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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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diesen köstlichen Genuss meine Hilfe anzubieten. Was wünschest du von mir?«
    »Jemand hat deine Söhne auf seine Ebene gerufen. Sie haben sich schlecht benommen. Sie haben großen Schaden angerichtet.«
    »Das liegt in ihrer Natur. Es ist das, was sie tun müssen. Sie sind noch so jung, meine Zehn Söhne. Sie sind die zehn großen H’Haarshann, die durch alle Welten schreiten.«
    »So ist es, Altvater.« Elric betrachtete die sterblichen Überreste des Nazis. Wie ein Falke jede Faser eines erbeuteten Vogels außer den Federn zerlegt, hatte auch Altvater den Sterblichen an sich genommen und nichts als die blutüberströmten Fetzen der SS-Uniform zurückgelassen. »Sie wurden von meinen Feinden von ihrem Platz zwischen den Welten entfernt. Damit sie mein Leben und das der meinen gefährden.«
    Altvater bebte. »Aber ohne dich würde ich den exquisiten Geschmack von Fleisch nicht kennen. Und meine Zehn Söhne haben in den Welten zu tun, sie müssen ihnen meinen Willen einhauchen.«
    »So ist es, großer Altvater.«
    »Niemand ist mehr übrig außer dir, mein süßer Sterblicher. Niemand, der weiß, was Altvater essen mag.«
    In diesem Augenblick schaute Elric hoch und unsere Blicke trafen sich. Der Spott und Hohn, den ich in diesen Augen sah, ließ mich angewidert den Kopf abwenden. Ich wusste, dass Elric von Melnibone« nur äußerlich ein Mensch zu sein schien. Das Blut in seinen Adern war von einer älteren, grausameren Art als das meine. In meiner alten Welt wurde ein so blutrünstiges, sadistisches Opfer nur von Geisteskranken dargebracht. Für Elric und seinesgleichen jedoch waren solche Übungen ein Teil der Lebensart, sogar eine Kunst, deren Darbietung man genießen konnte. In Melnibone« lobte man das Opfer, das stilvoll zu sterben wusste und das im Tod das Publikum nach Kräften unterhielt. Was Elric gerade getan hatte, belastete sein Gewissen nicht. Für ihn war es notwendig und selbstverständlich gewesen.
    Altvater schien mit sich zu ringen, wie der Wert des Opfers einzuschätzen war.
    »Möchtest du noch einmal kosten, edler Altvater?« Elrics Stimme klang weich und schmeichelnd. Keine Drohung lag in ihr, doch Altvater erinnerte sich an den Geschmack sterblichen Fleisches und sehnte sich schon jetzt nach mehr.
    »Ich werde mich um meine Söhne kümmern«, sagte die Erscheinung. »Auch sie haben gut gespeist.«
    Das wirbelnde rote Feuer schwoll zu einer um sich selbst kreisenden Wolke an, zog sich unter das ferne Dach der Höhle zurück, tauchte wieder in die Dunkelheit herab und löste sich auf. Nur ein leichter, rosafarbener Schimmer blieb zurück, der nach einigen Augenblicken ebenfalls verschwand.
    Ich blickte zu Gaynors Lager. Man war aufmerksam geworden. Ich sah Troogs, die in alle Richtungen Ausschau hielten. Einer rannte zur Mitte des Lagers, wo Gaynor ein protziges Zelt aufgeschlagen hatte. Die Spannseile waren mit Pfählen im nackten Fels verankert worden.
    Ich nahm an, dass sich der Tod des Nazis letzten Endes doch als nutzlos erweisen würde. Altvater war verschwunden. Die zehn wirbelnden Trichter aus phosphoreszierendem Licht bewachten nach wie vor das Lager. Elrics schmutziges Ritual hatte nichts weiter bewirkt, als die Aufmerksamkeit von Gaynors Horde auf uns zu lenken.
    Eine Gruppe Troogs kam in unsere Richtung gewatschelt. Sie hatten uns noch nicht gesehen, doch es würde nicht mehr lange dauern, bis sie uns bemerkten. Ich sah mich um, ob es eine Fluchtmöglichkeit gäbe. Nur Oona besaß eine Waffe. Mein Schwert lag in den Händen meines Doppelgängers. Ich war nicht sicher, ob ich die Klinge in Zukunft noch einmal mit den gleichen Augen ansehen würde wie zuvor. Falls ich überhaupt eine nennenswerte Zukunft hatte.
    Die Troogs kletterten die Felsen zu uns herauf. Sie konnten uns riechen. .
    Ich sah mich um, ob es etwas gab, das ich schleudern konnte. Als Waffen standen mir nur noch Felsen zur Verfügung.
    Elric war unten inzwischen völlig erschöpft auf die Knie gesunken. Ich fragte mich, ob ich rechtzeitig das Schwert holen konnte, ehe die Troogs uns erreichten. Andererseits war ich nicht sicher, ob ich die Klinge jemals wieder würde in die Hand nehmen können.
    Oona legte einen Pfeil in den Bogen und zielte.
    Sie sah sich einmal oder zweimal über die Schulter um und konnte offenbar nicht glauben, dass Elric versagt hatte, dass Altvater das Opfer genommen hatte und verschwunden war, ohne uns die versprochene Hilfe zu gewähren.
    Knapp über dem grauen Horizont bewegte sich etwas.

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