Tod am Chiemsee (German Edition)
Bildmaterial, als es noch keine
Speicherkarten gab. Interessant, sage ich Ihnen. Viele Fotos, viele
kompromittierende Fotos.« Stefan machte eine Pause. Eine böse Absichtspause, er
hatte die Nase gestrichen voll von dem unangenehmen, arroganten Weibsbild. Sie
auch, und zwar buchstäblich, weil sie sich schon wieder schnäuzte.
Stefan hatte Marians Wort, dass es wenigstens ein Foto gegeben
hatte, das eine sexuelle Handlung dieser Protagonistin zeigte. Was genügen
dürfte, um sie nervös zu machen, und was mit Sicherheit zu Schulzeiten genügt
hatte, die junge Frau zu erpressen.
»Besondere Fälle und ihre Begleitumstände sind im Kriminalmuseum in
der Ettstraße ausgestellt und dokumentiert. Gerlinde Disslers Tod gehört wohl
auch zu jenen, die man besonders nennen kann. Ich
sollte besser sagen, der Mord an Gerlinde Dissler. Das Mordwerkzeug, ein
Waagengewicht, wäre interessant für die Ausstellung und auch einige der
Fotografien.«
Jetzt war es still, bis auf Friederike Villbrocks Schnüffeln. Sie
hatte das Taschentuch in der Hand behalten.
»Aber hier geht es neben einem aktuellen Mond auch um zwei andere,
ältere Morde.« Stefan zupfte an seiner Trumpfkarte.
»Kommen Sie zum Punkt«, forderte ihn die ehemalige Richterin auf.
Ihre Angriffslust hatte merklich nachgelassen, das Feuer schien verpufft.
»Sie erinnern sich an die Madonna?« Stefan war aufgestanden, hatte
einen Schrank geöffnet und die Heiligenfigur herausgenommen. Er stellte sie vor
Friederike hin. »In ihrem Sockel ist ein Hohlraum, aber davon wissen Sie
natürlich. Wissen Sie auch noch, was drin war?«
Friederike Villbrock senkte den Kopf. Vielleicht sogar aus Scham.
Jedenfalls erzählte sie bereitwillig – jetzt in einem ganz anderen Tonfall –,
wie sie aus Eifersucht Moritz’ Brief genommen und ihn durch den Zettel ersetzt
hatte.
»Ich war siebzehn Jahre alt, nur leidlich hübsch, aber unsterblich
verliebt. Wäre ich mehr wie Marian Reinhart gewesen, hätte ich überhaupt nicht
so empfunden, ich hätte so ein Gefühl gar nicht gekannt. Ich habe einen Fehler
gemacht, aber niemandem körperlichen Schaden zugefügt, außer mir selbst.«
Das würde er nicht aufgeschlüsselt bekommen, doch Stefan hatte auch
nicht mit einem Geständnis gerechnet. Was er aber unbedingt wollte, war eine
Aussage, um welches Beweismittel es ging.
»Sie werden mit mir reden, alte und neue Verbindungen hin oder her.
Notizen mögen Sie offenbar.«
»Es ist Ihnen ernst damit, oder?«, fragte sie, und Stefan wusste,
dass sie jetzt wieder bei Marian Reinhart waren.
»Es ist mir sogar sehr ernst damit«, sagte er.
»Ich konnte Ihre Tante noch nie leiden, aber ich weiß nicht, welcher
Beweis das sein soll. An die Notiz kann ich mich erinnern; es hieß, ein Notar
habe sich irgendwie zu der Sache geäußert, vielleicht hat er auch etwas
geschickt, das ich aber nicht zu Gesicht bekam. Es war nicht mein Fall, hätte
es auch nie sein können. Ich wollte nur wissen, wie tief Marian Reinhart
gesunken war. Und wie Sie vorher so nett bemerkt haben, Herr Kriminalkommissar
… die spektakulärsten und rätselhaftesten Fälle in der Münchner
Kriminalgeschichte sind im Museum in der Ettstraße dokumentiert.«
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Liebstöckel (Levisticum officinale)
Standort: Liebstöckel bevorzugt einen nährstoffreichen, tiefgründigen Boden mit hohem
Humusgehalt. Staunässe wird nicht vertragen, aber eine gute Wasserversorgung
ist notwendig. In Trockenzeiten müssen Liebstöckelpflanzen daher regelmäßig
bewässert werden. Liebstöckel ist winterhart und robust gegenüber Krankheiten
und Schädlingen.
Wissenswertes: Liebstöckel wurde schon in der Antike als Gewürz und Heilpflanze verwendet.
Karl der Große machte die Pflanze mit seiner Landgüterverordnung populär und
sorgte für ihren Anbau in den Kloster- und Bauerngärten nördlich der Alpen.
Obwohl Liebstöckel als Heilpflanze heute eine untergeordnete Rolle spielt,
gehört es doch in die Reihe der traditionellen Arzneimittel.
Was besagte das Kreuz?, fragte sich Katharina Venzl. Sie
hatte etwas gesehen und konnte es nicht einordnen. Aber es hatte mit den Morden
zu tun. Nicht mit Gerlinde – mit den alten Morden.
Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da verjährte Mord laut Gesetz
nach zwanzig Jahren. So aber wären Morde in der NS -Zeit
nach Ablauf der Frist nicht mehr verfolgbar gewesen. Es wurde noch x-mal
darüber debattiert, die Frist dann auf dreißig Jahre verlängert, bevor 1979 die
Verjährung für Mord endgültig
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