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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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Bezugspunkt. Oft war seine Mutter ganz in der Nähe der
Familienwohnung in der Werkelsley mit ihm dem Ufer gefolgt. Der Fluss war ein äußerst
wertvoller Bestandteil der Natur in der Region.
    Während Wärmlands Gedanken zurück in seine Jugendzeit schweiften,
schlief er schließlich ein. Bis er um sechs Uhr dreißig von seinem Wecker
endgültig geweckt wurde.
    ***
    Um acht Uhr dreißig war das Mayener Soko-Team im
Besprechungsraum versammelt. Außer Wärmland gehörten ihm die Oberkommissare
Reuter, Nießen und Strele und die Kommissare Nau, Wiesmann, Pfennig und Gerdes
an.
    Die am Vortag erfolgten Befragungen von Gästen und Besuchern des
Campingplatzes hatten keine neuen Erkenntnisse gebracht. Dennoch beschloss
Wärmland, seine Kollegen weitere Befragungen durchführen zu lassen, die Liste
war lang, und insbesondere von den Anwohnern in Treis hoffte er brauchbare
Hinweise zu bekommen. Reuter würde als unmittelbarer Ansprechpartner für
Anrufer in der Inspektion die Stellung halten. Regine Nau sollte Wärmland zur
Gerichtsmedizin begleiten. Um sechzehn Uhr würden sich Direktorin Schumacher
und Oberstaatsanwältin Dewald den Fragen der Presse stellen. Sie hatten also
ausreichend Zeit für diesen Abstecher nach Bonn, in dessen Anschluss Wärmland
der Leiterin der Zentralen Kriminalinspektion in Koblenz Bericht erstatten
sollte, um sie für die Pressekonferenz auf den neuesten Stand zu bringen.
    ***
    Das rechtsmedizinische Institut lag am Stiftsplatz, zwei
Querstraßen nördlich des Bertha-von-Suttner-Platzes zwischen der Kölnstraße und
der Welschnonnenstraße. Es war ein modernes Gebäude, in dem das komplette
Spektrum von forensischer Medizin, forensischer Toxikologie und forensischer
Biologie untergebracht war.
    Als sie aus dem Land Rover stiegen, bemerkte Wärmland den
angespannten Blick seiner jungen Kollegin. Ihre Gesichtsfarbe hatte zudem etwas
an Intensität eingebüßt.
    »Liebe Kollegin, ich glaube, Sie haben in Ihrer Ausbildung etwas
falsch verstanden: Kriminalisten müssen ihren Teint bei der Leichenbeschau
nicht dem der Opfer angleichen. Sie sehen etwas blass aus.«
    Regine Nau verzog leicht die Mundwinkel. »Ich kann auch nicht
behaupten, dass mir der nächste Programmpunkt nicht zu schaffen macht. Es sind
immerhin sechs Leichen. Und es sind zwei Brandopfer dabei. Die sehen schon in
meiner Phantasie ziemlich schlimm aus.«
    »Das setzt einem immer zu. Auch uns alten Hasen. Nur kann man es mit
den Jahren besser kontrollieren. Wir sind nun mal bei der Mordkommission und
müssen auch diese Aspekte unserer Arbeit akzeptieren und integrieren. Und uns
immer wieder dem Tod stellen, in so ziemlich jeder seiner Formen. Mir hilft es
im Grunde sogar, die Opfer zu sehen, es spornt mich an, noch etwas für sie zu
tun. Wenn ich bewusst wahrnehme, was ein Mörder seinem Opfer angetan hat, wird
das Lamm in mir zum scharfen Hund, der sich unbeirrt und hartnäckig an die
Fährte des Täters heftet. Manchmal würde ich dann auch gerne selbst zubeißen,
muss das aber leider dem Richter überlassen. Ich glaube, wir brauchen diesen
Ansporn, den uns die Toten als letzte Nachricht mitgeben. Versuchen Sie es mal,
so weit es geht. Wenn es zu viel wird, brechen Sie ab.«
    Regine Nau nickte. »Okay, danke. Vielleicht hab ich nur eine zu
lebhafte Phantasie.«
    Wärmland erwiderte nichts. Sonst hätte er sagen müssen, dass die
reale Begegnung mit einem verstümmelten oder verbrannten Opfer die Phantasie
weit hinter sich ließ.
    Sie betraten das Gebäude, meldeten sich an und wurden von einem
Mitarbeiter ins Kellergeschoss begleitet.
    Wärmland wappnete sich innerlich. Er konnte Regine Nau nur zu gut
verstehen. Auch an ihm gingen solche Begegnungen nicht spurlos vorüber. Er
hatte nur mehr Routine. Es war wie beim Fallschirmspringen. Die Anspannung vor
dem Sprung war enorm, der Puls ging sehr schnell. Die unerfahrenen Springer
trugen ihre Nervosität noch spürbar nach außen, obwohl die erfahrenen Springer
ebenfalls diesen hohen Puls hatten.
    Wärmland hatte schon viele Tote gesehen, und er wusste, dass Regine
Nau vor allem mit den beiden Brandopfern Probleme bekommen würde. Feuertote
hatten vieles von ihrem menschlichen Äußeren eingebüßt und waren entsetzlich
entstellt. Nach seiner Auffassung gehörten sie zu den schlimmsten Anblicken,
die ein Mordermittler zu erdulden hatte. Es sei denn, es ging um getötete
Kinder. Wärmland erinnerte sich an dieses kleine Mädchen auf dem Karnevalsumzug
in Mainz, das unter das Rad

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