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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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nickte wieder ein und kam erst wieder zu mir, als wir schon durch die Tore gefahren waren und im Schatten des großen Schlosses Sachsenburg angehalten hatten.
    Fritzi und Franzi warteten schon auf mich. Sie liefen mir fast begierig entgegen, als ich aus dem Wagen stieg.
    Offenbar waren sie erfreut, dass ich wieder daheim war.
    Sie hatten mich schon niedergeprügelt und mir den ganzen Körper grün und blau geschlagen, bevor Gaynors Wagen das Gelände wieder verlassen hatte. Von oben hörte ich eine Stimme rufen, dann wurde ich, fast bewusstlos, in meine Zelle geschleppt, wo Hellander und Feldmann die schlimmsten Verletzungen so gut wie möglich versorgten, während ich hilflos auf einer Koje lag, fest überzeugt, mehrere Knochenbrüche zu haben.
    Am nächsten Morgen kamen sie nicht, um mich zu holen. Sie holten Feldmann. Sie wussten genau, wie sie mir zusetzen konnten. Ich war keineswegs sicher, ob ich nicht doch noch zusammenbrechen würde.
    Als Feldmann zurückkam, hatte er keine Zähne mehr. Sein Mund war eine klaffende rote Wunde, eins seiner Augen schien sich für immer geschlossen zu haben.
    »Um Himmels willen.« Er sprach undeutlich, jeder Laut bereitete ihm schreckliche Schmerzen. »Sage ihnen bloß nicht, wo das Schwert ist.«
    »Glaube mir«, antwortete ich ihm, »ich weiß selbst nicht, wo es ist. Aber ich wünsche von ganzem Herzen, ich hätte es in diesem Augenblick in der Hand.«
    Das war für Feldmann kein großer Trost. Am nächsten Morgen holten sie ihn wieder. Er schrie sie an, dass sie Feiglinge wären. Am Nachmittag brachten sie ihn zurück. Die Rippen und mehrere Finger waren gebrochen, auch ein Fuß. Er atmete nur unter Schwierigkeiten, als presste etwas gegen die Lungen.
    Er sagte mir, ich solle nicht aufgeben, sie könnten uns nicht bezwingen. Sie konnten uns nicht spalten.
    Hellander und ich weinten, als wir versuchten, seine Schmerzen zu lindern. Doch am dritten Tag holten sie ihn noch einmal. In der Nacht, als er drinnen wie draußen nichts mehr an sich hatte, das sie foltern konnten, starb er in unseren Armen. Hellander sah mich an und ich wusste, dass er verängstigt war. Wir verstanden ganz genau, was sie taten. Er musste annehmen, der Nächste zu sein.
    Gerade als Feldmann sein letztes bisschen Leben aushauchte, sah ich an Hellander vorbei und bemerkte, irgendwie substanzlos aber doch klar und deutlich, meinen Doppelgänger. Dieser seltsame, in einen Mantel gehüllte Albino, der die gleichen Augen hatte wie ich.
    Zum ersten Mal hatte ich jetzt auch den Eindruck, er spräche zu mir.
    »Das Schwert«, sagte er.
    Hellander wich meinem Blick aus, schaute zu der Stelle, wo der Albino gestanden hatte. Ich fragte ihn, ob er etwas gesehen hätte, doch er schüttelte den Kopf. Wir legten Feldmann auf den Steinboden und versuchten, eine Art Totenmesse für ihn zu halten. Doch Hellander war nicht dazu im Stande und ich wusste nicht, wie ich helfen konnte.
    Ich träumte von der weißen Häsin und von meinem Doppelgänger mit dem Kapuzenmantel, vom verlorenen schwarzen Schwert und der jungen Bogenschützin, die ich Diana genannt hatte. Keine Drachen und keine geschmückten Städte sah ich. Keine Armeen und keine Ungeheuer. Nur mein eigenes Gesicht, das mich anstarrte und mir unbedingt etwas mitteilen wollte. Und dann das Schwert. Ich konnte es beinahe in den Händen spüren.
    Halb erwacht, hörte ich Hellander, der sich unbehaglich bewegte. Ich fragte, ob alles in Ordnung sei und er sagte, ihm ginge es gut.
    Am Morgen erwachte ich und sah Hellanders Leichnam, der sich langsam über dem toten Feldmann in der Luft drehte. Während ich im Schlaf lag, hatte er seinen Fluchtweg gefunden.
    Volle vierundzwanzig Stunden vergingen, ehe die Wächter die Leichen aus der Zelle entfernten.

5. Kriegsmusik
     
    Ein paar Tage später kamen Fritzi und Franzi. Ohne mich auch nur an eine andere Stelle zu bugsieren, holten sie sofort ihre Knüppel heraus und schlugen mich zusammen. Fritzi und Franzi liebten ihre Arbeit und verstanden sich auf ihr Handwerk. Sie kommentierten meine Reaktionen und die Auswirkungen der Schläge auf meinen fremdartigen, hellen Körper, die seltsame Färbung meiner Prellungen. Sie klagten jedoch darüber, dass es so schwer sei, mir Schmerzlaute zu entlocken. Ein kleines Problem, das sie im Laufe der Zeit noch zu lösen hofften.
    Kurz nachdem sie gegangen waren, bekam ich Besuch von Klosterheim, der inzwischen zum Hauptmann der SS befördert worden war. Aus einem Flachmann bot er mir etwas

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