Tochter des Ratsherrn
dar, die für den Grafen unverzichtbar war. Kleinlaut hatten die Ritter die Schelte über sich ergehen lassen, was den Hass auf den dreisten Pfeffersack und seine Männer bloß noch schürte.
Für einen unter ihnen aber war die Niederlage ganz besonders schwer zu ertragen: Der verletzte Eccard Ribe, der so gern Rache an dem Kaufmann genommen hätte, konnte sich seine Wut auf Johannes nicht anmerken lassen, denn dieser durfte auf keinen Fall wissen, dass Graf Gerhard II. die Placker höchstpersönlich ausgesandt hatte, um seine Truhen mit den Münzen der Reichen zu füllen. Sie alle mussten sich unauffällig verhalten – so auch Eccard Ribe. Damit seine Beinverletzung sie nicht verriet, saß er diesen Abend zu Tode gelangweilt in einem dunklen Winkel des Saals und ertränkte die pochenden Schmerzen in seinem Bein in Würzwein, den er nicht vertrug.
Nachdem der Graf noch einmal kräftig ins Tischtuch geschnäuzt und sein Hinterteil für einen mächtigen Furz gelüftet hatte, forderte er Musik. Das Mahl war beendet, und Johannes witterte die Gelegenheit, sein Anliegen endlich vortragen zu können. Noch bevor er seinen Gedanken laut ausgesprochen hatte, bot ihm der Graf eine gute Gelegenheit.
»Nun, Johannes, wollt Ihr mir nicht sagen, warum Ihr die lange Reise nach Plön auf Euch genommen habt?«
»Gewiss, mein Fürst«, begann Johannes fast unterwürfig. »Ich hörte davon, dass Ihr vorhabt, erneut gegen einige aufständische Adelige im Lande zu ziehen, die es frevelhafterweise vorziehen, durch Eure Klinge zu sterben, anstatt sich Eurem Wort zu beugen, wie es von Gott durch Geburt vorgesehen war.«
Mit einem ernsten Nicken und zusammengekniffenen Lippen pflichtete der Graf seinem Gast bei. Er genoss es sichtlich, sich mit einem Befürworter seiner Fehden unterhalten zu können. »So ist es. Ich werde diesen Unverbesserlichen einen Schlag versetzen, der sie in die Knie zwingen wird.«
Johannes wusste genau, was streitbare Herrscher zu hören wünschten, und scheute nicht davor zurück, dem Grafen auch weiterhin nach dem Mund zu reden. »Ich werde für das Gelingen Eurer Schlachten beten, mein Fürst. Oder sollte ich eher für die Seelen Eurer Feinde beten?«
Der Graf richtete seinen toten Blick wieder zielsicher auf Johannes. Dann begann er dröhnend zu lachen. »Das gefällt mir, Kaufmann. Betet für die schwarzen Seelen meiner Feinde. Ich werde ihre Leiber in Stücke reißen, bis von ihnen nichts mehr übrig bleibt.«
Bei diesen Worten war Johannes froh, dem Grafen wohl niemals auf dem Schlachtfeld begegnen zu müssen. Er wusste, dass seine Drohungen ernst gemeint waren. Trotz seiner Blindheit war Gerhard II. ein gefürchteter Gegner, der sich, zahlreichen Geschichten nach, stets an sein Ross binden ließ, um dem Feind im Kampf selbst entgegenreiten zu können, ohne herunterzufallen.
»Doch nun zurück zu Euch, Johannes«, verlieh der Graf dem Gespräch plötzlich mit ernster Stimme eine Wende. »Warum genau seid Ihr zu mir gekommen?«
Johannes wusste, dass damit der Zeitpunkt aller Höflichkeiten vorüber war. Nun ging es ums Geschäft. Auch seine Stimme nahm jetzt einen ernsten Ton an. »Ihr besitzt etwas, das ich gerne hätte, und ich trage etwas bei mir, das für Euch von Interesse sein könnte.«
»So? Was ist es?«
»Verkauft mir Eure Mühlen in Schiffbek, dann übergebe ich Eurem Kämmerer noch heute einen Sack voller Münzen, mit dem Ihr Eure Waffenschmiede zum Schwitzen bringen könnt.«
Der Graf lehnte sich in seinem prunkvollen Gestühl zurück und stützte das Kinn auf seine Faust. Es war ihm förmlich anzusehen, wie er das Für und Wider gegeneinander abwog. Die Mühlen trieben regelmäßig Geld in seine Truhen. Sie aufzugeben bedeutete einen langfristigen Verlust, doch im Augenblick konnte er den Verdienst aus ihrem Verkauf dringend gebrauchen. Der Kampf gegen seine Feinde verschlang wahre Unsummen, die immer schwerer aufzutreiben waren. Wollte er sich in nächster Zeit als Herrscher beweisen, wie es als Erstgeborener seine Bestimmung war, musste er dieses Mal mit ganzer Härte gegen seine Widersacher vorgehen. Die Aussicht, möglicherweise einen schnellen Erfolg zu erlangen, wenn er seine Heeresstärke noch einmal verdoppelte, war schließlich zu verlockend. »Nun gut, Kaufmann. Ich gebe Euch die Mühlen. Doch ich sage Euch, sie werden Euch einiges kosten. Sie sind überaus gewinnbringend, und ich verkaufe sie Euch nur, weil Ihr ein treuer Freund seid.«
Johannes wusste, dass der Graf
Weitere Kostenlose Bücher