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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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    »Hallo, Wilderich. Hier ist Harm. Wir wollen ins
Dragseth.«
    Christoph rief in der Praxis von Dr. Hinrichsen an.
    »Sei mir nicht böse, aber ich kann im Moment nicht
telefonieren. Wir haben die Praxis voll«, entschuldigte sich Anna. Schließlich
stimmte sie aber zu, das Abendessen gemeinsam einzunehmen. »In einer Stunde.«
    Es wurden zwei, bevor sich die kleine Gesellschaft in
Husums ältester Gastwirtschaft einfand.
    »Wo habt ihr euren Wilden gelassen?«, fragte Judith,
die Wirtin.
    »Der wandelt auf Freiersfüßen«, sagte Christoph
lachend.
    Judith tat enttäuscht. »Ich dachte immer, er würde nur
mich verehren.«
    »Da hat er wohl akzeptiert, dass du glücklich liiert
bist.«
    Wenig später stieß ein kahlköpfiger Mann in auffallend
schriller Kleidung zur kleinen Gesellschaft.
    »Hallo, Karlchen«, begrüßte Christoph Mommsens
Lebenspartner. Er hatte sich schon lange an dieses ungleiche Paar gewöhnt, das
trotz aller äußeren Gegensätze harmonisch miteinander lebte.
    »Und? Was gibt es für spannende Neuigkeiten an der
kriminellen Front in Nordfriesland?«, fragte Anna.
    Christoph spitzte die Lippen. »Alles Routine. Ein Tag
wie jeder andere.« Dann prostete er den anderen zu.

DREI
    Jörg Immelmann steckte den Kopf durch das kleine
Schiebefenster und sah zurück zum Bahnsteig. Im Nebel konnte er nur schemenhaft
die wenigen Leute erkennen, die den Zug bestiegen. Es waren überwiegend
dieselben Frühaufsteher, die er vom Ansehen kannte, wenn er morgens um drei
Minuten nach halb fünf in den Bahnhof von Friedrichstadt einlief. Es war der
erste Halt auf der Fahrt der Marschbahn nach Hamburg-Altona.
    An das frühe Aufstehen hatte sich Jörg Immelmann
gewöhnt. Auch daran, dass er einen Arbeitsplatz hatte, den er nicht mit
öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen konnte. Kaum jemand machte sich
Gedanken, wie das Personal für den ersten Zug oder Bus zur Einsatzstelle kommt.
Gottlob war das in Husum kein Problem. In der Stadt der kurzen Wege waren es
mit dem Fahrrad nur wenige Minuten von Immelmanns Wohnung zur Betriebsstätte,
an der der Zug der Nord-Ostsee-Bahn bereitstand.
    Dieter Kuhn, der Zugbegleiter, mit dem er seit
Aufnahme des Betriebes durch die Privatbahn zusammenarbeitete, gab ihm das
Signal zur Abfahrt. Immelmann schloss das kleine Fenster, schüttelte sich
einmal, als könnte er so die feucht-kühle Luft ignorieren, die von außen
hereingedrungen war, und schob den Fahrschalter nach vorn.
    Zunächst schien es, als wenn die viertausend PS starke M a K DE 2700 nicht fahren wollte, dann setzte
sich die sechsachsige Lokomotive mit dem bulligen Aussehen aber doch in
Bewegung. Mit der blauen Frontpartie und dem gelben Schild unter den beiden
Frontscheiben sah sie von vorn wie ein Relikt aus Schweden aus, obwohl sie
ursprünglich für die Nordlandbahn ab Tromsø in Norwegen konstruiert worden war.
    Immelmann fuhr fast andächtig mit der flachen Hand
über das Armaturenbrett. Wir kommen beide aus Schleswig-Holstein, dachte er: Du
aus Kiel, ich aus Eckernförde.
    Hinter den Schranken, die den Verkehr auf der
Bundesstraße Richtung Husum absperrten, stand um diese Zeit selten ein
wartendes Fahrzeug.
    Die Lokomotive beschleunigte und gewann rasch an
Fahrt, als würden ihr die sechs Waggons nichts ausmachen.
    Zur linken Seite lag das dunkle Areal der Eidermühle,
dann hatten sie Friedrichstadt hinter sich und fuhren in die dunkle Nebelwand
des Freesenkoogs. Nach dem nächsten Halt in Lunden, fünf Minuten später, würde
Immelmann zu seiner Thermoskanne greifen, die in Reichweite stand, und sich
einen weiteren heißen Kaffee einschenken. Bis zum dann folgenden Bahnhof Heide
dauerte die Fahrt etwas länger.
    Er starrte angestrengt aus dem Fenster. Die Dämmerung
würde erst in einer halben Stunde beginnen. Bis dahin war es ein Blindflug
durch die Nacht. Hier, in der Niederung der Eider, wurde der Dunstschleier noch
dichter.
    Deutlich nahm Immelmann das Geräusch wahr, als die
Lokomotive die Weiche passierte und die Strecke eingleisig wurde. Hinter der
Brücke teilte sie sich wieder in zwei Gleise.
    Sie näherten sich der Brücke, und Immelmann warf
gewohnheitsmäßig einen Blick auf den Tachometer. Er kannte die Strecke, die er
täglich befuhr, wie im Schlaf. Es ratterte, als sie auf dem Stahlbauwerk den
breiten Fluss überquerten.
    Plötzlich schrak er zusammen. Im diffusen Licht der
Scheinwerfer, die nur eine kurze Strecke vor der Lokomotive ausleuchteten,
tauchte ein Hindernis auf. Es ging

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