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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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Schulden kaufte er Petry ohne
Weiteres ab. Aber gab es da noch mehr? War die Harpune ein netter »Zufall« oder
nicht? War Petrys ganzer Auftritt hier vielleicht doch ein gigantisches
Schauspiel? Gute Schauspieler wussten zu überzeugen. Und so mancher Psychopath
hatte das Zeug zu einem guten Schauspieler. Jedenfalls hatte das Ganze für
Wärmland noch einen leichten Beigeschmack. Er war gespannt, was Trobisch sagen
würde.
    Sie verabschiedeten sich von Petry und verließen das Gebäude. An
ihren Fahrzeugen hielten sie leise Kriegsrat. Trobisch bestätigte Wärmlands
Eindrücke. Er konnte sich Petry ebenfalls nicht als den »schwarzen Taucher«
vorstellen. Bei der Kripoarbeit gab es jedoch immer auch ein Aber.
    »Was hast du eigentlich vorhin an Petrys Wagen gemacht?«, wollte
Trobisch noch wissen, bevor sie wieder in ihre Autos stiegen. »Hat das was mit
dem platten Vorderreifen zu tun?«
    »Ich muss zugeben: Es war vielleicht ein wenig übertrieben. Aber ich
hatte so ein Gefühl«, antwortete Wärmland mit einem Schelmenblick, »dass unser
Fischer vielleicht … na ja … So ist es ja auch gekommen. Und der verkrümmte
rostige Nagel hat es dann ja auch geschafft. Obwohl ich dachte, es würde länger
brauchen.«
    Trobisch machte große Augen und lachte. »Was, du hast ihm einen
Nagel untergelegt?«
    »Erste Schamanenregel: Wenn der Geist nicht ausreicht, um die
Materie zu beeinflussen, sind einfache physikalische Hilfsmittel erlaubt. Ich
dachte mir schon, dass ich den Nagel eines Tages gebrauchen könnte. Und siehe
da, es war der heutige.«
    »Was hast du denn sonst noch so in deinen Taschen für irgendwelche
Tage in der Zukunft?« Trobisch grinste immer noch. »Sind auch Kondome dabei?«
    »Nein, aber ein paar falsche Zähne, ein Hörgerät, Asthmaspray und
ein Fläschchen Flüssigviagra, wenn es mit dem Tablettenschlucken nicht mehr so
klappt.«
    »Eine verständliche Mischung, wenn ich dich so ansehe.«
    »Nimm dir ein Beispiel daran. Die Jahre verfliegen schnell. Jetzt
würde noch eine Maske reichen. Bei deiner Visage.«
    »Lenk nicht von deiner Gebrechlichkeit ab. Kommst du noch allein in
deinen britischen Kohleofen?«
    »Nichts gegen meinen Land Rover! Mit diesem Fahrzeug wurde Afrika erobert«,
beschwerte sich Wärmland.
    »Kein Wunder, dass der Wagen so aussieht. War ein bisschen viel für
ihn, so ein ganzer Kontinent«, stichelte Trobisch weiter.
    »Steig endlich in deinen Manta und dann husch, husch ins Präsidium,
wo die Pflicht ruft.«
    »Okay, wir sehen uns spätestens übermorgen«, erwiderte Trobisch,
bevor sie sich freundschaftlich verabschiedeten und er mit seinem Porsche
davonrauschte.
    Wärmland schaute auf die Uhr: zwölf Uhr vierzehn. Seine Mitarbeiter
hatten sich nicht gemeldet, was bedeutete, dass sich in der Ermittlungsarbeit
in Mayen nichts Bedeutendes ereignet hatte. Er stieg in seinen Rover und machte
sich auf den Weg zur Campinginsel. Die vor Ort von den Kollegen durchgeführten
Befragungen hatten zu keinerlei wichtigen Erkenntnissen geführt. Die Aussichten
waren nicht gut, dort noch Spuren zu finden, die sie dem Täter näher brachten.
Er wollte es dennoch versuchen, wenn auf Kommissar Zufall auch nicht wirklich
Verlass war. Er kam nicht unbedingt dann, wenn man ihn am sehnlichsten herbeiwünschte.
    Wärmland folgte der B 49 flussaufwärts und fuhr schließlich über die
kleine Brücke bis zum Parkplatz am Gebäude. Er sagte dem Pächter kurz Bescheid,
dass er sich noch einmal auf dem Platz umsehen wolle, und ging dann zur
Katastrophenstelle. Der große schwarze Brandfleck in frischer grüner Umgebung
war ein markantes Mal der Tragödie. Familie Scherer war inzwischen abgereist.
Es gab am verhängnisvollen Standplatz nun keine unmittelbaren Nachbarn mehr.
    Das Absperrband war an einer Stelle gelöst und flatterte träge im
Wind. Wärmlands Blick suchte die Stelle am Wasser, wo der alte Scherer seine
Beobachtung gemacht hatte. Der Rasen endete hier, und offen liegendes, festes
Erdreich senkte sich allmählich zum Ufer. Der schilffreie Bereich mochte etwa
zehn Meter breit sein. Das relativ klare Wasser war in einem größeren
Uferbereich recht flach und diente an warmen Tagen sicher als willkommener
Badestrand. Dass nach den schrecklichen Ereignissen am Montag noch jemand von
den bereits anwesenden Gästen hier gebadet hatte, bezweifelte Wärmland
allerdings. Er ließ seinen Blick über den Fluss schweifen. Wo bist du nur
hergekommen?, dachte er. Von wo bist du aufgebrochen zu deiner

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