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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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wieder daraus befreite, dachte ich an meinen Doppelgänger, der mir offenbar zu verstehen gegeben hatte, dass ich den Off-Moo bei seiner Verteidigung nicht stören solle. War ich einer Sinnestäuschung zum Opfer gefallen? War ich der Einzige, der ihn bemerkt hatte? Gab es eine freudianische Erklärung für meine Träume und Visionen? Wenn aber das, was ich sah, real war, wie war es dann möglich? Ich tröstete mich mit dem Gedanken, ich würde in Mu Ooria vielleicht ein Stück der Wahrheit kennen lernen. Dort, so sagte ich mir, könnte ich um Hilfe bitten, damit ich nach Deutschland zurückkehren konnte, um mich dem Kampf gegen das Böse anzuschließen, das sicher bald ganz Europa und vielleicht die ganze Welt bedrohte.
    Ich lag noch nicht lange wach, als Fromental mich rief. Ich war überrascht, dass er ein Schwert an der Hüfte trug und einen Bogen mit Köcher über den Rücken geschlungen hatte.
    »Rechnen Sie mit einem Angriff?«, fragte ich.
    »Es kann nicht schaden, sich gegen Gefahren zu wappnen. Ich glaube jedoch, dass die Zuversicht des Gelehrten Fi gute Gründe hat. Ihr Vetter und seine Bande werden in den Ländern jenseits des Lichts alle Hände voll zu haben.«
    »Und warum reisen Sie nach Mu Ooria?«, fragte ich ihn.
    »Ich hoffe dort einen Freund von Lord Renyard zu treffen«, sagte er. Weiter wollte er sich nicht erklären.
    Ich hatte mein Schwert in ein Tuch gewickelt und mit einer Kordel versehen, sodass ich es ebenfalls auf dem Rücken tragen konnte. Außerdem besaß ich einige Vorräte und Sachen zum Wechseln. Inzwischen trug ich wieder meine alte Kleidung und sogar den Jägerhut, der in dieser Umgebung noch fremdartiger wirkte als Fromentals Käppi.
    Nachdem wir eine seltsame Brühe gefrühstückt hatten, führte er mich durch die gewundenen Straßen zum Fluss. Dort gab es einen Einschnitt am Ufer, wo das Wasser ruhiger strömte. Der Gelehrte Fi und eine Gruppe von Off-Moo hatten sich bereits an der Anlegestelle zu einer offenbar recht unbeschwerten Konferenz eingefunden.
    Doch mein Erstaunen galt dem, was ich hinter ihnen sah. Zuerst dachte ich, es wäre ein Lebewesen, dann aber erkannte ich es als meisterlich zugeschnittenen, kristallinen Stein, der dunkelbraun und rötlich gefärbt war. Das wuchtige Wasserfahrzeug sah aus, als wäre es aus einem einzigen Rubin gehauen worden. Doch der Stein war leicht wie Glas und lag ruhig wie ein gewöhnliches Schiff im Wasser. Der Voluk erinnerte mich an ein Seeungeheuer aus einem Märchen, aufgestiegen aus den Tiefen, wo es gerade eben noch versteinert gelegen hatte. Als ich den fischartigen, an einen Echsenkopf erinnernden Bug betrachtete, die geblähten Nasenlöcher und die Kiefer und die herabhängenden Zotteln, kam es mir vor, als starrte es mich an. Ob es etwa doch lebendig war? Irgendwo erwachte eine Erinnerung…
    Die Ladefläche des Voluk war ein großer, flacher Bereich, der in etwa einem riesigen Sattel glich. So entstand eine Plattform oder ein Floß, auf dem etwa fünfzehn oder zwanzig Passagiere Platz fanden. Gelenkt wurde das Schiff mit zwei großen Steuerriemen, einem auf jeder Seite.
    Ich war sowohl von der Größe als auch von der Kompliziertheit der Steinmetzarbeit beeindruckt. Als wir den Off-Moo die Gangway hinauf folgten, wo sie an den Rudern ihre Plätze einnahmen, machte ich Fromental gegenüber eine entsprechende Bemerkung.
    Der Franzose reagierte amüsiert. »Es ist die Hand der Natur, nicht die Hand der Off-Moo, der Sie den Anblick dieses Ungeheuers zu verdanken haben. Die Off-Moo ziehen solche Überreste aus dem See und stellen fest, dass sie den Gegenstand mit nur geringfügigen Veränderungen als Floß einsetzen können. Doch benutzt man diese Fahrzeuge nur selten, weil sie flussaufwärts zurückgeschleppt werden müssen. Offenbar wollen unsere Gastgeber, indem sie uns einen Voluk zur Verfügung stellen, deutlich machen, dass sie die Lage für ernst halten.«
    »Rechnen sie wirklich mit einem Angriff von Gaynor, obwohl sie so leicht fähig sind, sich zu verteidigen? Haben sie etwa eine Möglichkeit, in die Zukunft zu sehen?«
    »Sie können eine Million Versionen der Zukunft sehen, was in gewisser Weise dasselbe ist, als könnten sie überhaupt nichts sehen. Sie vertrauen ihren Instinkten, nehme ich an, und sie kennen Typen wie Gaynor. Sie wissen, dass er nicht rasten und ruhen wird, bis er sich für das, was da draußen passiert ist, gerächt hat. Sie haben schon so lange überlebt, mein Freund, weil sie Gefahren ahnen und

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