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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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weit über Lukenbachs Kopf wurde der Kristallspeer langsamer. Der Off-Moo steuerte das Ding allein mit den Geräuschen.
    Nachdem der Schrei abgebrochen war, machte der Gelehrte Fi noch einige winzige Bewegungen mit den Lippen. Die Lanze aus Kristall reagierte auf sein Murmeln, änderte die Flugrichtung und die Geschwindigkeit. Dann machte der Gelehrte eine präzise bemessene Geste. Der Stalaktit beschrieb einen leichten Bogen und schlug mit einer fast elegant anmutenden Kurve genau ins Herz des Nazis.
    Der letzte Nachhall des Schreis lief noch durch die gewaltige Höhle, als Lukenbachs Todeszuckungen schon begonnen hatten.
    Gleich darauf lag er reglos auf dem Felsboden und neben dem Kristallspeer, der in der Brust steckte, sprudelte Blut heraus. Fromental und ich waren über den Tod dieses Mannes ebenso schockiert wie erleichtert. Gaynor musste seine Strategie offenbar überdenken.
    Mein Vetter beugte sich vor und nahm Lukenbach den Dolch aus den steifen, verkrampften Fingern. Mit einer gewissen Abscheu zog er sich zurück, richtete sich auf und sah mir in die Augen.
    »Ich lerne, dich nicht zu unterschätzen, mein Vetter. Dich oder deine Kameraden. Bist du sicher, dass du dich nicht auf unsere Seite stellen willst? Oder gib mir wenigstens das Rabenschwert, dann verspreche ich dir, dass ich dich nicht weiter belästigen werde.«
    Ich gestattete mir ein kleines Lächeln über diese Frechheiten, während Fromental das Antworten übernahm. »Sie befinden sich im Augenblick in einer denkbar ungünstigen Verhandlungsposition, mein Freund.«
    »Ich mache es mir zum Prinzip, meine Position stets so schnell wie möglich zu stärken.« Gaynor sah mich immer noch unverwandt an. »Was sagst du nun, mein Vetter? Bleibe hier bei deinen neuen Freunden und ich nehme das Schwert mit zurück in die reale Welt, damit wir den Kampf gegen die Kräfte des Chaos führen können.«
    »Du vertrittst nicht die Kräfte des Chaos?« Meine Belustigung nahm deutlich zu.
    »Das Chaos ist es, gegen das ich kämpfe. Genau deshalb brauche ich das Schwarze Schwert. Wenn du mit mir zurückkehrst, kannst du Ehre und Macht gewinnen - die Macht nämlich, der Welt jene Gerechtigkeit zu bringen, nach der sie sich sehnt. Glaube mir, Hitler ist nur das Mittel zu diesem Zweck.«
    »Gaynor«, gab ich zurück, »du hast dich in den Dienst des Tiers gestellt. Du bringst der Welt nichts als Chaos.«
    Jetzt war es an meinem Vetter, mir ins Gesicht zu lachen. »Du Narr. Hast du denn überhaupt keine Vorstellung, wie sehr du dich irrst? Du wurdest getäuscht, wenn man dich glauben machte, ich diente dem Chaos. Die Ordnung ist meine Gebieterin und wird es immer sein. Was ich tue, das tue ich für eine bessere, stabilere, besser vorhersagbare Zukunft. Wenn auch du an eine solche Zukunft glaubst, dann komm auf unsere Seite, solange du es noch kannst, Ulric. Glaube mir, du bist es, der den Kräften des Chaos dient.«
    »Diese Spitzfindigkeiten sind eines von Mirenburg unwürdig«, sagte ich. »Du hast deine Treue dem Bösen gegenüber unter Beweis gestellt. Du bist ganz und gar selbstsüchtig. Ich habe deine Grausamkeit gesehen, ich habe deine Gefühllosigkeit viel zu oft beobachtet, um noch an deine vorgespiegelte Aufrichtigkeit zu glauben. In dir ist nichts Ehrliches außer dem Wunsch, uns zu vernichten. Deine Liebe zu dem Gesetz gleicht der Besessenheit eines Zwangscharakters von der Sauberkeit, Gaynor. Darin ist keine Harmonie, keine wahre Ordnung.«
    Ein seltsamer Ausdruck zog über Gaynors hübsches Gesicht, als er sich an bessere Zeiten erinnerte. »Ach, nun gut, mein Vetter. Nun gut.«
    »Sie sind Hohlköpfe, Exzellenz«, sagte Klosterheim auf einmal. Er schien beunruhigt. »Man kann sie nicht überzeugen.«
    »Und Sie, Herr Klosterheim, halten sich für einen ehrbaren Diener der Ordnung?«, fragte Fromental.
    Klosterheim richtete die starren Augen auf den Franzosen und setzte ein humorloses, kaltes Lächeln auf. »Ich diene meinem Herrn und ich diene dem Gral, dessen Hüter ich wieder werden will. Wir werden uns noch einmal sehen, meine Herren. Wie ich Ihnen schon sagte, bin ich endlich in meinem Element. Ich habe keine Angst vor diesem Ort und werde ihn zu gegebener Zeit unterwerfen.« Er hielt inne und sah sich erfreut um. »Wie oft habe ich mich nach der Nacht gesehnt und die Störung durch das Tageslicht gehasst. Der Sonnenaufgang ist mein Feind. Hier bin ich, wo ich immer sein wollte. Ich werde mich von euch nicht schlagen lassen.«
    Gaynor schien von

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