Tod am Laacher See
ging an ihnen entlang und ließ
seinen Blick prüfend über das Bootsinnere gleiten. In dem Boot, das weiter
außen zur Seeseite hin lag, registrierte er ein paar kleine dunkle Flecken an
der Bootswand und auf dem Holzboden. Das konnte Blut sein.
Er winkte Regine Nau zu sich und deutete auf die Spuren.
»Liebe Kollegin, wir geraten anscheinend gerade tief in die
Ermittlungen zu einem ziemlich großen Kapitalverbrechen.«
Regine Nau schaute ihn etwas ratlos an. Sie verstand noch nicht,
worauf er hinauswollte.
Während er sein Handy herausnahm, erklärte Wärmland: »Angler aus
Schleswig-Holstein und Mord beim Campingplatz am Wasser. Was fällt Ihnen dazu
spontan ein?«
»Sie meinen die Sache an der Mosel.«
»Ist bisher nur mein ganz privates, unbestätigtes Bauchgefühl. Aber
ich wette um eine Tüte Colafläschchen, dass das kein Zufall ist. Was wollen
Sie, wenn ich verliere?«
Sie zögerte einen Moment, unsicher, ob er es ernst meinte. »Mon
Chéri«, sagte sie dann knapp.
Wärmland nickte und wählte Reuters Nummer.
»Die Anrufe bei Herrn Müller haben sich erledigt. Wir haben bereits
mit ihm gesprochen. Wir brauchen hier das ganz große Orchester. Nicht nur die
Spusi, sondern auch eine Suchmannschaft von der Bereitschaftspolizei in
Koblenz. Und die Leute von der Hundestaffel. Ich will wenigstens einen der
beiden Leichenspürhunde hier haben. Sie können auch gleich die Gerichtsmedizin
in Bonn informieren. Sagen Sie denen, dass ich sicher bin, dass sie hier gebraucht
werden. Außerdem rufen Sie die Jungs von der Tauchgruppe in Wittlich. Die
sollen mit ihren beiden Booten kommen. Möglicherweise befindet sich jemand im
Wasser.« Er hörte, wie Reuter alles auf ein Blatt Papier kritzelte. »Bevor Sie
loslegen, lieber Kollege, eine Frage: Was glauben Sie wohl, wo die drei
vermissten Angler hier am See herkommen?«
Reuter wusste sofort, worauf Wärmland hinauswollte.
»Vielleicht aus dem schönen Schleswig-Holstein?«
»Bingo«, meinte Wärmland trocken. »Und während Sie jetzt blitzartig
die ganzen Kollegen zu mir beordern, dürfen Sie raten, welchen dunkel
gekleideten Wasserfreund ich für den Täter halte.«
»Dunkel gekleidet? Wasserfreund? Da fällt mir einer ein, der gerne
bei lodernden Flammen in der Mosel taucht.«
»Genau der.« Wärmland beendete das Gespräch und wandte sich wieder
Nau und Müller zu. »Noch eine Frage, Herr Müller. Ist Ihnen auf dem
Campingparkplatz früher vielleicht schon einmal ein alter weißer VW Polo mit dem Kennzeichen MYK-EE 991 aufgefallen?«
»Sie meinen den Wagen von Herrn Theisen aus Nickenich«, antwortete
Müller ohne Zögern.
»Sie kennen den Mann also? Sein Fahrzeug steht auf dem Parkplatz.
Wissen Sie vielleicht, wann Herr Theisen heute Morgen hier war?«
»Er kommt immer, wenn es gerade anfängt, hell zu werden. Wir haben
uns mal unterhalten, und er hat mir erzählt, dass das die schönste Zeit für ihn
ist. So frühmorgens, wenn der Tag erwacht. Die Uhrzeit verändert sich natürlich
im Jahresverlauf, deshalb sind seine Ausflüge nicht fest an bestimmte Uhrzeiten
gebunden. Viele Menschen haben ja so ihre Gewohnheiten, die an feste Zeiten
gekoppelt sind. Aber Herr Theisen hat sich da dem Rhythmus der Natur
angepasst.«
»Verstehe. Und wissen Sie, wann das heute Morgen in etwa war?«
»Also Sonnenaufgang ist zurzeit etwa um halb acht. Herr Theisen wird
dann so gegen sieben hier gewesen sein.« Müllers Tonfall konnte Wärmland
entnehmen, dass der Platzpächter sich seiner Sache sicher war.
»Glauben Sie das, oder wissen Sie es?«, fragte er trotzdem nach.
»Ich bin deshalb sicher, weil ich heute Morgen wach geworden bin und
mal zur Toilette musste. Da ist mir der Himmel draußen aufgefallen. Ich sage
Ihnen, so etwas Schönes hab ich hier am See auch noch nicht oft gesehen. Ein
Farbspiel sondergleichen. Ich hab mir den Bademantel und eine Mütze übergezogen
und bin ins Freie, um es noch besser sehen zu können. Und da hab ich vom
Ostufer her ein Hundebellen gehört. In Anbetracht der Umstände denke ich, dass
es Felix war, der da gebellt hat.«
»So heißt Theisens Hund?«
»Genau. Theisen hat ihn schon beinahe dreizehn Jahre. Das ist viel
für so einen kleinen Dackel.«
Ein Dackel, dachte Wärmland, das passt ja gut zu einem
ordnungsliebenden alten Herrn mit gepflegtem Auto.
»Haben Sie zufällig auf die Uhr geschaut?«
Müller nickte. »Ja, tatsächlich. Als ich auf der Bettkante gesessen
habe, hab ich auf meinen Wecker gesehen. Es war
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