Tod am Laacher See
sehr bewusst wahr. Bewusster als andere Autos.«
»Mir geht es so mit Porsche«, sagte Trobisch. »Aber der Punkt, um
den es hier eigentlich geht, ist die Frage, warum Petry uns angelogen hat.«
»Vielleicht war er nur zu schüchtern, um uns ganz direkt zu einem
zweiten Besuch einzuladen«, meinte Wärmland. »Auf diese Weise kommen wir ganz
von allein. Fahren wir also noch mal hin.«
»Das sollten wir tun. Auch wenn wir in Betracht ziehen müssen, dass
eine andere Person seinen Wagen benutzt haben könnte. Ich mache mich sofort auf
den Weg. Bringst du noch jemanden mit? So von wegen ausreichende
Eigensicherung.«
»Natürlich«, antwortete Wärmland. »Wir treffen uns in vierzig
Minuten an der Treiser Brücke und fahren dann gemeinsam weiter.« Er legte auf,
rief Reuter an und erläuterte ihm den Sachverhalt. Reuter und Regine Nau
sollten Wärmland mit zwei weiteren Kollegen vom Bereitschaftsdienst begleiten.
Abfahrt war in fünf Minuten mit Sicherheitsweste. Dann ging er rasch zu
Melchior und informierte auch sie über ihr Vorhaben.
Diesmal nahm Wärmland wieder die schnelle Strecke über die A 48 und
Kaifenheim. Mit ihm im Land Rover saß Regine Nau, der VW Passat
mit Reuter und den beiden anderen Beamten fuhr hinter ihnen. Trobisch wartete
schon am Treffpunkt hinter der Brücke. Sie besprachen anhand einer einfachen
Zeichnung ihr Herangehen an das Gebäude, legten ihre Schutzwesten an und fuhren
weiter.
In Wärmlands Kopf regten sich Fragen, ob er bei der ersten Begegnung
mit Petry etwas übersehen hatte, was vielleicht doch ein konkreterer Hinweis
auf seine Täterschaft hätte sein können. Aber er sah nur wieder das Bild eines
schmächtigen, nervösen und unsicher wirkenden Mannes vor sich. Er konnte sich
Petry immer noch nicht recht als den Harpunenkiller vorstellen. Aber der Mann
hatte es nicht weit bis zum Tatort Mosel, konnte sicher gut schwimmen und
wusste, wie man mit einer Harpune umgeht. War es möglich, dass sie dieser eher
unscheinbare Fischer derart hinters Licht geführt hatte?
Was, wenn seine Unsicherheit nur eine geniale Fassade war, hinter
der sich große Kaltschnäuzigkeit und Mordlust verbargen? Wenn Petry ein
begnadeter Schauspieler und zwar schmächtig, aber gleichzeitig durchtrainiert
und extrem gefährlich war? Vielleicht standen sie kurz vor der Antwort zu all
diesen Fragen. Wärmland schauderte bei dem Gedanken, dass sie ihrem Killer
vielleicht schon ganz nah gewesen waren, ohne ihn zu erkennen.
Aber es gab berechtigte Zweifel. Hätte ein so professionell
vorgehender Mörder wie der Harpunenkiller wirklich eine derart wackelige
Alibi-Konstruktion als Absicherung gewählt? Das schien Wärmland völlig abwegig.
Es gab jetzt nur noch eines, was Abhilfe schaffen konnte: ein
schneller Zugriff mit anschließendem Verhör. Unter dem Druck ihrer Erkenntnisse
würde Petry reden müssen. Das war im Augenblick der einzige Weg.
***
Sie ließen die Fahrzeuge auf dem großen Parkplatz links vor dem
Gelände der Aalräucherei stehen.
»Hoffentlich ist er da«, flüsterte Regine Nau, die hinter Wärmland
und Trobisch ging.
»Das ist jedenfalls sein Wagen«, antwortete Wärmland leise und wies
auf den Volvo vor dem Gebäude. Er griff in eine Jackentasche und fischte sich
zwei Colafläschchen heraus.
Langsam gingen sie weiter auf das Gebäude zu. Als sie es erreicht
hatten, schickte Wärmland die beiden Kollegen von der Bereitschaft zur linken
Hausecke. Trobisch und Reuter postierten sich rechts, während Regine Nau und
Wärmland an der Haupteingangstür Stellung bezogen. Alle standen mit gezogenen
Waffen auf ihren jeweiligen Positionen.
Wärmland betätigte den Klingelknopf. Wie schon beim ersten Besuch
tat sich gar nichts. Er drückte noch einmal. Dann ein drittes Mal sehr lange.
Sie hörten das Klingelsignal im Innern des Gebäudes, aber sonst blieb es ruhig.
Mit schnellen Schritten ging Wärmland zu den beiden an der linken
Hausecke positionierten Kollegen und gab einem von ihnen Anweisung, am
Hinterausgang Stellung zu beziehen und laut zu klopfen. Der Beamte setzte sich
augenblicklich in Bewegung, duckte sich unter den beiden Fenstern an der Seite
des Hauses hindurch und rückte bis zu der Tür vor, an der Wärmland und Trobisch
am Vortag vergeblich ihr Glück versucht hatten. Wärmland kehrte zur Haupteingangstür
zurück.
Der Beamte am hinteren Ausgang schlug mit der Faust heftig gegen die
Stahltür und forderte Petry auf, die Tür zu öffnen. Er wiederholte den Vorgang
nach etwa
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