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Tochter des Ratsherrn

Tochter des Ratsherrn

Titel: Tochter des Ratsherrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Tan
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lediglich versuchte, den Preis in die Höhe zu treiben, doch das war ihm dieses eine Mal egal. Schließlich waren es nicht seine eigenen Münzen, die er dem Grafen vorlegen würde, sondern die von seinem Feind Albert. Kurz vor seiner Abreise aus Hamburg hatte Heseke ihm den prallen Sack von Alberts Partner Thiderich Schifkneht überreicht, und genau daraus gedachte er nun, die Mühlen zu bezahlen. Johannes musste sich alle Mühe geben, um nicht laut aufzulachen. Seine List schien zu gelingen – was hätte er nur darum gegeben, Albert selbst die Nachricht über den Verbleib seiner Münzen zu überbringen! Würdevoll legte er die rechte Hand aufs Herz und deutete eine Verbeugung in Richtung des Grafen an. »Wie immer ist es mir eine Freude, mit Euch Geschäfte zu machen, mein Fürst.«
    Die Männer besiegelten ihr Geschäft mit einem kräftigen Händedruck und einem tiefen Schluck Wein aus prunkvollen Pokalen. Dann lehnten sie sich zufrieden zurück und widmeten sich den Spielleuten und Narren, die unentwegt über die Stärke Gerhards II. sangen und all seinen Feinden ein bitteres Ende prophezeiten.
    Scheinbar beiläufig, den Blick weiterhin nach vorne gerichtet, sagte Johannes: »Es wird so kommen, wie die Gaukler es vortragen: Ihr werdet Siege davontragen, und all jene, die Euch heute betrügen, werden es morgen schon bereuen. Männer, die Euch hintergehen, Männer wie Albert von Holdenstede und Thiderich Schifkneht, verdienen es nicht, Geschäfte mit Euch zu machen.«
    Der Gesichtsausdruck des Grafen änderte sich von Wohlgefallen zu Erstaunen. Er war nicht dumm und verstand sehr wohl, dass Johannes ihm etwas zu sagen versuchte, das er offenbar nicht direkt aussprechen wollte. »Was genau meint Ihr damit, vom Berge?«
    Der Angesprochene setzte eine gespielt erstaunte Miene auf. »Ja, ist es denn noch nicht bis nach Plön vorgedrungen?«
    Der Graf, der gelangweilt war von derlei Spielchen, wedelte auffordernd mit der Hand. »Wovon redet Ihr?«, fragte er ungeduldig. »Sprecht endlich deutlich, und lasst mich nicht warten.«
    Johannes beugte sich zum Sessel des Grafen hinüber, damit ihre Unterredung auch wirklich vertraulich blieb. Mit geheimnisvoller Stimme sagte er dann: »Es sieht leider ganz so aus, als hätte man Euch um Euren Anteil betrogen. Thiderich Schifkneht ist mit Euren Münzen verschwunden. Vor einiger Zeit gab er vor, zu Euch auf dem Weg nach Plön zu sein, doch hier ist er niemals angekommen, richtig? Seither ist beides nicht wieder in Hamburg aufgetaucht – weder Thiderich Schifkneht noch Eure Münzen.«
    Der Graf war hellhörig geworden. Es genügte das bloße Wort Verrat , um sich seine Aufmerksamkeit zu sichern. »Was sagt Ihr da? Er ist verschwunden? Wie lange ist das her?«
    »Fast drei Wochen. Albert von Holdenstede hat vorher seinen gesamten Holzbestand verkauft und anschließend Schifkneht losgeschickt. Ist es nicht merkwürdig, dass er ausgerechnet dann verschwindet, wenn es sich um eine solch beträchtliche Summe handelt? Eine Summe, die er Euch bisher scheinbar vorenthalten hat. Ich sage Euch, diesem Albert von Holdenstede ist nicht zu trauen, das habe ich immer schon gewusst. Womöglich steckt er mit Euren Feinden unter einer Decke. Ich wage sogar zu behaupten, dass von Eurem Anteil vielleicht gerade deren Truppen aufgerüstet werden – wenn ich so offen sprechen darf, mein Fürst.«
    Die Worte des Kaufmanns brachten das Blut des Grafen in Wallung. »Herrgott im Himmel, wieso hat mich das niemand wissen lassen? Wo sind meine Berater, wenn ich sie brauche? Man betrügt mich in meinem eigenen Land um meine Anteile, und ich bin der Letzte, der davon erfährt.« Gerhard II. ballte die rechte Hand zur Faust und kniff die Lider seiner trüben Augen eng zusammen. »Gleich morgen werde ich handeln, das sage ich Euch, Kaufmann. Niemand betrügt mich ungestraft!«
    »Daran zweifelt nur ein Narr. Wie ich schon sagte: Ihr werdet Siege davontragen, und all jene, die Euch heute betrügen, werden es morgen schon bereuen.« Hochzufrieden mit sich, weil er den Grafen derart in Wut versetzt hatte, lehnte sich Johannes vom Berge zurück und genoss das Schauspiel der Narren.
    Er war so abgelenkt von seinen selbstherrlichen Gedanken, dass er nicht bemerkte, wie ein Ritter, der in einer dunklen Ecke gehockt hatte, mit schmerzverzerrtem Gesicht aufstand und die Halle verließ.
    Nur mit Mühe konnte Eccard Ribe sich dazu zwingen, nicht zu humpeln, um sich nicht zu verraten. Neben den Schmerzen in seinem Bein

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