Tod am Laacher See
immer ganz früh zum
Fischen auf dem Laacher See. Was können Sie uns dazu sagen?«, eröffnete
Wärmland den Fragebogen.
Ȁh, da kann ich Ihnen leider nicht viel sagen. Am Montag war ich
nämlich nicht am See. Da habe ich nur hier unten gearbeitet. An manchen Tagen
schaffe ich es nicht an beiden Gewässern gleichzeitig. Und so war ich Montag
nur hier unten an der Mosel.« Petrys Versuche, so etwas wie Gelassenheit an den
Tag zu legen, schlugen ziemlich fehl.
»Wir haben aber gehört, dass Sie montags immer am See sind. Ganz
zuverlässig, in einem festen Rhythmus«, wandte Trobisch ein. »Das hat uns ein
Pater vom Kloster erzählt.«
Petrys Unwohlsein nahm weiter zu.
Ȁh, das stimmt nicht so ganz. Also, in der Regel stimmt es schon.
Aber es gibt Ausnahmen. Ähm, zum Beispiel, wenn das Wetter nicht mitspielt,
wenn es zu windig ist oder die Temperaturen ungünstig sind. Dann hat es keinen
Zweck. Die Mosel ist da in ihrer Tallage hier am Stausee unkomplizierter als
der See. Fluss- und Seefischerei sind etwas verschieden, müssen Sie wissen.«
»Und was war am Montag ungünstig für den Laacher See?«, bohrte
Wärmland nach.
Petry wand sich bei der Suche nach passenden Antworten.
»Na ja, es war etwas zu kalt, und der Wind stand ungünstig. Das war
einfach genau so ein Tag, an dem es hier an der Mosel mehr Sinn macht.«
»Sie waren also am Montag überhaupt nicht am Laacher See?«, wollte
Trobisch noch mal bestätigt wissen.
»Äh, nein, erst am Dienstag wieder. Da hatten sich die Verhältnisse
wieder beruhigt.«
»Haben Sie diese Fische hier gefangen, also diese Präparate?«
Wärmland zeigte auf die Regale im Raum. »Da sind ja ein paar prächtige Brocken
dabei. Stammt der Wels etwa aus der Mosel?«
Petry schüttelte den Kopf. »Äh, nein, der stammt aus dem Regen
oberhalb von Regensburg. Ich habe da einen Fischerkollegen. Der fischt schon
immer in diesem Nebenfluss der Donau. Der Regen ist bekannt für seine großen
Welse. Aber die dicken Hechte sind aus dem Laacher See. Und der Aal hier stammt
aus der Mosel.«
Wärmland nickte und zeigte auf zwei weitere Präparate. »Und diese
beiden dort, was sind das für Arten?«
»Das Silberne ist ein großes Felchen aus dem Laacher See, und
daneben, das ist eine Schleie, auch aus dem See. Noch weiter rechts kommt ein
schöner Barsch, von denen es auch recht viele im See gibt. Auch in dieser
kapitalen Größe.«
»Ja, den Barsch hab ich erkannt«, meinte Wärmland beiläufig und wies
auf die Tür, »und die Muräne haben Sie mit der Harpune in welchem Meer
erwischt?«
Ȁh, ja die, die stammt aus dem Roten Meer. Da war ich aber nur
einmal. Und hatte gleich das Glück mit der Muräne.«
»Wo tauchen Sie denn sonst noch?«
»Ich, äh, also, ich fahre im Sommer einmal in die Türkei. Das kostet
nicht so viel.«
»Ist das ein Tauchzertifikat da oben neben der Muräne? Wann haben
Sie das erworben?«
»Ach, das, äh, das ist schon lange her. Das war in der
Dominikanischen Republik. Vor siebzehn Jahren.«
»So lange tauchen Sie schon?«
»Ja, äh, ich fand es eben schön, auch unter Wasser sehen zu können,
wie sich die Fische so verhalten. Die meisten Kollegen erfahren das nie. Also,
wie es unter der Wasserlinie so zugeht. Das hat mich schon immer fasziniert.«
»Wann haben Sie zuletzt mit der Harpune geschossen?«, kam Wärmland
auf den Punkt.
»Ich, äh, das war vor neun Jahren im Roten Meer. Danach nicht mehr.
Man muss so ein Ding ja nicht im Flieger mitnehmen, wenn man so eine Ausrüstung
auch billig vor Ort mieten kann. Wie in diesem Sommer in der Türkei, an der
Küste östlich von Antalya. Da hab ich zum Beispiel ein paar Kraken erwischt.
Die schmecken köstlich, so ganz frisch aus dem Meer. Ich kenne da jemanden, der
sie vorzüglich zubereitet. Nicht zu vergleichen mit diesen Tiefkühlteilen, wie
sie hier angeboten werden.«
»Haben Sie außer der Harpune dort oben noch eine weitere?«, wollte
Trobisch wissen.
»Nein, nur diese da oben.«
»Herr Petry.« Wärmlands Tonfall wurde eine Nuance intensiver und
verlor ihre plaudernde Beiläufigkeit. »Warum haben Sie vorhin die Flucht
angetreten? Ich hatte doch gerufen, dass wir von der Kripo Mayen sind. Trotzdem
sind Sie zur Vordertür raus und wollten sich davonmachen. So etwas irritiert
uns Polizisten, müssen Sie wissen.«
»Das tut mir sehr leid«, beteuerte Petry. »Aber Ihren Ruf hatte ich
nicht verstanden. Ich habe Sie für jemand anderen gehalten und bekam es mit der
Angst zu tun. Ich wusste
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