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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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und Treue geschenkt hatten, waren noch immer beträchtlich. Mu Ooria war nach wie vor bedroht, vielleicht inzwischen sogar schon erobert. Mein Deutschland war in der Gewalt eines verrückten Tyrannen. Es fiel schwer, sich auf irgendetwas zu konzentrieren, wenn so viele Dinge in der Schwebe waren.
    Mit großer Angst stieg ich vor Brut von Lashmars Haus ab und gab seinem Stallknecht die Zügel. Ich hoffte, Fromental und seine eigenartige Truppe würden Erfolg haben, aber ich hatte Zweifel. Gaynor verfolgte weitaus ehrgeizigere Ziele, als ich es vermutet hätte. Wie wir von Melnibone durch bittere Erfahrung gelernt hatten, war es nie klug, wenn ein Sterblicher die Ordnung gegen das Chaos ausspielte und hoffte, damit seine kleinen Ziele zu erreichen.
    Kein Geschöpf, ob menschlich oder Melnibonäer, konnte jemals die Macht ausüben oder auch nur besitzen, die den Göttern zu Gebote stand. Sich auf diese Weise in ihre Kämpfe einzumischen, war ein sicherer Weg, vernichtet zu werden. Einem Teil in mir war es gleichgültig, ob diese geringeren Wesen lebten oder starben, aber ein anderer Teil begriff, dass es eine Verbindung gab, eine gemeinsame Bedrohung, und dass mein Schicksal eng mit dem Schicksal der Rasse verknüpft war, die die Jungen Königreiche gegründet hatte. Außerdem hatte ich begriffen, dass Gemeinschaftsgeist keine Frage der Abstammung war, sondern mit Verstand und Neigung zu tun hatte. Meine eigene Kultur mochte den Menschen denkbar fremd sein, doch als Individuum hatte ich mit Menschen mehr Freundschaften geschlossen als mit Angehörigen meiner eigenen Art.
    Melnibon£s Isolation und Überheblichkeit stürzte mich immer wieder in Konflikte. Wie das Multiversum selbst kam mein Geist kaum einmal zur Ruhe. Unablässig fühlte ich mich hin- und hergerissen zwischen widerstreitenden Kräften, die die Realität formten, zwischen den ewigen Parado-xien von Leben und Tod, von Krieg und Frieden. Doch wenn der Frieden alles war, was ich erstrebte, warum hatte ich mich dann nicht schon längst im bezaubernden Tanelorn niedergelassen, wo ich Freunde, Bücher, Musik und Erinnerungen vorfand? Warum sehnte ich mich manchmal so nach dem nächsten und wieder nach dem nächsten Kampf? Warum die sehnsüchtigen Träume von Gewalt, wenn kein Schlachtfeld in der Nähe war?
    Wir wurden von Brut begrüßt, der schlechter Laune, aber froh war, uns zu sehen. »Wie lange müssen wir noch unter dieser verdammten Verzauberung leiden?«
    »Miggeas Macht ist gebrochen oder zumindest eingedämmt. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis du wieder eine vertraute Umgebung siehst.« Bruts Frage schien ein nebensächliches Problem zu beleuchten, wenn man an Gaynors wachsende Macht dachte.
    Wir blieben bei Brut, bis wir uns erholt hatten und Oona zurückkehrte, mit hartem Gesicht und einsilbig. »Wir müssen sofort beginnen«, war alles, was sie sagen wollte. Mit gemischten Gefühlen gingen wir zum Turm der Hand, dem eigenartigen roten Gebäude, dessen Zinnen an eine Hand erinnerten, deren Finger wie zu einem Gruß des Friedens ausgestreckt waren. Dort lag mein Körper im Zauberschlaf.
    Wir wurden vom Wächter erkannt und eingelassen und betraten durch eine niedrige Tür das Gebäude. Es führte eine steile Treppe hinauf, bis wir einen Kaninchenbau von Gängen erreichten. Oona übernahm die Führung. Ihre Schritte waren leicht und sicher. Ich folgte als Nächster und nicht ganz so eilig, dann kam Mondmatt. Er benahm sich wie ein Mann, der schon mehr Hexerei gesehen hatte, als ihm lieb war und gute Gründe hatte, sich auf eine neue Konfrontation nicht zu freuen. Er redete irgendetwas darüber, dass wir Tanelorn so bald wie möglich verlassen müssten, um unseren ursprünglichen Weg weiter zu verfolgen. Wir müssten alles hinter uns zurücklassen und in die zuverlässige Realität der Jungen Königreiche zurückkehren, deren Hexerei im Großen und Ganzen lediglich menschliche Dimensionen habe.
    Oona war voll düsterer Ahnungen. »Es wird kaum noch zuverlässige Realitäten geben, wenn Gaynor Arioch zu den Steinen von Morn bringt.« Wieder verfiel sie in verdrossenes Schweigen. Ich hatte gehört, wie sie sich mit Fromental über die Steine von Morn unterhalten hatte, wusste jedoch nicht zu sagen, wo sie sich befanden.
    Am Ende eines schmalen Ganges erreichten wir eine weitere bewachte Tür. Ich blieb stehen und verschnaufte, während Mondmatt mit den beiden Wächtern ein kameradschaftliches Wort wechselte.
    Ich tat so, als hätte ich

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