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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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betrügen würde, wenn es ihm passte.
    Darauf begann Oona laut zu lachen. »Wie sehr er doch den Erwartungen gerecht wird«, sagte sie. »Für diese arme Seele gibt es keine Hoffnung auf Erlösung. Er geht schnell dem eigenen Untergang entgegen, er sehnt ihn geradezu herbei. Verrat scheint ihm zur zweiten Natur geworden zu sein. Bald wird es zu einer Sucht geworden sein und er wird untergehen. Er spricht von Vernunft und verrät die Ordnung im Namen des Gleichgewichts und dann das Gleichgewicht im Namen der Entropie. Unweigerlich wird er Arioch hintergehen, aber was für ein armseliger Hund wird er dann sein? Doch im Augenblick muss man berücksichtigen, dass er eine gewisse Macht besitzt.«
    »Dann kann man ihn nicht besiegen«, erwiderte ich. »Er wird Mu Ooria und dann seine eigene Welt zerstören.«
    Sie hielt mir die Zügel, als ich abstieg. Etwas linkisch nahm ich sie in die Arme. Sie schien guter Dinge. »Oh«, sagte sie, »ich glaube, wir haben durchaus Chancen, Gaynors Pläne zu durchkreuzen.«
    Mondmatt grinste. »Da seid Ihr aber sehr zuversichtlich, Mylady. Ihr müsst großes Vertrauen in die Kräfte des Glücks haben.«
    »Das habe ich auch«, stimmte sie zu, »aber ich denke, wir wären im Augenblick besser beraten, wenn wir uns auf die Kräfte der Träume verlassen. Ich werde die gefangene Göttin besuchen, während ihr nach Tanelorn eilt. Vater, du kannst jetzt wieder deinen eigenen Körper annehmen und den armen Grafen von Bek in die Abgeschiedenheit und Sicherheit seines überanstrengten Körpers entlassen.«
    Damit eilte sie in die Richtung, aus der wir gekommen waren und war nach wenigen Augenblicken nicht mehr zu sehen. Die Sonne warf hellrotes Licht über den öden Horizont. In der Ferne konnten wir die Dächer und Türme unseres gefährdeten, geliebten Tanelorn erkennen.
    Die seltsamste Truppe von Kriegern, die ich je gesehen hatte, kam uns zu Pferd entgegen. Der Anführer war Fromental, immer noch in der Uniform des Fremdenlegionärs. Hinter ihm ritten Protz, Bloek und Lamento, die drei Herrscher der Tierkönigreiche. Auf allen Vieren und mit seiner feinen Kleidung einen seltsamen Anblick bietend, kam auch Lord Renyard. Er begrüßte uns als Erster. Sie hatten von unserer Mission gehört und waren gekommen, um uns zu helfen.
    Ich erzählte ihnen, was wir erlebt hatten, und schlug vor, nach Tanelorn zurückzukehren, um zu essen und auszuruhen, doch die bunt zusammengewürfelte Truppe gab sich unerbittlich. Sie waren den ganzen Weg von den Steinen von Morn gekommen, um Gaynor zur Rechenschaft zu ziehen. Sie würden schon einen Weg finden, um ihm zu folgen. Vielleicht würde Miggea ihnen helfen.
    Ernüchtert zeigte ich ihnen die Richtung und wünschte ihnen gutes Gelingen. Ich wollte vor allem Tanelorn retten und nicht Gaynor verfolgen, aber ich hatte keine Einwände, wenn sie sich an ihm rächen wollten. Meine Gedanken richteten sich freilich auf andere Ziele.
    Bald würde es Zeit für mich sein, in den eigenen Körper zurückzukehren und von Bek zu erlauben, aus seinem Schicksal das Beste zu machen und sich auf seine Weise an unserem Kampf gegen den gemeinsamen Feind zu beteiligen.

DRITTES BUCH
     
    Zwei lange Lieder für die Schwermut des bleichen Lords
    Zwei kurze Lügen, in ihnen versteckt
    Sing die Wahrheit für den schneeweißen Vogel
    Tot liegt jetzt mein Elfenbeinkind
    Leer vor Trauer mit verhangnen Augen
    Singe Lieder voller Lügen für das Elfenbeinkind
    Die weiße Häsin eilt zum Sonnenuntergang
    Zwei dunklen Schatten wird sie dort begegnen
    Einer ist in Lumpen, der andere trägt Spitzen
    Sie eilt am alten, selbstvergessnen Fluss entlang
    Sie eilt dem Sonnenuntergang entgegen
    Das anmutige Tier,
    es eilt Es eilt zum öden Aschenland
    Es eilt durchs tote Aschenland
    Es flieht zum Untergang der Sonne.
    Wheldrake,
    Die wilde Häsin

15. Wo das Multiversum beginnt
     
    Tanelorn war ein triumphierender Fleck warmen Lebens inmitten der endlosen Asche. Ich fragte mich, wie lange die Stadt noch in dieser toten Einöde gefangen sein würde, erobert von der Ordnung, alle Spuren des Chaos sorgfältig beseitigt. Irgendwann würde Miggeas Zauberspruch verblassen und die Stadt würde wieder an den alten Standort zurückkehren. Mit gemischten Gefühlen ritt ich neben Mondmatt durch die niedrigen Tore und ließ mich von unsern Freunden begrüßen. Wir ließen sie wissen, dass Tanelorn unserer Ansicht nach nicht mehr in Gefahr schwebte. Doch die Gefahren für die anderen Orte, denen wir unsere Liebe

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