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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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stimmten mit ein.
    Und auch der Bär.
    Doch bei ihm klang es wie eine Frage.
    Der Bär wiederholte das Geheul und blickte sich dabei um, als wüsste er nicht, wohin er gehen sollte.
    Er wollte wissen, wo die anderen Wölfe waren!
    Er wollte dem Rudel bei seinem Kampf helfen, wie es schon Marder, Krähen und Wildschweine taten. Schnell orientierte sich Laetitia, drehte ihren Körper in Richtung Rimella und knurrte mehrmals. Der Bär verstand, schüttelte die beiden kleinen Zweibeiner unsanft von seinen Beinen und lief begeistert los. Sie waren enttäuscht, als der Bär verschwand. Nach einiger Zeit, und mancher Träne, kletterten sie wieder auf die Rücken der Wölfinnen. Es blieb keine Zeit für einen Streit mit Placidia über das Ziel ihrer Reise. Erst einmal hieß dieses nur: fort von hier.
    Als sie den Hügelkamm über dem Dorf erreicht hatten, von dem vor gar nicht langer Zeit die Erde wie morsches Holz abgefallen war, blickte sich Laetitia noch einmal um, denn sie wusste nicht, wann sie ihre Heimat wiedersehen würde. Zwischen Rimella und dem Lager der Zweibeiner stieg Nebel empor, bildete eine dichte Wand, die zu den Seiten austrat, um auch den Rest des Landes zu verschlingen.
    Auf der einen Seite standen die Hunde. Es waren viel mehr, als Laetitia je zuvor gesehen hatte, sogar ein ganzes Rudel Dachshunde war dabei, und viele derjenigen, die aus Rimella verschwunden waren. Alle Schnauzen wiesen ins Dorf. Es roch nach einer Schlacht. Was die Hunde nicht sehen konnten, war, dass auch die Wölfe auf der anderen Seite Position bezogen hatten. Sie mussten von dem bevorstehenden Angriff Wind bekommen haben. Auch die Wildschweine standen bereit. Zusammen mit dem Bären wäre diese Übermacht niemals zu besiegen.
    Die Nacht würde ein Fest des Blutrausches werden.
    Und gefeiert würde das endgültige Verschwinden der Hunde Rimellas.

 
    Kapitel 12
     
     
    NEBBIA
     
     
    D as meinst du doch jetzt nicht im Ernst?« James Dean schüttelte sich, so eklig fand er allein die Vorstellung. »Das grenzt an Körperverletzung!«, stimmte ihm der Unglaubliche Houdini zu.
    »Stellt euch nicht an wie Mädchen«, meinte dagegen der rosa Pudel und fing an, sich zu suhlen. Franca tat es ihm nach und streifte ab und an wie zufällig an ihn.
    »Ich find’s ja auch ekelhaft, aber was meint ihr, wie die Wölfe es erst finden werden?« Niccolò sah fragend in die Runde. »Reißaus werden die nehmen! Das ist der pure Horror für Wölfe.«
    Das schien der Meute einzuleuchten.
    Sie ließen sich, wenn auch nur zögerlich, in den See aus Shampoo, Conditioner, Haarfestiger und Duschgel fallen, den Franca herbeigeschafft hatte. Sie hatten die Deckel abgebissen und den Inhalt rausgedrückt. Wie die Schweine sauten sich nun alle voll, bis ihr Fell klebte und sie sich selber nicht mehr riechen mochten.
    Da der Gestank an Intensität abnehmen würde, brachen sie sogleich tropfend in den Nebel auf, der nur zaghaft zurückwich. Niccolò vermutete, dass er flach auf dem Land lag und die Nacht darüber sternenklar war. Denn seine Farbe war nicht dunkel, sondern von hellem Grau wie das Fell eines Wolfes. Und genauso sacht wie ein solcher bewegte er sich auch.
    Niccolò ging voran, vor ihm würde sich die Nebelwandzuerst öffnen. Ihm würde der erste Biss eines Wolfes gelten – egal, wie groß das Rudel hinter ihm war. Er war die Speerspitze, bei ihm war der Gestank der Shampoos am geringsten. Ihm reichte er allerdings völlig. Grell und stechend drang er in die Nase, als wollte er alle seine Schleimhäute auf einmal abtöten.
    Plötzlich drückte sich jemand von der Seite an ihn. Niccolò zuckte zurück.
    »Nun spring nicht weg! Wie soll ich denn sonst was von dem Shampoo an mein Fell bekommen?« Canini rieb sich viel länger an Niccolò, als es nötig war. Dann tat sie das Gleiche an seiner anderen Seite. Trotz der Anspannung fand Niccolò Gefallen daran.
    »Aber du bist doch auf der Seite der verdammten Wölfe?«
    »Was für ein Blödsinn! Ich bin auf Isabellas Seite, und Isabella braucht dich, deswegen will ich nicht, dass dir etwas passiert. Das ist alles. Isabella kann die Wölfe genauso gut beobachten, wenn sie im Wald leben. Die müssen ja nicht unbedingt in deinem Dorf hausen. So sehe ich das. Und jetzt müssen wir bestimmt still sein, oder?«
    Es war eigentlich keine Frage, es war eine Bitte, keine Widerworte zu geben. Und sie an seiner Seite zu dulden. Niccolò kam dem gerne nach, denn er wollte nicht länger allein im dichter werdenden

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