Tochter des Drachen
voraus in den Morast geflogen, und als sich ein paar Soldaten an der Restklippe festklammerten, hatte der Rudeljäger sie mit den Lasern abgeschossen.
Und drittens: Als Des Drachen Zorn den Rückzug zu den am Horizont aufragenden Bourgesbergen antrat, hatte der Pilot sie rennen und sich zum Teil verzweifelt an einen zweiten Arrow IV klammern sehen. Und einen Mann, der auf einem Schmitt saß und einen riesigen Stetson schwenkte.
Aber das geschah alles viel später. Jetzt tat Merrick erst einmal das Einzige, was er unter diesen Umständen tun konnte: Er fiel in Ohnmacht.
Bourgesberge, an der Doverküste, Ancha Präfektur III, Republik der Sphäre
3. Juni 3135
Die Stunden vergingen, die Sonne näherte sich dem Horizont und von Buck war nichts zu sehen. Crawford wusste, dass sie nicht länger warten konnten. Mit bis zum Zerreißen gespannten Nerven machten sie sich auf den Weg, einen mit Felsblöcken gesprenkelten Pass hinab, der sich zwischen schroffen Felsnadeln aus schwarzem Basalt schlängelte. Dann wateten sie hinaus auf eine von braunem Seegras überwucherte Wiese, das unter dem kräftigen Wind, der von dem knapp außer Sicht gelegenen Meer heranpfiff, fast waagerecht gedrückt wurde. Dann sah Crawford einen kobaltblauen Streifen am Horizont und wusste, sie hatten es fast geschafft.
Nur noch eine Stunde lang - vielleicht zwei -musste ihr Glück halten, dann konnten er und die Überreste seines Kommandos an Bord eines Landungsschiffes gehen, das auf einem im Sonnenlicht leuchtenden Sandstrand unter einer knochenweißen Klippe auf sie wartete. Sie konnten sich absetzen und darauf hoffen, dass Sakamoto ihr Sprungschiff unversehrt gelassen hatte. Und selbst wenn nicht, dann würden sie ihr Heil irgendwo im All suchen, denn Crawford würde ganz sicher nicht nach Ancha zurückkehren, um seine Leute abschlachten zu lassen.
Ich hätte ihnen nie den Befehl geben dürfen, nicht zu schießen. Niemals. Seine Gedanken waren zäh vor Müdigkeit. Bei jedem Schritt, den er seinem zerbeulten, zernarbten Schwarzen Ritter abzwang, wartete er förmlich darauf, dass die riesige Kampfmaschine den Dienst verweigerte. Er flog auf der Kommandoliege auf und ab und hin und her, weil die Stoßdämpfer beschädigt waren. Jeden Stoß, jeden Ruck spürte er in den Knochen und Gelenken wie ein Gichtkranker. Die Luftfilter arbeiteten mit halber Leistung. Entsprechend stickig war es in der Kanzel. Das Wenige an Kleidung, das er am Leibe trug - Unterwäsche und Kühlweste - stank vor Schweiß.
Die Kombinatstruppen hatten ihn überrumpelt, aber er hatte Katanas Befehle buchstabengetreu ausgeführt: keine Komplikationen, ein paar symbolische Salven, kein echter Schaden. Nur hatte sich diese Strategie in Luft aufgelöst, als die draconischen Luft/Raumjäger auf eine Lanze seiner Männer trafen und sie ausradierten.
Danach ... dass sie überhaupt entkommen waren, war reines Glück gewesen. Dass sie es ohne eine Wiederholungsvorstellung bis hierher geschafft hatten, grenzte geradezu an ein Wunder. Crawfords Blicke bewegten sich langsam über die Überlebenden seiner zerschlagenen Einheit. Abgesehen von den vier Mechs hatte er gerade einmal fünf zerlumpte Infanterietrupps zusammengeklaubt. Wer kann, klammerte sich an das Bein eines Mechs. Die beiden Truppentransporter waren restlos mit Verwundeten belegt. Er hatte drei Bellona-Panzer ohne Munition mit insgesamt zwei funktionstüchtigen Lasern, und das war es auch schon. O ja, Buck und seine Leute. Die durfte er nicht vergessen. Allerdings hatte Buck einen Tag Verspätung und war vermutlich längst tot.
Von Magruder auf Sadachbia hatte er keinen Pieps gehört. Eigentlich hätte Magruder eine Kundschaftermission schicken müssen, um herauszufinden, was los war, als seine wöchentliche Meldung per Sprungschiff nicht eingetroffen war. Das konnte nur bedeuten, dass Magruder entweder selbst ums Überleben kämpfte oder schon tot war. Der Gedanke ließ heiße Wut in seiner Magengrube auflodern, und ein Gedanke pulsierte schmerzhaft hinter seinen Augen: Fusillis Informationen waren falsch gewesen. Was das bedeutete, wusste Crawford nicht. Selbst der beste Spion konnte auffliegen und mit Fehlinformationen getäuscht werden. Sakamoto, wenn nicht sogar Bhatia selbst, konnte ihn entlarvt und für seine Pläne missbraucht haben.
Aber wie? Fusilli war sich so verdammt sicher gewesen. Seine Quellen waren vertrauenswürdig ... Es wirkte alles zu glatt, zu verdammt einfach ...
Er war sich nicht bewusst, dass
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