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Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina May
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tatsächlich, auf einem Teller lag ein
Forellenfilet.
    »Fisch«, bestätigte Althea und musste lachen. Wahrscheinlich hatte
der König einfach nur schlechte Zähne gehabt.
    Sie brauchte Tobias nicht zu fragen, ob er allein klarkam, das hätte
ihn beleidigt. »Bestell Gregor bitte liebe Grüße von mir, ich kann nicht auf
ihn warten, ich muss zurück ins Kloster.«
    »Danke für den Tag, Schwester Althea, und … für das Eis«, sagte er,
wandte sich zum Kühlschrank um und holte das Abendbrot vom Kini heraus.
    »Die Fischer haben alle gelogen«, sagte er anklagend. »Wer hat denn
dann gewonnen?«
    Eine gute Frage.
    »Wir haben gewonnen«, sagte sie. Nur – was hatten sie gewonnen? Sie
war ganz sicher, dass sie denjenigen, der den Koffer an Land gezogen hatte,
heute nicht angetroffen hatten, aber sie war sich auch sicher, dass Lukas Lanz
etwas verbarg. Außer der Wahrheit gab es nichts zu gewinnen.
    Althea hauchte Tobi einen Luftkuss zu, den er auffing und sich auf
den Mund drückte.
    Sie hätte ihm so gern versprochen, alles würde gut werden, doch ein
solches Versprechen konnte sie nicht abgeben.
    Nicht, wenn Gregor etwas mit dem Verbrechen zu tun hatte.
    Den ganzen Tag war Althea ihr komischer Traum nicht aus dem Sinn
gegangen.
    Es war bloß ein Boot gewesen, kein abgestellter Koffer auf einem
Bahnhof; man würde keine Sprengladung darin vermuten. Aber das, was sie gesehen
hatte – oder besser, was sie nicht gesehen hatte –, bereitete ihr
Kopfzerbrechen.
    Während des sehr kurzen Weges von Gregors Haus zur Klosterpforte
hatte sie es mit sich ausgehandelt. Sie würde heute Nacht auf den See
hinausrudern.
    »Vielleicht allein, vielleicht zu zweien«, sagte Althea leise und
hoffte, Stefan war schon zurück aus der Landeshauptstadt. Sie musste dringend
mit ihm reden.
    Zuerst wartete allerdings Schwester Jadwiga auf ihren Bericht.
    Althea klopfte kurz und betrat die persönlichen Räume der Priorin.
    Jadwiga saß in ihrem Ohrensessel, ein Kästchen auf den Knien. Alte
Fotografien. Interessant, musste Althea denken. Wenn die Erinnerung erst einmal
an die Oberfläche drängt, dann findet sich dort meist Verborgenes – wie die
Knochen im Koffer.
    Althea wurde mit einer Frage empfangen. »Du siehst aus, als hätten
dich die Verhandlungen mit den Fischern erschöpft. Oder ist es am Ende etwas
anderes?«
    Etwas anderes … was konnte Jadwiga damit meinen?
    »Baden gegangen ist diesmal niemand, auch wenn ich mir einen
wirklich dämlichen Nonnenwitz anhören musste«, sagte Althea. »Und der eine, der
immer noch gut aussieht, hat mir schon zu Schulzeiten nicht gefallen. Das lag
aber am Charakter.«
    »Am Charakter«, wiederholte Jadwiga. »Wann hat dich denn der
interessiert?«
    Althea musste lachen, es hatte sie auch gar nicht interessiert. Sie
hatte Lukas Lanz nur nie gemocht, hatte ihn uninteressant gefunden, keinen
Sexgedanken wert. Außerdem trieb er es mit Friederike. Schauderhafte
Vorstellung. Damals. Ach was, nicht nur damals.
    »Wie war das mit dem Nonnenwitz?«, fragte Jadwiga. Offenbar war sie
in ausgelassener Stimmung. Machten das die Fotos?
    Althea gab sich geschlagen. »Ein Anruf bei der
Polizei: ›Hilfe, in unserem Nonnenkloster gab es eine Vergewaltigung.‹ – ›Ist
ja schrecklich, wer wurde denn vergewaltigt?‹ – ›Der Briefträger.‹«
    »Also, so dämlich scheint der mir gar nicht. Immerhin kam mir zu
Ohren, dass unser geschätzter Kriminalkommissar in seinem Gepäck ein höchst
merkwürdiges Gestell mit sich führt.« Und jetzt lachte Jadwiga.
    Althea verbiss sich die Frage, was jemand im Gepäck von Stefan
Sanders zu suchen hatte. Sie würde ihrem Neffen trotzdem empfehlen, es
zukünftig abzuschließen. Womöglich hatte er noch ganz andere Dinge dabei.
    Das Thema Fischer und ihre Waren wurde nicht weiterverfolgt, Althea
hatte knapp umrissen, was sie sich vorstellte, und dass sie eine Zusage für die
Chiemsee-Gondel bekommen habe. Das freute die Priorin und der eigens abgefüllte
Sommernachtslikör auch.
    »Diese Bilder habe ich seit ewigen Zeiten nicht mehr angeschaut.
Aber das hier dürfte dich interessieren … jemand hat ein Gruppenfoto von euch
gemacht.«
    Althea nahm das Foto. Ihr Blick fand zuerst Theresa Biedermann. »Sie
war wunderschön.« Und sie trug die Kette, von der Tobias ihr heute erzählt
hatte und die er Theresa so dringend zurückgeben wollte. Die Kette, die er im
Gras bei den roten Steinen gefunden hatte.
    »Ja. Und noch jemand auf dem Bild war es und ist es heute

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