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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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Feuernacht,
schwarzer Mann? Langsam ging er am Ufer entlang zur nahen Inselspitze, die nach
Westen und flussaufwärts zeigte. Immer wieder schaute er sich um und ließ
seinen Blick prüfend über das Ufer gleiten. Du wirst hier keine Spuren finden,
sagte seine innere Stimme. Der Kerl ist gut und scheint nicht zu größeren
Fehlern zu neigen. Erwarte also besser keinen abgelegten Neoprenanzug oder
Hinweisschilder zu seinem weiteren Fluchtweg.
    Als Wärmland die Inselspitze erreicht hatte, sah er schräg gegenüber
am Festlandufer einen älteren Mann, der gerade seinen Wagen abgestellt hatte
und verschiedene Dinge auslud, darunter auch zwei Angeln. Dann stieg er
vorsichtig die Böschung zum Wasser hinunter. Offenbar bereitete er sich auf
einen längeren Angelansitz vor. Wärmland folgte einer Intuition, ging zurück
zum Land Rover und fuhr aufs Festland, wo er den Land Rover hinter dem Wagen
des Anglers abstellte. Misstrauisch wandte sich der Alte um, als Wärmland am
Rand der Böschung auftauchte.
    »Lassen Sie sich nur nicht stören«, rief Wärmland ihm zu. Der Mann
hatte seine Vorbereitungen anscheinend abgeschlossen, er saß nun in einem
Klappstuhl unmittelbar am Wasser und versah eine leichte Stippangel mit einem
Köder. Er reagierte aber nicht auf Wärmlands Zuruf. Anscheinend war er nicht
besonders gesprächig, sodass Wärmland einen zweiten Anlauf unternahm, um mit
ihm ins Gespräch zu kommen. »Sie haben ein schönes Plätzchen hier. Wenn ich
noch angeln würde, wäre das auch meine Wahl.«
    »Ja, ist schön hier«, grummelte der alte Mann in seinen struppigen
grauen Bart. Dann verstummte er wieder. So kam Wärmland also nicht weiter.
    »Ich habe früher an der Lahn geangelt. Ist schon lange her. Da war
ich noch ein Bengel. Aber diese einsamen Nächte in den Osterferien, um erste
Aale zu fangen, das war schon ein besonderes Erlebnis. So was kann man nicht
vergessen.«
    Der Alte drehte sich um und musterte Wärmland einen Augenblick,
bevor er sich wieder um seine Angel kümmerte.
    »Ich kenne die Lahn«, sagte er plötzlich. »Ich stamme aus
Oberlahnstein.«
    »Ach, das ist ja interessant«, antwortete Wärmland verblüfft. »Ich
war damals oft in Niederlahnstein. Meine Eltern hatten einen Wohnwagen auf dem
Campingplatz Wolfsmühle. Da hab ich sehr viel geangelt, seitdem ich vierzehn
war. Das war das Angelgewässer vom ACN , dem
Angelclub Niederlahnstein. Da hab ich auch mit fünfzehn oder sechzehn die
Prüfung gemacht. Ich kann mich noch an den kleinen Angelladen erinnern, der dem
Vereinsvorsitzenden gehört hat. Ich glaube, der hieß Bode.«
    Der Alte hatte sich inzwischen wieder umgedreht und lächelte
Wärmland zu. »Der war der Schwager meines älteren Bruders.«
    Jetzt musste Wärmland lachen. »Das darf doch nicht wahr sein. Aber
man weiß ja, wie klein die Welt ist. Das waren ein paar schöne Jahre an der
Lahn. Ich war damals ganz besessen von der Angelei. Aber mit sechzehn bin ich
mit meinen Eltern aus Koblenz weggezogen. Da war dann Ende mit ACN und mit Angeln.«
    »Warum denn Ende? Gab es da kein Wasser mehr, wo Sie hingezogen
sind?«, wollte der Alte wissen.
    »Doch, und ob. Im Bergischen Land gibt es schöne Flüsschen und
Talsperren. Aber irgendwie haben sich meine Interessen verlagert. Wenn ich Sie
hier so sehe, könnte ich allerdings glatt wieder anfangen.«
    Der Alte hatte bei der Erwähnung der verlagerten Interessen
verständnisvoll genickt. »Und warum sind Sie jetzt hierhergekommen, wenn ich
fragen darf?«, fragte er nun.
    »Leider nicht nur, um mit Ihnen über alte Zeiten an der Lahn zu
reden. Obwohl es mir lieber wäre, das wäre der einzige Grund. Ich bin beruflich
hier, von der Kripo. Sie haben sicher von dem Brand hier auf dem Campingplatz
gehört?«
    »Das wissen sogar schon die Aale«, meinte der Alte.
    »Vielleicht hat ja einer von denen was gesehen. Dann sollte ich wohl
warten, bis Sie einen gefangen haben, und ihn befragen«, scherzte Wärmland.
»Jedenfalls ist unser Täter aus dem Wasser gekommen. Möglicherweise hatte er
einen Taucheranzug an, Sie wissen schon, so einen Neoprenanzug gegen die
Auskühlung. Wir fragen uns nun, von wo er gekommen sein könnte. Sie waren in
der Nacht nicht zufällig auch hier an der Mosel?«
    Der Alte wirkte plötzlich betrübt. »Seit meine Frau vorigen Sommer
gestorben ist, bin ich fast nur noch an der Mosel. Das ist das Einzige, was mir
noch Kraft gibt: die Natur und das Wasser.«
    »Und wie war es in der Nacht auf Montag, als das auf

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