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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde
Autoren: H Nygaard
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Kollegen sind, nicht hin und wieder einmal etwas
gemeinsam unternehmen?«
    »Sie waren nicht beim Militär?«, antwortete Heimberger
mit einer Gegenfrage. »Der Commodore war nicht nur mein Vorgesetzter, sondern
stand im Rang auch erheblich über mir. Da teilt man das Privatleben nicht
miteinander.«
    »Aber man spricht doch mal über die Impressionen, die
man in einem Land fern der Heimat aufnimmt.«
    »Nein. Ich muss Sie täuschen – oder sagt man
enttäuschen? – Sorry, aber mein Deutsch holpert manchmal ein wenig. Ich war nur
der zweite Offizier hinter dem Commodore und habe seine Befehle ausgeführt.
Nach der Werft sind wir verschiedene Straßen gelaufen. Und wenn er mich am
Abend noch sprechen wollte, dann nur, um mit mir über die Arbeit des Tages zu
reden. Er hat dann nie gefragt, ob ich vielleicht schon ein anderes Interesse
hatte.«
    »Und? Hatten Sie?«
    Heimberger verzog das Gesicht zu einem Schmunzeln.
»Sicher. Deutschland ist das Land von Claudia Schiffer und Heidi Klum. Und die
beiden haben viele Töchter.«
    Vollmers und Lüder sahen sich an.
    »Sie meinen Schwestern?«, warf Lüder ein.
    Der Kapitänleutnant stutzte einen Moment, fasste sich
dann an den Kopf. »Ach, richtig. Das wollte ich sagen. Die Töchter wären
vielleicht zu jung für mich.«
    »Hat der Commodore sich auch für Frauen interessiert?«
    Heimberger protestierte heftig. »Nein. Der hatte keine
Zeit dafür. Ich habe ihn nie mit einem Mädchen gesehen. Der kannte nur seine
Arbeit.«
    »Wissen Sie von anderen Kontakten außerhalb der
Werft?«
    »Da gab es nie keine«, radebrechte Heimberger. »Der
Commodore hatte immer nur U-Boote im Kopf.«
    »Was haben Sie gestern Abend gemacht?«
    »Ich? Nach der Werft war ich hier und habe Chat
gemacht mit Argentinien. Halt – vorher habe ich an Papieren gearbeitet. Ich
kann Ihnen die leider nicht zeigen. Das ist Geheimnis. Sie verstehen?«
    »Waren Sie den ganzen Abend allein in Ihrem
Appartement?«, fragte Vollmers.
    »Wenn Sie den ganzen Tag nur in Büro arbeiten, dann
brauchen Sie ein wenig Luft. Wir von der Marine sind es gewohnt, die frische
Brise – sagt man so? – zu atmen. Nur drinnen – da erstickt man. Ich bin also
noch am Wasser spazieren gegangen. War ein schöner Abend. Ist fast so ähnlich
wie bei uns im Februar, wenn wir Sommer haben.«
    »Haben Sie jemanden getroffen? Hat Sie jemand
gesehen?«
    Heimberger schüttelte seinen Kopf, dass die dunklen
Haare flogen. »Nein. Wissen Sie, ich verstehe das nicht. Deutsche sind abends
immer zu Hause. Kaum jemand geht bei gutem Wetter an die Freiheit.«
    »Haben Sie Kontakt zum Konsulat oder zur Botschaft
Ihres Landes aufgenommen, und was hat man dort gesagt?«
    Das Gesicht des Kapitänleutnants verfinsterte sich,
als hätte jemand das Programm gewechselt. »Ich glaube nicht, dass Sie dies
etwas angeht«, gab er in militärisch klingendem Ton zurück.
    Lüder hatte den Eindruck, als wäre die
Gesprächsbereitschaft abrupt erloschen. Es würde auch nichts bringen,
Heimberger nach einem Verdacht zu befragen, ob er Hernandez möglicherweise für
kleine Aufmerksamkeiten für empfänglich hielt. Den Begriff Korruption wollte
Lüder dabei gar nicht näher in Erwägung ziehen.
    Der Argentinier blieb in der Form höflich, aber er
wirkte jetzt verschlossen. Frostig verabschiedete er die beiden Beamten.
    Sie kehrten zu ihrem Wagen zurück, als Vollmers Lüder
auf einen unauffälligen Opel Vectra aufmerksam machte, in dem ein Mann starr
durch die Scheibe nach vorn blickte, als kümmere ihn das Geschehen um ihn herum
in keiner Weise. Er hatte den Arm lässig auf die Tür mit der offenen
Seitenscheibe gelegt und spitzte jetzt die Lippen, als würde er ein fröhliches
Lied pfeifen.
    »Sehen Sie nicht hin. Er beobachtet uns im Rückspiegel«,
raunte Vollmers Lüder zu. »Er tut so, als wäre er gänzlich unbeteiligt. Im
Eifer des Gefechts hat er aber übersehen, dass der Trageriemen seiner Kamera
noch außenbords hängt. Der Bursche hat nicht nur das Haus, sondern auch uns
fotografiert.«
    »Dann sollten wir ihn fragen, was daran so spannend
ist«, schob Lüder zwischen den Zähnen hervor.
    »Ich habe mir die Nummer gemerkt«, sagte der
Hauptkommissar. »Ich vermute, dass es ein Kollege von der Presse war. Ich habe
den Mann nur undeutlich wahrgenommen, weil er im Schatten des Wageninneren
verschwand, hatte aber den Eindruck, dass er einen südländischen Einschlag
hatte.«
    »Ist denn ganz Südamerika hier versammelt?«, erwiderte
Lüder und ließ
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