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Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition)

Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Julia Kröhn
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er es ihr gleichtat, trat ein Geräusch über ihre Lippen. Es klang nicht menschlich, doch es hatte auch nichts mit ihrem einstigen Murren gemein, glich eher dem Schnurren einer Katze - Freyjas Katzen gleich, die ihren Wagen zogen, den Wagen der schönsten und lüsternsten Göttin, unersättlich in ihrer Wollust, von unendlicher Fruchtbarkeit. Ihre Gaben waren nicht Krieg und Chaos und Tod, ihre Gaben waren der Frühling und die Liebe und das Glück und die Zauberei. Und jetzt verzauberte die Göttin sie. Sie war nicht mehr Runa, die hungrige Wölfin, sondern Runa, die Katze, geschmeidig und weich und lustvoll schnurrend.
    Siehe, meine Freundin, du bist schön ... unser Lager ist frisches Grün ... Wie eine Lilie unter Dornen, so ist meine Freundin. Ihre Haut war so glatt und weich, er hatte Narben erwartet, aber da waren keine, und er spürte auch seine eigenen nicht, fühlte weder die Erschöpfung noch Hunger. Die Liebe erquickt mich mit Traubenkuchen und labt mich mit Äpfeln ... die Frucht ist in meinem Gaumen süß. Denn siehe, der Winter ist vorbei, der Regen ist vorüber, er ist dahin ... Blumen erscheinen im Lande, die Zeit des Gesanges ist gekommen ... So süß ist deine Stimme ...
    Runa hatte die Augen zusammengepresst und öffnete sie erst wieder, als Taurin auf ihr lag. Er stützte seine Hände neben ihrem Kopf ab und betrachtete ihren Körper wie einen kostbaren Schatz. Sein Blick entfachte etwas, was sie nicht beschreiben konnte. Ein Knoten schien sich in ihr zu schlingen, und zugleich schien alles um diesen Knoten herum fortzufließen. Sie schlug Wurzeln in den Boden und schien zugleich zu fliegen. Freyja, die lustvolle Göttin, ließ sich nicht nur von ihrem Katzenwagen ziehen. Manchmal nahm sie die Gestalt eines Falken an, schwang sich wie dieser durch die Lüfte, und die Lüfte waren klar und warm. Runa weinte wie die Göttin weinte, und es waren Tränen aus Gold wie die Tränen Freyjas, weil nichts, was ihr Körper hergab, hässlich und nichtig sein konnte, weil alles, was aus ihr strömte, wertvoll war.
    Siehe, meine Freundin, du bist schön ... Wie eine Schnur von Karmesin deine Lippen ... Deine Brüste sind wie ein Zwillingspaar junger Gazellen, die unter Lilien weiden ... Kein Makel ist an dir ... Du hast mir das Herz geraubt, meine Schwester, meine Braut, mit einem deiner Blicke, mit einer Kette von deinem Halsschmuck.
    Freyja trug einen Schmuck, kostbarer als jeder andere Schmuck - die Kette Brisingamen. Sie glänzte und funkelte und war, wenngleich nicht schwer, sehr lang. Runa vermeinte erst, dass einzelne Perlen ihre Haut kitzelten, dann wickelte sich die Kette um sie beide. Ihre Körper pressten sich aneinander, sie öffnete sich ihm, er drang in sie ein, in Wärme und Nässe, während die Kette immer fester um sie geschlungen wurde, ihre Perlen immer heißer glühten. Er senkte seinen Mund auf ihren, seine Zunge traf ihre.
    Du glänzt hervor wie die Morgenröte ... du bist schön wie der Mond, rein wie die Sonne, furchtbar wie Kriegsscharen ... Dein Nabel ist eine runde Schale, in welcher der süße Wein nicht mangelt ... die Biegungen deiner Hüften sind wie ein Halsgeschmeide ... das herabwallende Haar deines Hauptes ist wie Purpur.
    Wie konnten zwei, die in verschiedenen Ländern geboren waren und so unterschiedlichen Völkern entstammten, so selbstverständlich diesen gleichen Rhythmus finden, wie sich vereinen zu einem Ganzen, wie vermeinen, für diesen Augenblick gelebt zu haben? Ja, leben war mehr als überleben, war Lust und Hunger und Gier und Verschmelzen. Leben war auch Vergessen. Was zählte, war, dass sich traf, was eigentlich nicht zusammengehörte, er, der christliche Franke, sie, die Tochter des Nordens. Auch Skadi - die Göttin der Jagd und des Winters - und der Meeresgott Njörd gehörten nicht zusammen. Er hasste die Berge, und sie hasste das Meer, aber dennoch liebten sie sich, Freyja war ihre Tochter, und auf die Kälte des Winters, für den ihre Mutter stand, und die Kälte des Meeres, für die ihr Vater stand, antwortete sie mit der Frühlingssonne. Warm, als würde diese Sonne auf sie scheinen, wurde ihr Körper, heiß schließlich, als würde er verbrennen, nicht schmerzhaft und qualvoll, sondern von Flammen erfasst die sie liebkosten, zärtlich, köstlich und süß. Sie dachte nicht länger an die Götter. Die große Welt, in der diese wohnten, wurde so klein, dass nur Taurin und sie darin Platz fanden. Und diese kleine Welt zersprang mit einem letzten
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