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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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kaltblütig, dachte Wärmland. Und das auf diesem sonst so
friedlichen und wunderbaren See. Er schielte wieder zu Regine Nau. Die Parade
des Schreckens war noch nicht beendet. Es warteten noch vier weitere Tote.
    »Alles okay so weit?«, fragte er mitfühlend.
    »Es geht schon, danke«, erwiderte sie etwas zu leise und
bekräftigte: »Ich schaff das schon«, um seine Bedenken zu zerstreuen.
    »Na dann, Opfer Nummer drei bitte.«
    Sie gingen um den Tisch herum und stellten sich im übernächsten Gang
zwischen die Obduktionstische, auf denen die anderen beiden Leichen vom Laacher
See lagen. Ein Körper lag bereits unbedeckt vor ihnen: An diesem hatte
Leyendecker vorhin gestanden, als sie den Raum betreten hatten.
    »Den hier hat es am schlimmsten erwischt«, sagte er und zeigte auf
den Mann, der Brück hieß. »Allerdings nur, wenn man das Verletzungsbild sieht.
Die anderen, die ertränkt wurden, hatten länger zu leiden. Bei diesem dagegen
ging es ganz schnell.«
    Auf den ersten Blick konnte Wärmland keinen Unterschied zu den
beiden ersten Opfern feststellen. Aber dann machte der Arzt sie auf die
wesentliche Abweichung aufmerksam.
    »Diesem Mann hat der Täter einen Harpunenpfeil in den Kopf
geschossen.« Er öffnete vorsichtig den Mund des Opfers. »Sehen Sie hier: Der
Pfeil hat die beiden unteren Vorderzähne ausgeschlagen und ist durch den
hinteren oberen Gaumen in den Schädel eingedrungen. Die Harpunenspitze muss
hinten ein Stück weit ausgetreten sein. Eine sofort tödliche Verletzung. Wenn
ich es mir aussuchen könnte, würde ich für mich selbst diese Variante wählen
statt eines Todeskampfes unter Wasser mit unausweichlichem Erstickungstod.«
    »Haben Sie eine Idee, warum der Täter bei diesem Opfer so
vorgegangen ist?«, wollte Wärmland wissen.
    »Vermutlich nicht, weil er den hier mehr gemocht hat als die
anderen. Ich weiß nicht, ob es überhaupt was zu bedeuten hat. Das
herauszufinden, liegt bei Ihnen und Ihren Leuten. Dieser Mann war jedenfalls
körperlich nicht in besserer Verfassung als die beiden zuvor. Alle drei zeigen
die üblichen Merkmale vieler Männer in den Sechzigern: zu viel Fettgewebe und
nachlassende Muskelkraft. Keiner der drei war eine Sportskanone. Der Täter
hätte das Harpunenopfer meiner Meinung nach also genauso ertränken können wie
die anderen. Es sei denn, dieser hier hatte in früheren Jahren mal den
schwarzen Gürtel in Judo oder einer anderen effektiven Verteidigungskunst. Dann
hätte er eventuell Probleme machen können. Denn gerade die Judokas verfügen ja
über ein großes Repertoire an Griffen, mit denen sie einerseits einen Gegner
fixieren, andererseits Griffe gegen sich selbst effektiv abwehren können.«
    Wärmland nickte bedächtig, während sich Dr. Leyendecker
umdrehte und das nächste Laken zurückschlug. Vor ihnen lag ein alter dürrer
Mann, dessen faltige Haut in deutlichem Kontrast zu den Körpern der eher
rundlichen und wohlgenährten Opfer eins bis drei stand.
    »Auch das Opfer Theisen ist nicht ertrunken. Der alte Mann hat ein
gebrochenes Genick. Den Druckmalen zufolge hat der Täter ihn am Kopf gefasst
und mit einem schnellen und kraftvollen seitlichen Verdrehen den Bruch
hervorgerufen. Ging sicher ganz schnell. Mir scheint es, als wüsste Ihr Mann
sehr genau, wie man einen Gegner anfassen muss, um ihn zu Tode zu bringen. Das
sieht mir sehr nach einem professionellen Killer aus. Wenn ich die Verletzungen
interpretiere, um so etwas wie einen Bewegungsablauf herauszulesen, dann sehe
ich in diesem Fall jemanden, der seine Opfer schwimmend oder tauchend
angegriffen haben muss. Aber das ist nur meine private Meinung.«
    »Was den Profi angeht, da kann ich Ihnen nur zustimmen«, antwortete
Wärmland. »Das hat er sicher nicht aus einem VHS -Kurs
für Fortgeschrittene.«
    Wärmland glaubte, so etwas wie ein Schmunzeln auf Regine Naus
Gesicht auszumachen. Offenbar ging es ihr nicht so schlecht, dass sie keine
Witze mehr verstand. Er nahm das als ein gutes Zeichen und schenkte ihr ein
kleines aufmunterndes Grinsen. Dabei hatten sie das Schlimmste noch vor sich.
    »Geht es noch?«, fragte er sie dann aber doch ganz direkt, um sich
Gewissheit zu verschaffen.
    »Es geht noch, danke«, erwiderte Regine Nau und unterstrich ihre
Aussage mit einem energischen Nicken.
    »Na gut, Doktor, dann können wir mit den beiden Toten von der Mosel
weitermachen.«
    Dr. Leyendecker wandte sich den Kühlfächern an der Wand zu und
zog eine der Schubladen heraus. Die beiden Brandopfer

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