haut deutlich verblasst. In meinem Gesicht, gleich oberhalb des Wangenknochens, zeigte sich noch ein leichter lila-grün-gelber Schatten. Dort hatte Karatos mich wohl mit der Faust oder dem Fuß getroffen.
    Es war Samstag, was mir gut passte, da ich nicht in der Klinik würde erklären müssen, woher die halbverheilten Blutergüsse kamen, die am Vortag noch nicht zu sehen gewesen waren. Ich könnte den Tag auf dem Sofa verbringen und mir die Wiederholungen von
Monk
im Fernsehen ansehen. Aber eigentlich stand mir nicht der Sinn danach. Karatos war meinem Vater entwischt und hatte gedroht, mich zu töten. Und ich wusste nun auch, dass es noch andere Dämonen gab, die nichts dagegen hätten, wenn ich starb. Aber, und das war viel bedeutsamer, Karatos hatte mir auch eröffnet, dass das alles in direktem Zusammenhang mit Noah stand. Noah war die Beute. Nicht ich. Und das hob meine Laune ein bisschen. Wenigstens wusste ich jetzt, dass es in diesem ganzen Schlamassel nicht ausschließlich darum ging, mich aus dem Weg zu schaffen.
    Auch wenn ich mir lieber die Brustwarzen gepierct hätte, als Noah noch einmal zu begegnen, zog ich mich an und machte mich quer durch die halbe Stadt auf den Weg zu seiner Wohnung.
    Für die Jahreszeit war es ungewöhnlich warm. Ich schwitzte unter meiner Wildlederjacke und dem leichten Pulli, als ich vor seinem Haus stand und klingelte. Der Schweiß juckte mich zwischen den Schulterblättern. Doch ich kam nicht an die Stelle, um mich zu kratzen. Und so war ich gerade dabei, meinen Rücken am Türpfosten zu wetzen, als ich eine vertraute Stimme hörte.
    »Lass mich raten – du übst gerade für ein Vorsprechen für die
Dschungelbuch
-Aufführung am Broadway.«
    Ich stockte jäh, stellte mich wieder gerade hin, während das Jucken kaum nachgelassen hatte. Es war Warren. Mir gefiel, dass er mich duzte. Mit einem heiteren Lächeln auf den schmalen Lippen kam er auf mich zu, eine Sporttasche über der breiten Schulter. Er war groß und schlaksig, trug Jeans und Sweatshirt. Mir fiel ein, dass er Aikido-Kurse gab.
    Ich erwiderte sein Lächeln, das sich durch mein wundes Gesicht allerdings etwas verspannt und steif anfühlte. »Als Balu der Bär wäre ich doch eine gute Besetzung, findest du nicht? Du weißt, wie man einer Frau schmeichelt, Dr.Clarke.«
    Sein Lächeln wurde breiter. »Ich nutze auch jede freie Minute, um zu üben. Willst du zu Noah?«
    »Ja.« Ich machte eine flüchtige Handbewegung zur Tür. »Ich schätze, er ist nicht zu Hause.«
    Mittlerweile war Warren näher gekommen, und sein Lächeln schwand, als er die Blutergüsse in meinem Gesicht sah. Er riss die Augen auf vor Schreck – und das nicht, weil ich einen so fürchterlichen Anblick bot, sondern aus einem anderen Grund.
    »Noah …« Er schluckte und fixierte mich. »Hat er das schon gesehen?«
    »Nein.« Mit den Fingerspitzen tastete ich vorsichtig nach der Beule, die eigentlich gar nicht mehr so sehr weh tat. »Ich habe schon seit einer Weile nicht mehr mit Noah gesprochen.«
    Warren war offensichtlich erleichtert, aber der Arzt in ihm gab sich damit nicht zufrieden. »Brauchst du Hilfe, Dawn?«
    Ich lächelte. Was für eine Ironie – fast hätte ich schallend gelacht.
Hilfe?
Klar brauchte ich Hilfe, mehr als jeder Hockeyspieler Stöcke. »Nicht die Art von Hilfe, die du meinst, Warren.« Er wirkte nicht überzeugt. »Schade, dass du meinen Gegner nicht sehen kannst«, fügte ich hinzu. Blutergüsse hin oder her, ich hatte es geschafft, Karatos eine tiefe Stichwunde beizubringen, und an meinem Dolch klebte zum Beweis dafür noch sein Blut.
    Er hielt das für einen schlechten Witz und gluckste ein wenig. »Du musst Noah unbedingt drängen, dein Trainingstempo zu steigern.« Dann wurde er wieder ernster. »Nicht, dass so etwas zur Regel wird«, fügte er mit einem kleinen Wink auf mein Gesicht hinzu.
    Lieber Himmel, das wollte ich nicht hoffen. »Bestimmt nicht. Aber ich denke, dass ich mir einen anderen Trainer suchen muss.« Er starrte mich an, und mein Gesicht sprach offenbar Bände, denn er nickte nur kurz. »Mein Kurs fängt gleich an. Wenn du willst, kannst du mitmachen. Du kannst mir helfen, den Kindern ein paar neue Bewegungen zu demonstrieren.«
    »Danke, aber ich denke, ich habe nicht die passenden Klamotten dabei.«
    »In meinem Büro habe ich ein paar saubere

Weitere Kostenlose Bücher