Tod am Laacher See
die Männer ermordet hat, sollten Sie das hier und
jetzt eindeutig beweisen und alle Fakten auf den Tisch legen.«
Petry sah auf und richtete kurz den Blick auf Trobisch, bevor er an
Wärmland gerichtet weitersprach. »Ich habe große Sorge, dass die Sache von der
Presse aufgegriffen werden könnte. Das wäre eine Katastrophe«, sagte er ernst.
Wärmland runzelte die Stirn und schaute nun ebenfalls zu Trobisch
hinüber. »Ist es so delikat? Sie werden doch wohl kein Verhältnis mit unserer
Kanzlerin haben.«
»Das nicht. Und wenn es nur mich persönlich beträfe, würde ich das
hinnehmen. Aber es hätte sicher schlimme Auswirkungen auf eine ganze Familie,
und das will ich unter allen Umständen verhindern.«
»Ihr Privatleben ist Ihre Sache, Herr Petry. Wenn Sie nichts mit dem
Fall zu tun haben, dann können Sie tun und lassen, was Sie wollen. Von unserer
Seite erfährt die Presse nichts«, sagte Trobisch.
»Aber wir müssen Ihr Alibi für diesen Morgen kennen. Und dazu müssen
wir wissen, mit wem Sie zusammen waren«, gab Wärmland zu verstehen. »Diese
Person muss außerdem Ihre Aussage bestätigen. Darum kommen wir nicht herum. Es
gilt, einen gefährlichen Mehrfachmörder zu fangen, und wir können unser kleines
Kaffeekränzchen nicht beliebig ausdehnen. Sagen Sie uns also endlich, was los
ist.«
Petry schluckte und suchte nach einer Einleitung für sein
Bekenntnis. Dann schien er sich überwunden zu haben.
»Ich habe eine Affäre«, sagte er beinahe flüsternd.
»Das haben wir uns ja bereits gedacht. Es handelt sich dabei wohl um
eine Person, die bekannt ist«, sagte Trobisch.
»So kann man es ausdrücken.«
Wärmland nickte verständnisvoll. »Wenn es so heikel ist, versichere
ich Ihnen, dass wir die betreffende Person persönlich dazu befragen werden.
Niemand sonst. Sie werden sicher einsehen, dass wir Ihre Offenbarung allein
noch nicht als Fakt akzeptieren können. Wir müssen das überprüfen.« Wärmlands
Ton war freundlich, aber bestimmt.
»Natürlich. Das verstehe ich«, antwortete Petry.
»Wer ist es?«
Petry schluckte wieder. Dann riss er sich zusammen und schaute
Wärmland in die Augen. »Es ist die Frau des Bundestagsabgeordneten Dr. Reuscher.«
Wärmland lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Jetzt verstehen wir
Ihre Lage. Wird Frau Reuscher Ihre Angaben bestätigen?«
»Ja, das wird sie.«
»Dann ist es wohl etwas Ernstes. Waren Sie an diesem Montagmorgen
mit ihr in Ihrer Hütte am See?«
»Ja.«
»Deshalb haben Sie sich nicht wie üblich um Ihre Netze gekümmert.«
»Ja.«
»Sie treffen sich üblicherweise auf dem kleinen Parkplatz oberhalb
des Sees, sie lässt ihren Wagen dort und steigt in Ihren um, mit dem Sie dann
zur Hütte fahren.«
»Woher wissen Sie das?«, fragte Petry erstaunt.
»Sagen wir mal, es ist eine Mischung aus Fremdbeobachtung,
Kombination und Erkenntnis.«
»Offiziell fährt sie zum Joggen an den See«, erklärte Petry.
»Also, meine Frau dürfte nicht allein im Dunkeln irgendwo durch den
Wald joggen«, erwiderte Wärmland. »Haben die Reuschers nicht auch Kinder?«
»Ja, zwei Mädchen von zwölf und fünfzehn Jahren. Sehr auf ihren
Vater fixiert. Da hätte ich keine Chance.«
»Dann müssen Sie es aus vielen Gründen geheim halten.«
»Wir lieben uns«, sagte Petry aufgewühlt. »Doch unter den gegebenen
Umständen haben wir wohl kaum eine Zukunft.«
»Aber welche Frau geht denn um diese frühe Morgenstunde allein im
Wald joggen?« Wärmlands Stimme verriet Besorgnis. »Das erweckt doch Misstrauen
in der Umgebung. Hatten Sie keine Angst, dass die Sache auffliegt?«
»Es waren nur wenige Tage, an denen das überhaupt möglich war. Wenn
ihre Töchter zum Beispiel bei Freundinnen übernachteten. Aber das kam nicht
allzu oft vor.«
»Wie können wir Frau Reuscher möglichst unauffällig erreichen?
Sicher ist es über Handy am besten. Wann ist sie allein?«
»Wenn die Mädchen morgens in der Schule sind, kann sie am freiesten
sprechen. Aber die Familie bewohnt ein großes Haus in Ochtendung. Wenn es nötig
ist, kann sie immer ein stilles Zimmer finden.«
»Ich glaube Ihnen die ganze Geschichte, Herr Petry. Ich bedaure nur
den kleinen Aufmarsch bei Ihnen an der Staustufe. Das könnte noch Folgen haben,
weil es vielleicht nicht unbemerkt geblieben ist. Aber das ist nun nicht mehr
zu ändern. Die Angabe eines falschen Alibis kann eben zu Irritationen führen.
Und in Verdachtsfällen müssen wir handeln.«
»Das kann ich schon verstehen. Ich gebe Ihnen
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