Tochter des Drachen
Chance, wenn wir die Welten angreifen, die er längst verlassen hat. Soldaten werden müde. Sie wollen heim. Sie brauchen das Gefühl, dass da jemand ist, der ihre Opfer zu würdigen weiß. Wenn ich Sakamoto richtig einschätze, sind ihm seine Leute scheißegal. Das ist unser Vorteil. Was ist ein General ohne seine Truppen anderes als irgendein Kerl in einer protzigen Uniform?«
»Hn-hnh«, nickte Crawford. »Da wir gerade bei protzigen Uniformen sind, wie wäre es, wenn wir das einmal kurz überdenken?« Ihm war klar, dass er damit gefährlich nahe an einer Subordination war, aber was sollte es? Er konnte auch nur einmal sterben. »Was ist mit dem Koordinator? Sagi mag behauptet haben, dass Sakamoto unerlaubt losgeschlagen hat, aber wer ist schon Sagi? Ein Niemand.«
»Deshalb werde ich, wenn ich Sakamoto treffe, auch als seine Verbündete erscheinen.«
»Was? Gerade haben Sie gesagt...«
»Wir bleiben auf jeden Fall auf einen Angriff vorbereitet. Aber wenn ich Gespräche nicht einmal anbiete, ist das Grund genug für ihn, uns zu zerquetschen. Nach einem Angebot von Verhandlungen vor
Zeugen wird es für ihn schwieriger, uns zu töten.«
Crawford zögerte, dann stellte er sehr vorsichtig fest: »Sie sind meine Tai-sho. Ich folge Ihnen in den Tod, wenn es sein muss. Aber Sie sind wahnsinnig, und ich möchte das ins Protokoll aufnehmen lassen. Und wissen Sie was? Wenn Sie sich bei diesem Manöver umbringen lassen, nach allem, was Toni und Sully passiert ist ... dann haben Sie es auch verdient, Katana.«
Sie starrten einander lange an. Schließlich brach Katana das Schweigen. »Ich nehme es zur Kenntnis. Sie können gehen, Chu-sa.« Er ging zum Ausgang. »Noch etwas, Crawford.«
Sein Nachname. Damit steckte er wirklich bis zum Hals in der Scheiße. Crawford stellte sich Katanas stählernem Blick. »Hai, Tai-sho?«
»Der Marodeur II des Kopfgeldjägers steht in unserem Hangar, aber sein Besitzer ist nicht aufzufinden. Wissen Sie, wo er steckt?«
Damit hatte er nicht gerechnet, aber er war trotzdem vorbereitet. »Nein«, log er.
Feldlazarett, 4. Schwert des Lichts, Ancha Präfektur II, Republik der Sphäre
25. Juni 3135
Chu-sa Leo Montgomery rieb sich die Augen. Fünf Stunden Schlaf, mehr wollte er gar nicht, aber statt-dessen operierte er wie am Fließband, Darmsektionen, Schrapnell entfernen, Amputationen, und jetzt steckte er auch noch bis zu den Ellbogen in Verwaltungsmüll. Montgomery seufzte, zupfte die Akte des Tai-i vom Schreibtisch und betrachtete mit verkniffenen Augen den Piloten, der geduldig in Hab-AchtStellung wartete. »Tai-i ...»Sein Blick suchte die Papiere ab. »Goddard ... Sind Sie sicher? Sie haben das Recht, nach Hause zu fliegen.«
»Absolut«, antwortete Goddard. »Meine Ehre verlangt, dass ich an die Front zurückkehre.«
Montgomery musterte den Luft/Raumpiloten von oben bis unten. Goddard war für einen Piloten beunruhigend groß. Die meisten Luft/Raumjockeys waren eher klein von Statur, und sein Gesicht gefiel Montgomery gar nicht. Das lag nicht nur an der Narbe, die sich über die linke Augenbraue und Wange zog. Das war ein Souvenir des Absturzes. Nein, da war noch etwas anderes ... Die Augen? Er riss sich zusammen. »Ich weiß Ihr Pflichtbewusstsein zu schätzen, aber ...«
»Bitte, Doktor«, sagte Goddard, und in seiner Stimme lag eine nachdrückliche Schärfe, die dem Arzt Unbehagen bereitete. Das musste Goddard bemerkt haben, denn er lächelte, und Montgomery hätte nicht sagen können, was schlimmer war: der Tonfall des Mannes oder dieses Lächeln, bei dem es ihm kalt über den Rücken lief. »Ich will kämpfen. Bitte schicken Sie mich zurück zum Silbergeschwader des 43. Luft/ Raumregiments auf Al Na'ir. Dort werde ich gebraucht.«
Dieses Lächeln, und diese Augen ... Montgomery räusperte sich. »Na schön, wenn es Ihnen so viel bedeutet.« Sein Stift zitterte, als er unterschrieb. Völlig unlesbar, das wusste er selbst, aber bitte, er war schließlich Arzt. Dann reichte er dem Piloten die Papiere.
Montgomery starrte die Türe noch eine ganze Weile an, nachdem der Tai-i fort war. Nein, es war nicht das Lächeln. Es waren die Augen, diese kalten, grauen Augen. Wie bei einem Leichnam. Nein, wie bei einem Teufel...
Scarborough Manufacturing, AI Na'ir Präfektur II, Republik der Sphäre
»Pah! Das ist keine Antwort!«
»Das ist die einzige Antwort, die Sie von mir bekommen«, erklärte die Chu-sa. Sie war eine großgewachsene Frau mit einer schwarzvioletten Prellung auf
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