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Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition)

Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Julia Kröhn
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diese Gebiete der Hand der Nordmänner wieder entreißen. Aber wenn Rollo sich taufen lässt, dann werden seine Männer diesem Beispiel folgen. So bleibt der Norden unseres Reichs christlich, kann unfruchtbares, verwaistes Land wieder beackert werden, können Männer Gottes zerstörte Klöster wieder aufbauen.«
    »Aber doch nicht ...«, setzte Fredegard wieder an.
    »Auch der Erzbischof von Reims«, unterbrach Hagano ihre Worte, »ist von der Vorstellung, dass Rollo sich taufen lässt, sehr angetan. Der Friede, so sagt er, lässt sich nur durch christliche Liebe erreichen, nicht durch Gewalt.«
    »Wie kannst du nur von Liebe sprechen und zugleich verlangen, dass ...«
    »Fredegard!«, diesmal war es der König selbst, der ihr ins Wort fiel. »Der Norden des Reichs erträgt keine neuen Überfälle der Nordmänner mehr!«
    »Und du willst ihn aufgeben, ihn diesen Kreaturen der Hölle überlassen?«
    »Nicht diesen Kreaturen der Hölle ... sondern einzig Rollo. Er wird das Land klug verwalten und die Raubzüge anderer Stämme aus seiner Heimat abwehren! Er wird es an meiner statt schützen!«
    »Wie kann er es schützen, wo er doch Heide ist!«
    »Du hast es ja eben gehört - er wird nicht mehr lange ein Heide bleiben.« Der König starrte Gislas Mutter an. »Ja, Rollo wird sich taufen lassen«, fuhr er fort, »Robert von Paris wird sein Pate werden. Und er wird mir den Lehnseid schwören. Für das Land von der Epte bis zum Meer, in dem Franken und Nordmänner künftig friedlich miteinander leben können.« Er seufzte matt.
    »Und um dieses Bündnis zu besiegeln, willst du ...«
    Diesmal verstummte die Mutter, ohne dass sie unterbrochen wurde, und als sie nichts mehr sagte, tat es auch kein anderer. Gisla sah, dass sie kaum merklich erzitterte und blickte sie fragend an. Die vielen Namen und Orte echoten in ihrem Kopf, wurden zu einem Rauschen. Übermächtig war der Drang, davor in den Gesang zu fliehen. Doch plötzlich war ihr, als könnte sie nicht singen, nicht nur jetzt in diesem Saal nicht, sondern nie wieder, könnte weder Mutter noch Vater künftig mit ihrer Stimme trösten.
    Hagano war der Erste, der die Stille nicht mehr ertrug. »Du weißt doch, werte Fredegard«, begann er, »wie wichtig es gerade in diesen Tagen ist, den Norden zu befrieden. Die Höchsten Lothringens, meiner Heimat, haben dem König ihr Reich angeboten - wollen sie es doch lieber in seiner Hand wissen als in der des wahren Erben, Ludwig, König der Ostfranken, ein Kind noch und obendrein kränklich. Wenn König Karl Lothringen tatsächlich bekommt, wird Gallia bis zum Rhein reichen. Doch er kann nicht gleichzeitig um Lothringen kämpfen und um das Nordmännerland.«
    »Und bedenkt auch«, schaltete sich Bischof Witto von Rouen wieder ein, »es gibt keinen besseren Zeitpunkt für einen Friedensvertrag zwischen Nordmännern und Franken als den jetzigen. Bis vor kurzem hätte Rollo noch ein größeres Gebiet als Lehen verlangt, doch nachdem er bei der Belagerung Chartres' gescheitert ist - Bischof Jousseaume höchstselbst und Graf Robert von Paris leisteten erbitterten Widerstand -, wird er die Epte als Grenze anerkennen. Allem Land nördlich von dieser wird er geben, was es in dieser Zeit am notwendigsten braucht: eine harte Hand und jemanden, der die zerstrittenen norwegischen und dänischen Stämme unter seiner Führung vereint. Nicht nur, dass Chaos herrscht, die Ufer der Seine sind mittlerweile menschenleer. Wie soll man den Handel so am Leben erhalten, wie den Fischfang? Rollo wird all die vagabundierenden Banden ausschalten, wird das Land wieder bevölkern und ihm seinen Reichtum zurückgeben. Er wird nicht nur Rouen in alter Pracht erstehen lassen, sondern auch Bayeux, Evreux, Lisieux ...«
    Fredegard starrte an Bischof Witto vorbei zum König. Keines seiner Worte schien sie zu beeindrucken. »Es heißt, Rollo ist von solcher Größe, dass kein Pferd ihn tragen kann«, sagte sie, nicht länger durchdringend nun, sondern flüsternd.
    Wenn es überhaupt möglich war, so sank der König noch weiter in sich zusammen. »Ich tue nichts, was meine Vorväter nicht auch getan haben. Sie haben verhandelt, anstatt zu kämpfen, haben den Speer, der auf ihre Brust zielte, mit Geld abgewendet, um seine Spitze nicht fühlen zu müssen. Schon mein Großvater Karl hat einst du Cotentin einem Nordmann als Lehen überlassen.«
    Fredegard schluchzte auf. »Aber hat er auch seine Tochter mit einem Wüstling verheiratet?« Sie wartete die Antwort auf diese
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