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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Kumpels. Aber diese
Schlitzaugentussi. Klimpert ein bisschen auf dem Klavier herum, wie dieser
Chinese.«
    »Meinst du Lang Lang?«
    »Mir doch scheißegal, wie der heißt. Die Rebecca
stammt doch aus den Slums von Seoul. Wenn ihr Alter sie mit seiner Kohle da
nicht rausgekratzt hätte, würde die sich heute noch von europäischen
Bumstouristen vögeln lassen.«
    Hauffe war aufgesprungen. »Wie sprichst du über
Rebecca! Habe ich dir nicht beigebracht, dass alle Menschen auf der Welt gleich
sind, auch wenn es viele schwerer haben als wir hier im reichen Europa? Du
sollst keine Vorurteile gegenüber Menschen mit anderem Aussehen hegen.«
    »Das musst du gerade sagen«, schrie Maike ihren Vater
an. »Guck dich doch an. Das sagst du nur, weil du auch so ein Mischling bist.
Wenn deine Mutter nicht mit einem Neger gevögelt hätte, wäre so ein Unglück wie
du nicht passiert.«
    Ehe jemand reagieren konnte, war Hauffe in Richtung
seiner Tochter gestürmt und hatte ausgeholt. Er schlug sie mit der flachen Hand
gegen den Kopf, dass das Mädchen stürzte und benommen liegen blieb.
    Große Jäger packte den Lehrer an den Oberarmen. »Jetzt
reicht es aber«, herrschte er Hauffe an. »Sie mögen ja erregt sein, aber das
geht zu weit.«
    Renate Hauffe kniete vor Maike und nahm den Kopf des
Mädchens zwischen ihre Hände. »Alles in Ordnung, meine Kleine?«
    Der Teenager weinte und bekam vor Schluchzen keinen
Ton heraus. Plötzlich würgte sie. Dann erbrach sie sich.
    Christoph hatte sich ebenfalls zu ihr herabgebeugt.
»Soll ich einen Arzt rufen?«, fragte er, während Große Jäger schon das Handy
hervorgeholt hatte.
    »Lassen Sie das«, brüllte ihn der Lehrer an. »Die
braucht keinen Arzt.«
    Während Maike immer noch nach Luft rang, funkelte
Renate Hauffe ihren Mann böse an. »Bist du jetzt völlig übergeschnappt? Herrje
noch mal. Dein verdammter Jähzorn. Weißt du überhaupt, was du da machst? Du mit
deiner verdammten Selbstgerechtigkeit bekommst ja nichts mehr vom Leben mit. Du
siehst ja nicht einmal, was sich in deiner nächsten Umgebung abspielt, sonst
hättest du es schon längst bemerkt: Das Kind ist schwanger.«
    Der Lehrer erstarrte mitten in der Bewegung. Er wurde
kreidebleich. Dann fasste er sich ans Herz. »Das ist nicht wahr«, murmelte er
nahezu tonlos. Er ließ sich in den Sessel fallen. »Das ist nicht wahr. Sie ist
doch erst sechzehn.«
    »Da siehst du, was deine Art von Erziehung
ausrichtet!«, schimpfte die Mutter.
    Hauffe hielt sich die Hände vors Gesicht. »Wer war
das? Wer hat das meiner Tochter angetan?« Er schluchzte wie ein kleines Kind.
»Da zerstört dieses Kind sein ganzes Leben. Und unseres auch. Ich bin erledigt.
Jeder Gang durch diese kleine Stadt bedeutet künftig ein Spießrutenlaufen. Und
in der Schule erst. Der letzte Rest von Autorität ist hin. Ich werde nur noch
ein Ziel für Hohn und Spott sein.«
    »Nun zerfließen Sie nicht in Selbstmitleid. Davon geht
die Welt nicht unter«, herrschte ihn Große Jäger an. »Sie sollten sich lieber um
Ihre Tochter kümmern. Vielleicht wäre es gut gewesen, wenn Sie das vorher
gemacht hätten.«
    »Sie! Was wissen Sie davon«, schrie Hauffe zurück.
»Sie haben ja keine Ahnung.« Er sprang in die Höhe und stapfte wütend durch den
Raum. Plötzlich blieb er vor Frau und Tochter stehen, die immer noch am
Fußboden hockten. »Wer war das? Ich will das wissen! Sagt mir sofort, wer das
war. Ich mache den Kerl fertig.«
    »Wenn Sie sich nicht beruhigen, müssen wir Sie
mitnehmen«, sagte Christoph in ruhigem Tonfall.
    Hauffe ließ sich wieder in den Sessel fallen. »Ich
kriege das raus. Ich will wissen, wer meine Tochter vergewaltigt hat.«
    »Ich bin nicht vergewaltigt worden«, schluchzte Maike
in den Armen ihrer Mutter. »Ich liebe ihn.«
    Der Lehrer schlug sich laut klatschend gegen die
Stirn. »Du bist noch ein Kind. Du hast weder Ahnung von Liebe noch vom
Kinderkriegen.«
    Auf der Straße waren Geräusche zu hören, nachdem sich
der nahende Rettungswagen schon von Weitem durch das Martinshorn angekündigt
hatte. Kurz darauf standen die beiden Rettungsassistenten im Raum und kümmerten
sich um das Mädchen. Christoph erklärte ihnen die Situation. Während nach einer
ersten Untersuchung die beiden Männer Maike vorsichtig zum Rettungswagen
brachten, entschloss sich Renate Hauffe, ihre Tochter zu begleiten.
    Die beiden Beamten ließen einen völlig
niedergeschlagenen Wulf Hauffe zurück.
    Sie hatten das Haus noch nicht ganz verlassen, als
sich

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