Tod am Chiemsee (German Edition)
muss
irgendetwas geschehen sein. Sie verkaufte nichts mehr, malte nicht mehr. Und
heute muss sie zusehen, dass sie ihr Haus auf Frauenchiemsee nicht verliert.«
Roman erzählte ihr das sicher nicht, um sie zu unterhalten.
Doch auf Friederikes Gesicht erschien ein zufriedenes Lächeln.
Geschieht ihr verflucht recht.
»Kein Kunststudium, gar nichts in der Richtung?«, fragte sie betont
ruhig. »Dann muss die Dame ein Naturtalent sein.«
Was sie ganz sicher war, und das in mehr als einer Hinsicht.
»Sie braucht also Geld«, überlegte sie laut.
»Es gibt einen Eintrag – auf Gerlinde Disslers Konto gehen einige
wirklich gute Fälschungen. Eigentlich Kopien, weil sie die Größe der Bilder
verändert hatte, und vor dem Gesetz gilt ja nur das nachgemalte Originalformat
als Fälschung. Aber es hat damals eine Anzeige wegen Betrugs gegeben. Die dann
allerdings zurückgezogen wurde. Darum der Aktenvermerk.«
»Kriminelle Energie ist nicht strafbar«, meinte Friederike trocken.
»Schon, aber die Stelle im Büro des Klosters verlor Gerlinde Dissler
damals, weil sie sich an Spendengeldern vergriffen hatte. Und das ist sehr wohl
strafbar.«
»Ach«, machte Friederike. »Wo hast du das denn her? Ich kann gar
nicht glauben, dass jemand den Vorfall zur Anzeige brachte. Praktizierte
Nächstenliebe und so weiter. Die Abtei hat ja sogar Mitleid mit einer Mörderin,
da kann doch ein Diebstahl gar nicht ins Gewicht fallen.«
»Du bist sarkastisch, Friederike. Aber in einem hast du recht,
angezeigt wurde das nicht vom Kloster. Stattdessen hat man Gerlinde dazu
gebracht, sich selbst an den Pranger zu stellen. Wie nennt sich das dann –
praktizierte Buße?« Sie meinte, seinen amüsiert zuckenden Schnurrbart vor sich
zu sehen. Roman Winkler misstraute der Institution Kirche und allem, was
dazugehörte, von Herzen.
Friederike bedankte sich, und Roman fand, dafür hatte er ein Essen
zu zweit verdient. »Das ist das Mindeste!«
»Wenn du für mich einen Mord begehst, dann können wir darüber reden.
Oder noch besser: zwei.«
»Ich komm dich doch holen«, sagte Roman Winkler.
Maximilian hatte sich offenbar irgendwohin verdrückt und Friederike
genoss noch ein wenig die Ruhe. Romans Informationen waren nur eine Bestätigung
des abscheulichen Charakters dieser Person. Die frühere Sekretärin eine Diebin.
Die spätere Malerin eine Kopistin. Aber nichts davon war so schlimm wie das,
was Gerlinde Dissler im Verborgenen getan hatte und was bisher in keiner Akte
stand.
Das Gesicht zu diesem Schild und dem Namen würde Friederike für
allezeit unvergessen bleiben.
»Ich will nicht mit Kriminellen auf ein und derselben Insel leben!«,
brach es aus ihr hervor. Sie war zornrot im Gesicht.
Das hatte Maximilian gehört und reckte die Faust in den Himmel.
»Halleluja«, sang er, und Friederike hatte nicht die leiseste Ahnung, was das
nun wieder heißen sollte.
»Hol ihn bloß ganz schnell ab, sonst setze ich ihn in den nächsten
Flieger in die Staaten!« Die Drohung galt ihrer Tochter, doch im Moment war das
in den heißen Wind gesprochen.
22
Stechapfel (Datura stramonium L./ D. ometel) – stark giftig
Standort: Sonnig und warm, mag sandige, durchlässige Böden.
Wissenswertes: Beim Stechapfel sind alle Pflanzenteile und insbesondere Wurzeln und Samen sehr
stark giftig. In der Medizin werden die in der Pflanze enthaltenen Alkaloide
wegen ihrer krampflösenden Wirkung in Arzneimitteln für Asthmatiker verwendet.
Früher wurden aus den getrockneten Pflanzenteilen auch Räucherkraut und
sogenannte »Asthma-Zigaretten« hergestellt. Weil aber die auf diesem Wege
aufgenommene Alkaloidmenge nicht kalkulierbar ist, werden mittlerweile
standardisierte Arzneimittel verabreicht. Von einer missbräuchlichen Verwendung
als Rauschmittel muss dringend abgeraten werden – das ist lebensgefährlich!
Freundschaft ist eine einfache Sache – war es immer schon.
Doch nun fürchtete sich Althea davor, einem Freund eine einfache Frage zu
stellen: nämlich, was er mit dem Tod von Theresa Biedermann und Moritz Lanz zu
tun hatte.
Was er mit den Morden zu tun hatte.
Als sie Tobias zurückbegleitet hatte, war Gregor noch nicht wieder
zu Hause. Ein Zettel am Kühlschrank verkündete: Das mochte
unser Kini auch gern. Was besagte, darin befand sich etwas Essbares für
Tobi.
Wohl dem, der weiß, was der Kini gern mochte. Althea hatte keine
Ahnung.
Bevor Tobi den Kühlschrank aufmachte, tippte er mit dem Finger auf
seine Nase und meinte: »Fisch.« Und
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