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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Sprechfunk
weg«, sagte Jürgensen. »Leider haben wir kein Werkzeug gefunden. Du sagtest
etwas von einer Drahtschere. Bisher negativ.«
    »Was waren das für Knebel?«, fragte Christoph.
    »Das wissen wir noch nicht genau. Es sieht aus, als
wären Stücke von einem Besenstiel abgebrochen worden. Nun müsst ihr nur noch
den Besen suchen, und dann ist der Fall geklärt. Viel Spaß.« Damit beendete Jürgensen
das Gespräch.
    »Der hat gut lachen«, brummte Große Jäger. »Da gibt es
ein paar andere Dinge, nach denen wir noch Ausschau halten.« Er griff zum
Telefon. »Ich werde jetzt das Kind anrufen. Der soll einen Aufruf an die
Husumer Nachrichten schicken. Vielleicht hat jemand in Friedrichstadt das
Paddel gefunden. Irgendwie muss das Boot ja vom Anleger an der Schule zum
Mittelburggraben gekommen sein.«
    Große Jäger hatte das Steuer für die Rückfahrt nach
Husum ohne Widerrede Christoph überlassen. Nun sah er gelangweilt aus dem
Fenster über die weite Fläche des Dammkoogs. Im Hintergrund war am Geestrand
Rantrum zu sehen. Dann rief er Mommsen an.
    Nachdem Große Jäger dem jungen Kommissar den Auftrag
erklärt hatte, sagte Christoph: »Merkwürdig ist, dass Dr. Hinrichsen uns
erklärt hat, die Tote sei mit der Drahtschlinge um den Hals in das Kanu
verfrachtet und damit transportiert worden. Der Doc war der Meinung, das
Drosselwerkzeug wäre erst am Fundort entfernt worden. Dafür würde sprechen,
dass sich das Blut im Kopf der Toten gestaut hatte.«
    »Und nun haben wir das Mordwerkzeug an der Schule
gefunden. Wie ist das zu erklären?«
    »Dr. Hinrichsen wollte damit sagen, dass der Täter die
Drahtschlinge nicht sofort wieder abgenommen hat. Er ist dabei von der
Vermutung ausgegangen, dass Ina Wiechers ermordet und gleich danach mit dem
Kanu fortgeschafft wurde.«
    Große Jäger klopfte mit der flachen Hand auf das
Armaturenbrett. »Du bist gut. Das würde bedeuten, dass sich der Mörder noch
eine ganze Weile Zeit ließ, nachdem er die Frau umgebracht hatte. Erst dann hat
er sie mit dem Kanu fortgeschafft. Ganz schön kaltblütig. Die Mehrheit der
Mörder würde in Panik verfallen und flüchten oder sich kopflos an die
Beseitigung der Leiche machen.«
    »Das schränkt den Kreis der Verdächtigen ein. Wir
müssen nur noch unter den Intelligenten suchen.«
    »Und welchen der beiden Husumer hältst du für den
Täter?«, sagte Große Jäger lachend. Dann knurrte er missgelaunt: »Aua«, als
Christoph etwas zu scharf von der Umgehungsstraße in die Husumer Innenstadt
abbog.

ZWEI
    Es lag nicht am dichten Nebel, der wie eine
Dunstglocke über der Stadt hing, dass Christoph mit dem Auto zur Dienststelle
kam. Er parkte den Volvo-Kombi hinter dem Haus und traf am Hintereingang mit
Frau Fehling zusammen.
    »Guten Morgen, Herr Johannes. Schön, dass ich Sie
treffe. Ich werde langsam nervös. In zwei Tagen geht der Chef in Pension. Ihr
Kollege Große Jäger hatte schon vor einem halben Jahr zugesichert, einen
Beitrag für die Feierstunde zu liefern. Den habe ich fest eingeplant, ohne bis
heute zu wissen, was er vorhat.«
    »Ich spreche ihn noch einmal darauf an«, versicherte
Christoph. »Sie müssen sich keine Sorgen machen. Solche Dinge sind bei Herrn
Große Jäger in den besten Händen.«
    Ruth Fehling schenkte ihm ein Lächeln. »Es gibt wenige
in diesem Hause, die so charmant schwindeln können wie Sie«, sagte sie und
wünschte ihm einen schönen Tag.
    Als Nächstes begrüßte ihn der Kaffeeduft, der zu
dieser frühen Stunde aus allen Räumen zu dringen schien. Auf wundersame Weise
verwandelte sich das Dienstgebäude in einen Tempel der Wohlgerüche. Nur
Christophs Büro war davon ausgenommen. Mommsen, der nahezu immer der Erste war,
hatte bereits den Tee zubereitet, den beide schätzten. Der Darjeeling aus der
Frühjahrspflückung war von solch zartem Aroma, dass er den noch in der Luft
hängenden Zigarettenrauch vom Vortag nicht zu überdecken vermochte. Auch die
feuchte Nebelluft, die durch die weit geöffneten Fenster hereinströmte, konnte
sich gegen die Hinterlassenschaft von Große Jägers Nikotinsucht nicht
durchsetzen.
    Christoph tauschte mit Mommsen ein paar Worte zur
aktuellen politischen Situation aus, berichtete von einem Beitrag im Fernsehen,
den er am Vorabend gesehen hatte, und fragte nach Neuigkeiten aus dem
dienstlichen Bereich.
    »Hast du schon Zeitung gelesen?«, fragte Mommsen.
    »Ja. In den Husumer Nachrichten ist ein größerer
Artikel über unseren Mord abgedruckt. Darin findet sich

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