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Tochter des Windes - Roman

Tochter des Windes - Roman

Titel: Tochter des Windes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Anspielung? Ich blieb ihr die Antwort schuldig, drückte nur ihre Hand. Körpersprache. Zu anderem war ich nicht fähig.
    Das Hotel. Außen kühler Beton, innen goldgetäfelte Wände, glänzender Marmorboden und Blumen in überdimensionalen Vasen und Schalen. Die erlesenen Blumenkompositionen waren es, die alles verwandelten, das Ambiente vor dem Kitsch retteten, ihm Noblesse verliehen. Vor der Rezeption staute sich eine Reisegesellschaft von Asiaten mit Überseekoffern und Bergen von Taschen. Alle wurden abgefertigt wie an einem Fließband, ohne dass die Angestellten die Ruhe oder das berufsmäßige Lächeln einbüßten. Mia wich nicht von meiner Seite  – sie hatte für drei Nächte reserviert  –,
alles verlief glatt, freundlich, ohne Stress. Ein großer Aufzug brachte uns in einer Traube von Chinesen, die alle merkwürdig strammstanden, in mein Stockwerk, wo ich mich ohne Mia in den Korridoren verlaufen hätte wie in einem Labyrinth, berieselt von sanfter Musik. Endlich das Zimmer: klein, aber elegant und so formvollkommen, dass es größer wirkte. Wieder vermittelten die Möbel, die Farben, diesen Eindruck einer anderen Sichtweise, einer anderen Perspektive. Während wir auf den Koffer warteten, zog mich Mia ans Fenster. Zwanzig Etagen tiefer lag Tokio, ausgebreitet wie ein überdimensionales Bilderbuch. Schon klopfte es leise an die Tür. Eine drahtige junge Frau in grauer Uniform stellte mit müheloser Grazie den Koffer auf den Spannteppich. Wenn das tagtäglich ihr Job war, konnte sie sich die Schwitzkur im Fitness-Center sparen. Sie ging mit diskreter Verneigung, und ich schloss Mia in die Arme.
    Â»Endlich!«, hörte ich sie leise sagen.
    Ich küsste sie und küsste sie noch einmal, wir konnten nicht aufhören, bis ich wieder zu Verstand kam.
    Â»Mia, ich rieche schlecht!«
    Â»Oh ja, oh ja!«, kicherte sie, packte mich am Ellbogen und zerrte mich ins Bad. Der Waschtisch war aus falschem Marmor, der Spiegel rosa getönt. Eine zweite Tür aus opakem Glas führte zu der Badewanne, die groß und tief war. Mia ging barfuß hinein, drehte alle Wasserhähne auf.
    Â»Achtung!«, warnte sie mich. »Verbrenne dich nicht! Wir baden immer sehr heiß.«
    Das Wasser floss schnell ein, mit heftig gurgelnden Geräuschen. Ich zog mein Rasierzeug aus der Tasche und Mia verzog sich taktvoll, während ich mir die Zähne putzte, mein verschwitztes Zeug auszog. Der Dampf zog von allen Seiten auf, wie Nebelschwaden. Zuerst setzte ich einen Fuß in die Wanne, der Rest folgte, ein Körperteil nach dem anderen.
Das heiße Wasser stieg, und es stieg schnell. Die Badewanne war tiefer als bei uns, und bald hatte ich das Wasser fast am Kinn. Ich nutzte ausgiebig Shampoo und Seife. Dann lehnte ich mich mit angezogenen Knien in der Wanne zurück. Zunächst machte ich mir Sorgen um meinen Kreislauf. Musste ich denn wie ein Hummer gekocht werden? Erst nach einer Weile begann ich die Hitze zu genießen. Alle Muskeln wurden wohltuend gelockert. Herrlich. Ich lehnte den Kopf an den Wannenrand, schloss die Augen. Gerade war ich am Eindösen, als ich eine Bewegung spürte, einen kleinen Luftzug. Ein weißer Umriss löste sich aus dem Dunst.
    Â»Besser?«, fragte Mia.
    Ich richtete mich leicht auf, rutschte wieder ab.
    Â»Mmm!«, gurgelte ich. Viel besser.
    Der weiße Umriss verschwand. Dafür stand ein rosa Umriss da, der sich plötzlich verdichtete. Mit leichtem Plätschern glitt eine nackte Gestalt zu mir in die Badewanne. Das Wasser schwappte fast über. Ich blinzelte, sah in Mias lächelndes Gesicht. Ihr Körper war kirschblütenrosa, völlig glatt, mit Ausnahme der Schamhaare, die auf der hellen Haut ein dunkles Dreieck bildeten. Sie hielt einen langen Waschlappen in der Hand, den sie ins Wasser tauchte.
    Â»Abrubbeln!«, sagte sie. »Komm, ich mache das! Du wirst sehen, wie gut das tut.«
    Der Waschlappen fühlte sich an, als ob sie eine Bürste hielt. Sie rubbelte mir die Brust, die Beine und den Bauch, übersah mit gespieltem Ernst, was sie noch nicht sehen wollte.
    Â»Dreh dich um!«
    Um uns herum quollen die Wolken der Gewässer, der Berge und des Himmels. Mia rubbelte mir die Schultern ab, den Rücken, den Po. Sie arbeitete in festen, runden Bewegungen, schien genau zu wissen, an welchen Stellen ich die Massage als besonders wohltuend empfand. Sie

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