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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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Dann drehten sie das Boot, und Jensen
fotografierte Brück.
    Wassmuth war aufgerückt und kam nahe heran.
    »Ihr seid mir ja mal zwei sentimentale Mädels. Wie wär’s mit etwas
Geigenmusik?«, rief er ihnen mit spöttischem Gesichtsausdruck leise zu.
    »Das ist ein Morgenritual der Sioux-Indianer für erfolgreichen
Fischfang. Also lass uns in Ruhe und sei frustriert, wenn wir das Boot nachher
voller Zwanzigpfünder haben«, parierte Brück die Attacke.
    »Die Kleinen könnt ihr alle haben«, erwiderte Wassmuth. »Wenn der
Tipp mit dem Laacher See wirklich so gut ist, dann warten hier auf einen
Fachmann wie mich die Burschen mit über dreißig Pfund. Aber lasst euch nicht
stören und macht weiter fleißig Bilder fürs Poesiealbum. Ich fahr fischen. Bis
später, ihr Schrecken der mageren Sprotten.« Er paddelte weiter in Richtung
Ostufer.
    Seine beiden Kameraden folgten ihm langsam in einer Distanz von etwa
zweihundert Metern, bis sie ihr Zielgebiet erreicht hatten.
    Wassmuth wurde indessen immer kleiner und kleiner. Bis er für die
beiden im anderen Boot nur noch ein schwer auszumachender Punkt vor der
Struktur des Uferwaldes war.
    Jensen und Brück machten ihre Angeln klar, stabile Ruten mit einer
Länge von etwa drei Metern. Auf den mittelgroßen Rollen waren einhundertfünfzig
Meter Fünfunddreißiger-Schnur aufgezogen, an deren Ende ein Stahlvorfach mit
einem Drillingshaken montiert war. Ein solches Vorfach konnte dem
zähnestarrenden Entenmaul eines Hechtes auch über einen längeren Drill
standhalten, während die Nylonschnüre durch das Hin-und-her-Schlagen des
Hechtkopfes durchgeraspelt werden konnten.
    Beide Männer hakten ein um die zweihundert Gramm schweres Rotauge an
einen der Drillingshaken und warfen die Köderfische in entgegengesetzter
Richtung aus. Für einen großen Hecht auf Raubzug war das ein ziemlich
verlockendes Angebot. Mit seinem hochempfindlichen Seitenlinienorgan würde er
das noch lebende, aber in seiner Bewegung behinderte Rotauge auch auf größere
Entfernung als einen verletzten Fisch identifizieren. Und es würde ihn magisch
anziehen.
    Zufrieden beobachteten die beiden die Schwimmer der Angeln, die sich
an der Wasseroberfläche leicht bewegten. Die Rotaugen hatten sich also beim
Aufschlagen auf das Wasser nicht vom Haken gelöst und versuchten nun
vergeblich, ihrem Leid irgendwie davonzuschwimmen.
    Davon gänzlich unbeeindruckt, saßen die Männer schweigend in ihrem
Boot und hingen ihren Gedanken nach. Das Farbenfeuerwerk des erwachenden Tages
verblasste wieder. Aber über dem See lag noch immer die Stille eines
friedlichen Morgens.
    ***
    Der Spaziergänger am Ostufer blieb stehen und rief seinen Hund,
der schnüffelnd vorausgelaufen war. Er wiederholte sein Rufen, ohne dass der
Rauhaardackel zurückkam oder in irgendeiner Weise reagierte. Erst als der alte
Mann sich wieder in Bewegung setzte, bellte sein Hund plötzlich laut und
hektisch los. Dann jaulte das Tier einmal kurz auf und verstummte. Der Mann
erstarrte. So hatte er seinen Hund noch nie gehört. Er war sicher, dass etwas
Schlimmes geschehen sein musste. Eine nie gekannte Sorge nahm von ihm Besitz.
Hastig ging er weiter, während er nur noch halblaut den Namen seines Hundes
rief. Es blieb still.
    Er erreichte die Stelle, von der das Jaulen gekommen war. Schrecken
und Verwirrung durchfuhren seine Glieder gleichermaßen. Eine schwarze Gestalt
kauerte am Boden – vor seinem Hund.
    »Was ist passiert?«, fragte er leise und verängstigt.
    Die Gestalt wandte sich zu ihm um und stand langsam auf.
    »Wir machen hier von der Feuerwehr Koblenz eine Wasserübung. Ich
wollte gerade wieder zurück ins Wasser zu den Kameraden, da hab ich gesehen,
wie ein Fuchs Ihren Hund gebissen hat. Ich fürchte, er ist tot.«
    Misstrauisch beäugte der alte Mann die schwarze Gestalt. Es war ein
mittelgroßer, kräftiger Mann in einem Neoprenanzug. Er versuchte, die Augen des
Mannes zu erkennen. Doch sie waren in dem schwachen Tageslicht zwischen den
Bäumen des Uferwaldes nicht gut zu sehen. Konnte er ihm glauben? Er hätte doch
irgendetwas hören oder bemerken müssen, wenn hier eine Übung mit mehreren
Feuerwehrleuten und Booten stattfand. Zumindest ein Boot gehörte doch sicher zu solch einer Übung dazu. Aber er hatte nichts
gesehen. Außer zwei Ruderbooten mit Anglern darin. Oder waren das etwa
Feuerwehrleute gewesen? Aber warum sollte die Feuerwehr in dieser
Herrgottsfrühe hier draußen Übungen durchführen? Irgendetwas stimmte da

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