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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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seinem
Sinne, wenn ein Tathergang Rückschlüsse auf Statur und Aussehen des Täters
zuließ. Für manche Handlungen brauchte es bestimmte körperliche Merkmale. Wenn
zum Beispiel ein Opfer selbst groß und stark gewesen war und sich mit Erfolg
hätte zur Wehr setzen können, konnte nur ein körperlich ebenfalls sehr starker
Täter gehandelt haben oder jemand, der mit großem Geschick vorgegangen war und
sich womöglich den Überraschungseffekt zunutze gemacht hatte. Nur Distanzwaffen
wie eine Pistole oder ein Gewehr konnten diese Notwendigkeit einer körperlichen
Gleichwertigkeit oder Überlegenheit überflüssig machen. Dann spielte die
körperliche Verfassung des Täters naturgemäß kaum eine entscheidende Rolle.
    Der »schwarze Mann« musste sowohl über besonderes Geschick als auch
über genügend Kraft verfügen, um seine Opfer unter Wasser festzuhalten und zu
ertränken. Das konnte sich Wärmland bei diesem Petry, der sie nun ins Gebäude
führte, allerdings nicht vorstellen. Ein Punkt, den er mit gewissem Bedauern
registrierte. Aber das Leben hielt auch für Kriminalisten manchmal
Überraschungen bereit, die sie gemahnten, nicht zu vorschnell gewisse Schlüsse
zu ziehen. Auch hinter der eher unscheinbaren körperlichen Fassade von Herrn
Petry konnten sich weit mehr Fähigkeiten verbergen, als zunächst zu vermuten
war. Außerdem gab es noch eine weitere Variante, die nicht völlig
auszuschließen war: dass der Täter Hilfe seitens einer weiteren, stärkeren
Person erhalten hatte. So oder so, Petry hatte ihnen mit seinem eigenartigen
Fluchtversuch jedenfalls genügend Anlass zu Neugier und Fragen gegeben.
    Wärmland und Trobisch folgten Petry durch einen Flur, von dem auf jeder
Seite jeweils zwei Türen abgingen. Durch die hintere rechte Tür gelangten sie
in einen großen Raum, in dem an der linken Wand eine moderne Verkaufstheke aus
Edelstahl und Glas stand. Die Auslage war leer, aber Wärmland vermutete, dass
Petry hier frischen Fisch zum Verkauf anbot und dies sowohl ein Verkaufs- als
auch ein Aufenthaltsraum für Gäste war. Der Geruch nach Fisch lag jedenfalls
deutlich in der Luft. Im hinteren Bereich des Raumes standen fünf große
Kiefernholztische mit jeweils vier passenden Stühlen. Die mit
Kiefernholzpaneelen verkleidete Decke, an der einige Netze und Reusen
aufgehängt waren, und der in hellem Lindgrün gehaltene Wandanstrich gaben dem
Thema »Fischen« auch optisch einen passenden Rahmen. Nur die dunkelbraunen und
reinigungstechnisch sicher praktischen Fußbodenfliesen gefielen Wärmland nicht.
Doch die Aufmerksamkeit von Besuchern und Kunden lag wahrscheinlich ohnehin
mehr in Augenhöhe oder darüber, denn eine Reihe von ziemlich großen
Fischpräparaten in diversen Regalen zog den Blick auf sich. Wärmland erkannte
zwei sehr große Hechte, hoch über der Theke einen riesigen Wels, einen
armdicken Aal und eine kapitale Forelle. Die anderen Fischexponate konnte
Wärmland nicht identifizieren.
    »Wollen wir uns dort drüben an den Tisch setzen?«, fragte Petry
seine Besucher.
    »Wenn es der Tisch der Wahrheit ist, sollten wir uns unbedingt dort
niederlassen«, antwortete Trobisch bedeutungsvoll. Wärmland unterdrückte ein
Grinsen.
    Sie folgten Petry zum benannten Tisch, als Wärmland ein Zupfen an seinem
rechten Jackenärmel bemerkte. Er wandte sich Trobisch zu, der mit einer kurzen
Kopfbewegung zurück zur Tür wies, genauer gesagt auf etwas über der Tür. Da
hing über einer monströsen Muräne, die in einem angriffslustigen Augenblick
erstarrt zu sein schien, eine Harpune. Möglicherweise hatte die Waffe der sich
unter ihr schlängelnden Muräne beim Abschied vom Meer geholfen.
    Jetzt wurde die Sache doch noch etwas spannender.
    Kaum dass sie alle saßen, sprang Petry wieder auf und fragte, ob er
den Kommissaren etwas zu trinken anbieten könne. Beide lehnten dankend ab, und
Petry nahm wieder Platz, allerdings mit einem etwas unglücklichen
Gesichtsausdruck, als wüsste er nicht so recht, wie es jetzt weitergehen
sollte.
    »Sie sind also der berühmte Mann, auf den das ›Petri Heil‹
zurückzuführen ist«, sagte Wärmland freundlich, um das Eis zu brechen, worauf
Petry ein wenig gequält lächelte.
    »Nein, nicht direkt, das hat was mit dem Apostel Petrus zu tun«,
erklärte er fast ein wenig entschuldigend. »Petrus ist doch Fischer am See
Genezareth gewesen, bevor er Jesus gefolgt ist. So hat man ihn als Patron der
Fischer angenommen.«
    »Herr Petry, Sie waren am Montag doch sicher wie

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