Tod am Laacher See
erzählt, aber er war wohl bei der
Marine. Irgend so eine spezielle Einheit.«
Wärmland empfand die Antwort als eine satte Einzahlung auf sein
überbelastetes Fragenkonto. Georg Eicksen musste durchgedreht und Malchow
schuldig gesprochen haben am Tod seiner Tochter, seiner Enkelin und seines
Schwiegersohnes. Was auch immer er Spezielles bei der Marine gemacht hatte:
Wärmland war sich nun sicher, dass Eicksen in der Lage war, einem Mann das
Genick zu brechen.
Er bedankte sich und ließ die verwundert dreinblickenden Paulys
zurück. Als er wieder im Wagen saß, teilte er Nau seine Erkenntnisse mit.
Michalski und Peschulat hatten sich noch nicht gemeldet. Neben dem
alten, unbewohnten Haus der Paulys hielt Wärmland noch einmal kurz an und
wählte Peschulats Handynummer. Er erfuhr, dass anscheinend niemand im Haus war.
Weder war irgendwo ein älterer Audi auszumachen, wie ihn Eicksen laut dem
Ehepaar Pauly fuhr, noch waren irgendwelche Bewegungen zu erkennen.
»Wir kommen gleich«, sagte Wärmland knapp und beendete das Gespräch.
Dann rief er Reuter an und trug ihm auf, eine Hausdurchsuchung bei Eicksen
richterlich abzusichern. Er musste in dringenden Fällen den Wisch nicht
dabeihaben. Und für Wärmland war Eicksen ein äußerst dringender Fall. Aber ein
Richter musste grundsätzlich sein Okay gegeben haben, auch wenn das eigentliche
Schriftstück dann noch nicht zur Hand war. Reuter sollte außerdem den
Ortsbürgermeister oder einen Beigeordneten oder Wehrleiter von Bell auftreiben,
der als neutraler Zeuge der Durchsuchung fungieren konnte. Und den
Schlüsseldienst bestellen, falls ihnen, wie Wärmland erwartete, niemand die Tür
öffnen sollte. Als er das Telefonat beendet hatte, bog er nach rechts auf die
Tönissteiner Straße in Richtung Süden. Sie mussten über die L 113 zurück zum
Laacher See und hinter dem Kloster rechts abbiegen. Als sie den südlichen
Ortsteil von Bell erreicht hatten und in die Straße einbogen, in der Eicksens
Haus stand, sahen sie schon den Wagen von Michalski und Peschulat. Wärmland
parkte den Land Rover dahinter, und sie stiegen aus, was auch Michalski und
Peschulat taten.
»Es ist alles ruhig. Ich glaube nicht, dass er da ist«, meinte
Michalski.
»Dass sein Wagen nicht da ist, kann auch andere Gründe haben«,
merkte Wärmland an. »Ausgeliehen oder in der Werkstatt beispielsweise. Wir
müssen uns noch etwas gedulden.«
Nach rund zwanzig Minuten traf Ortsbürgermeister Merkel ein, nach
einer knappen halben Stunde schließlich auch ein Mann mit einem Kleintransporter,
der auf drei Seiten mit der Reklame eines Schlüsseldienstes versehen war.
»Gut, dann schauen wir mal, ob jemand zu Hause ist«, sagte Wärmland
und gab das Startzeichen. Zunächst ging er nur mit seinen Kollegen ans Haus, um
Eicksens Anwesenheit grundsätzlich festzustellen oder auszuschließen. Michalski
und Peschulat schickte Wärmland um das Haus herum, während er vorne mit Regine
Nau an der Haustür blieb und klingelte. Auch nach mehreren Wiederholungen
rührte sich nichts, obwohl Wärmland heftig gegen den Türrahmen schlug, als käme
es auf eine andere Tonfrequenz an. Es blieb ruhig, und so rief er den Zeugen
und den Mann vom Schlüsseldienst zum Haus, das dem der Paulys nicht unähnlich
war. Nur war es viel schlichter. Statt Klinker hatte es einen hellgrauen Putz.
Der Garten unterschied sich jedoch gewaltig von dem der Paulys. Die Freifläche
war nicht nur bedeutend kleiner, sie wirkte auch völlig ungepflegt. Hier war
offensichtlich schon lange kein gärtnerisch veranlagter Mensch mehr tätig
gewesen. Jedenfalls nicht im Verlauf dieses Jahres. Zwar hatte es anscheinend
früher mal Ordnung und Pflege gegeben, aber inzwischen war der Bodenbewuchs ein
Durcheinander von gewolltem und sicher auch ungewolltem Grünzeug. Wärmland
konnte sich gut vorstellen, dass hier seit dem Tod von Eicksens Frau nichts
mehr gemacht worden war.
Die Einrichtung drinnen wurde dominiert von hellem Holz und
skandinavisch anmutenden Stoffen. Überall an den Wänden hingen Bilder vom Meer.
So stellte sich Wärmland eine dänische Wohnung vor. Die hellen freundlichen
Farben, die Streifentapete, die Kiefernmöbel und die Bilder mit Segelschiffen,
Leuchttürmen und Küstenverläufen darauf wirkten auf ihn fremd und doch stimmig.
Regine Nau neben ihm ließ das Ganze ebenfalls auf sich wirken.
»Das Haus von Menschen aus dem Norden, die die Küste und das Meer
lieben. Eindeutig keine Bayern«, meinte sie trocken.
»Es könnten
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