Tod am Chiemsee (German Edition)

aus dem Wagen, eingeschweißt, denn
der Brandgeruch hing mit Bestimmtheit noch immer in der Wolle. Einige der
konsumierten Drogen waren arrangiert worden, als könnte die Party jeden
Augenblick starten. Die Fliegeruhr lag wie zufällig halb auf dem Bild der
zerstörten Corvette Stingray.
    Stefan drückte den Startknopf des Tonbands, und eine leise Stimme nahm
ihn mit ins Jahr 1990.
    Ich wollte ihn, sie hatte ihn. So einfach, und
gar nicht einfach. Er liebte sie, und mich liebte er nur dann und wann. So
einfach, und gar nicht einfach, denn damit konnte ich mich nicht
zufriedengeben.
    Als Rick mir sagte, es wäre vorbei, da wusste
ich, ich habe verloren – ihn verloren. Und sobald für ihn feststand, dass er
sein altes Leben beerdigen wollte, stand für mich fest, dass sein Wunsch
Wahrheit werden sollte – allerdings meine Wahrheit.
    Weil es Marian auch in diesem neuen Leben geben
würde, Marian, seine Liebe.
    Die Frau lachte. Es war ein einsames, verlorenes Lachen.
    So leicht. Rick sollte an den Tollkirschen
sterben, in meinen Armen. Nicht Marian Reinhart hatte sie mitgebracht, das
konnte sie gar nicht, sie und Rick sind sich an diesem Tag überhaupt nicht mehr
begegnet. Gut möglich, dass ich die letzte Person war, die ihn gesehen hat,
sicher war ich die Letzte, die mit ihm geschlafen hat.
    Meine Dosierung stimmte nicht, die Beeren
brachten ihn nicht um, sie sorgten nur dafür, dass er halluzinierte und
Angstzustände bekam. Er wollte Champagner – ob er ihn wirklich wollte, weiß ich
nicht –, ich ging in die Küche, um welchen zu holen. Als ich zurückkam, war er
fort. Fort. Und als Nächstes war er tot.
    Wir schreiben den 8. Juni 1996, ich bin
Renée Valgamo und ich habe Rick Dante ermordet. Ich werde nicht ins Gefängnis
gehen. Meine Koffer sind gepackt, mein Flug ist bereit.
    Meine Aussage mache ich nach bestem Wissen und
Gewissen, ich schwöre, es ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr
mir Gott helfe.
    Diese Aufzeichnung geht an meinen Anwalt und auch
an meinen Notar, den ich um Weiterleitung an die entsprechenden Stellen bitte.
    Marian, wenn du noch lebst und wenn du das
hörst … ich wollte dich bestrafen – für seine Liebe.

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    Winde (Convolvulvus arvensis)
    Standort: Sonnig, kalk- und stickstoffreiche, humusarme Lehmböden.
    Wissenswertes: Die Blüten der Ackerwinde öffnen sich zwischen sieben und acht Uhr morgens und
schließen sich am Nachmittag gegen dreizehn bis vierzehn Uhr. Jede Blüte blüht
auf diese Weise nur einen Tag lang.
    Bei der Zaunwinde schließen sich die Blüten bei trübem und
regnerischem Wetter, ansonsten ist es bei ihr nicht von der Tageszeit abhängig,
ob sie offen oder geschlossen sind. Man kann auch nachts geöffnete Blüten
finden. Beide Arten enthalten in ihren Blättern herzwirksame Glucoside sowie
Gerbstoffe. Sie gelten als alte Heilpflanzen.
    Der Festplatz im Klostergarten nahm allmählich Gestalt an,
und Althea hoffte, dass das heiße Wetter noch einen Tag und eine Nacht hielt.
Kräftige Männer stellten Biertische und Bänke auf, schleppten alle möglichen
Dinge von überallher überallhin. Die ganze Insel war eingeladen, und Althea
hatte auch den Hausmeister vom Schloss des Kini auf der Herreninsel erwischt –
zumindest seine Stimme am Telefon. Er mochte sie, und sie wusste es; aber
einige Dinge waren anders als früher, und so nutzte sie die Situation nicht
aus, sondern fragte rundheraus, ob er ihr einen wirklich großen Gefallen für
einen lieben Menschen tun würde. »Du kannst mich die ganze Nacht behalten, zum
Aufräumen und Saubermachen«, sagte sie.
    »Was für ein Angebot, Schwester. Bleibt diese Nacht unser
Geheimnis?«
    »Das will ich wohl meinen«, sagte sie lächelnd. Beschwingt von
diesem kleinen Erfolg, warf Althea einen Blick in die Küche, wo ihre Blüten
gerade den Weg in den warmen Ofen gefunden hatten.
    Der Himmel meinte es gut, die Bowle war beinahe fertig, die blumigen
Eiswürfel froren, das Chiemsee-Sushi war angerichtet und … Althea entdeckte
Friederike Villbrocks Haarschopf. Der Rest der Dame erkundete gerade
schnüffelnd den Garten. Althea hatte gewusst, dass eine der Einladungen an die
ehemalige Richterin gegangen war, aber sie hatte ein bisschen gehofft,
Friederike würde sie ausschlagen.
    Na ja, man konnte sich aus dem Weg gehen, doch Althea hatte die
finstere Ahnung, dass genau das eben nicht Friederikes Absicht war.
    Die Schwestern waren damit beschäftigt, kleine Kerzen in
Wassergläser zu setzen, und die schmucken