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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Wolf. Wollte diesen befreien. Warum kümmerte sich ein so netter Mensch nur um eine solche Bestie? Diese diebischen Kreaturen hatten sein ganzes Dorf geraubt!
    Doch die Menschenfrau dachte auch an ihn, und dass er ihr das Leben gerettet hatte. Die Dankbarkeit hatte bereitstiefe Wurzeln in ihrer Seele geschlagen, Niccolò sah sich durch ihre Augen. So hatte er sich noch nie betrachtet.
    »Jetzt hast du mir auf die Schulter geschlagen! Du weißt doch, dass ich sie mir am Wochenende verrenkt habe. Lass stecken, ja? Ist gut. Komm! Reg dich ab. Ich bin doch nicht so blöd und erzähl Burgnich davon. Dann müsste ich die Sauerei nämlich gleich wegmachen. Von mir erfährt keiner was. Ist mir vollkommen wurscht, ob du das warst oder nicht. Unser wilder Baulöwe wird die Bescherung schon selbst sehen, wenn er heute Abend wieder an dem alten Fass da hinten schöne Träume zapft.«
    Der Atem der Frau wurde noch ruhiger, ihr Griff um seine Schnauze entspannte sich. Sie hob ihn höher und drückte ihren Kopf zärtlich an seinen Rücken. Niccolò wünschte sich, dass die Männer nie mehr fortgingen.
    »Wenn der kommt, ist die Plörre hier längst zu Essig geworden und stinkt wie Sau. Dann kann er sich vor Fruchtfliegen nicht mehr retten. Am besten lassen wir das Tor auf.«
    »Und die Wölfe?«
    »Seit wann können Wölfe durch Gitter gehen? Denen wird scheißegal sein, ob das Tor auf ist oder nicht. Bis morgen früh wird schon nichts passieren. Dann kümmern wir uns eh um die. Bin ich froh, wenn dieses blöde Geheule aufhört. Da hab ich schon Kopfschmerzen von.«
    Die Männer verließen den Keller.
    Damit endete Niccolòs Umarmung, er wurde auf den Betonboden gelassen. Die Frau kniete sich vor ihn hin: »So, kleiner Mann. Ich glaube, ich muss mich sehr bei dir bedanken! Ich bin übrigens Isabella. Und du? Hast du ein Halsband?« Sie fand es. »Niccolò? Der Name passt zu dir.« Sie strich ihm über Kopf und Ohren – genau über die richtigen Stellen. »Niccolò, ich weiß, du kannst mich nicht verstehen. Aber du musst jetzt leise sein, und auch nicht wegrennen! Ich muss jetzt etwas ganz Wichtiges machen. Ja?«
    Niccolò verstand jedes Wort. Er würde genau tun, was Isabella sagte. Er wollte ihr alles recht machen.
    Sie ging tiefer in den Kellertunnel. Als sie einen Schalter an der Seite betätigte, verschwand die Dunkelheit, weitere Fässer zeigten sich, und eine Wand, die aus dem rohen Stein des Hügels bestand, davor ein großer Flaschengitterkäfig, in dem sich drei Wölfe befanden. Sie waren hellwach und blickten zu ihnen. In ihren Mienen erkannte Niccolò eine gefährliche Mischung aus Angst und Wut. Isabella näherte sich ihnen langsam von der Seite, ohne mit den Armen zu fuchteln, und sprach dabei tief und monoton, sagte ihnen, dass sie nichts Böses wolle und dass sie gleich den Käfig öffnen würde. An vorderster Stelle stand eine stolze Wölfin, deren ungewöhnlich rotes Fell Niccolò sogleich wiedererkannte. Für ihn war es zwar nur grau, doch eines ohnegleichen. Es war fraglos dieselbe Wölfin, die Giacomo und ihn durch die Gassen Rimellas gehetzt und in Todesangst versetzt hatte.
    Isabella sah sich das Schloss an, die beiden Wölfe waren in den hinteren Teil des Käfigs zurückgewichen, doch die Wölfin blieb vorne stehen. Ein Prankenhieb durch das breite Gitter würde Isabella schwer verletzen, die nun unachtsam mit dem Kopf näher an das Schloss ging.
    »Tu ihr nichts, bitte.«
    »Setzt du dich für deine Herrin ein, Sklave?«, fragte die Wölfin barsch. »Erwarte kein Verständnis für dich oder die Zweibeinerin. Ihr Kopf gefällt mir gut. Es scheint, als habe sie nicht viel Fell, das die Haut schützt.«
    Niccolò lief knurrend zu Isabella vor. Er wollte nicht schon wieder einen Menschen verlieren. Die Verbindung zu ihr war wie ein wertvolles Geschenk, köstlicher und betörender als jede Speise, es füllte sein Herz und seine Seele bis zum Rand.
    »Ich habe keine Ahnung wieso, aber sie will euch Verbrechernhelfen und euch befreien! Hörst du? Ich würde euch hier verrotten lassen. Aber sie ist anders.«
    »Zuerst schießen sie uns ab, sperren uns ein wie dummes Vieh, und dann lassen sie uns einfach so wieder frei? Verkauf uns nicht für dumm, Missgeburt.«
    »Was habt ihr denn zu verlieren?«
    »Eine Gelegenheit zur Rache«, sagte die Wölfin.
    In diesem Moment hob Isabella den Kopf und blickte zu Niccolò. »Die Zahlenkombination war 0000! Genau wie bei mir zu Hause. Ich bin immer zu faul, mir was anderes zu

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